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Artikel „Schelver, August Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 29–30, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schelver,_August_Franz&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 05:52 Uhr UTC)
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Schelver: August Franz S., Genre- und Schlachtenmaler, geboren 1805 zu Osnabrück, war als der Sohn eines Rechtsgelehrten erst für die Wissenschaften bestimmt, erhielt durch die Fürsorge seines Schwagers Dr. Richard Unterricht im Zeichnen und wurde bald darauf der Schüler des dortigen Porträtmalers H. Neelmeyer. Damals zeigte der junge Kunstscholar besondere Neigung zum Caricaturenzeichnen, ein Umstand, welcher von den Betroffenen mit längerer Carcerstrafe geahndet ward. Im Jahre 1826 erhielt S. von seiner Vaterstadt ein dreijähriges Reisestipendium, welches ihm ermöglichte, sich zu München weiter zu bilden. Er gab auch bald Proben eines tüchtigen Talentes, besonders im Genrefach; so brachte er schon 1829 ein heiteres Bildchen, wie ein Gutsbesitzer aus seinem Wagen einem Handwerksburschen Almosen spendet, auf die Kunstausstellung. Nun versuchte er sich auch in Pferdestücken und Bataillen; das erste Gemälde dieser Art (eine Scene aus der Schlacht bei Hanau), welches er 1833 nach seiner Rückkehr in Hannover zur Ausstellung brachte, kaufte der Herzog von Braunschweig. In Hannover malte S. den Vicekönig, Herzog von Cambridge und dessen Sohn, den Prinzen Georg, umgeben in großer Parade von den Generalen und höchsten Officieren der hannoverschen Armee, alle nach dem Leben – ein damals großes Aufsehen erregendes, auch von A. Bodmer lithographirtes Bild. Nun war S. in die ihm völlig zuständige Thätigkeit gelangt. Er verarbeitete nach dem Vorbilde Albrecht Adam’s, Bürkel’s und anderer Münchener frische Scenen aus dem Volksleben, Jagdgesellschaften, militärische Schlacht- und Paradestücke, theilweise sogar von größerem Umfang. Das Studium des Pferdes bot ihm immer neuen Stoff zur Darstellung, theilweise auch mit humoristischem Anflug. Da kamen Pferdehändler und Roßtäuscher, welche entweder auf dem Jahrmarkte oder vor dem Wirthshause und der Schmiede ihr Gewerbe treiben. Auch Schiffzüge mit Pferden, Jagdbilder (mit und ohne Porträts) malte S. unter der steigenden Gunst seiner hohen Auftraggeber. Mehrere Bestellungen für Hannover und St. Petersburg führten ihn wieder nach München, wobei ihm auch der in militärischen Costümen so wohlerfahrene Heinrich Ambros Eckert Beihülfe leistete. Dagegen lieferte S. demselben [30] Beiträge zu dessen großem mit D. Monten herausgegebenen Werke „Das deutsche Bundesheer“, namentlich zu den Gruppen der Braunschweiger und Hannoveraner. In München, wo S. fortan bis zu seinem am 23. October 1844 erfolgten Tode verblieb, malte derselbe viele Genrebilder und Darstellungen aus dem Volksleben in ruhigem und bewegtem Kreise, ländliche Scenen im Gebirge (einen „Tiroler Fuhrwagen“, nun in der Neuen Pinakothek, erwarb König Ludwig I.), Soldatenscenen, russische Kosaken, österreichische Kürassiere, französische Truppen in Algier und dergleichen, damals beliebte artistische Bravourstücke, welche „mit schöner Harmonie und anspruchloser Wahrheit“ dargestellt wurden, ohne daß die betreffenden Herren Maler viel mit originellen Studien oder Terrainkenntnissen sich plagten – auch Griechenhelden, Türken, Spanier und italienische Banditen waren beliebt, ohne daß die Künstler gerade je einem solchen Vorbilde begegnet wären; Publicum und Autor wetteiferten in Genügsamkeit, wenn sichs nur „gut machte“. Ob es seitdem überall besser geworden? Unter Schelver’s Schlachtbildern war auch eine Scene aus dem Rückzuge der Franzosen von Leipzig, aus den Gefechten bei Bautzen u. s. w. Schelver’s letzte größere Arbeit bildete ein Artillerie-Exercitium auf dem Marsfelde, welches König Ludwig I. dem russischen Kaiser 1842 vorführte. S. hat auch mehrere seiner Compositionen auf Stein gezeichnet, z. B. eine lustige Studentensuite zu Pferd und Leiterwagen, eine Treibjagd auf Hasen, eine Folge von Jagden (Sau-, Hirsch-, Entenjagd und Jägerrast) u. s. w.

Vgl. A. v. Schaden, Artistisches München, 1836. S. 133. – Kunstvereins-Berichte für 1844, S. 59. – Nagler, Künstlerlexikon 1845, XV, 179 und dessen Monogrammisten 1858, I, Nr. 578. – Vinc. Müller, Handbuch von München, 1845, S. 188. – Maillinger, II, Nr. 2650 ff., IV, Nr. 1592.