ADB:Schäffer, Konrad Freiherr von

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Artikel „Schäffer, Konrad Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 534–536, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4ffer,_Konrad_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 19:39 Uhr UTC)
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Schäffer: Konrad Rudolf Freiherr v. S., großherzoglich badischer Generallieutenant und Präsident des Kriegsministeriums, am 14. October 1770 zu Hagen-Ohsen bei Hameln als der Sohn eines hannoverschen Dragonercapitäns geboren, trat 1784 als Cadet beim 10. Regiment Prinz von Wallis Dragoner in den Dienst seines Heimathlandes, machte als Adjutant dieses Regiments die Feldzüge von 1793–95 gegen die Franzosen in den Niederlanden mit und war in den Friedensjahren eifrig und mit großem Erfolge bemüht, die Mängel seiner Jugendbildung durch Selbstudium auszugleichen, verließ jedoch im J. 1800 den hannoverschen Dienst, um als Capitän in einem von einem seiner Kameraden, dem späteren österreichischen Generalmajor v. Scheither errichteten kurmainzischen Jägercorps am Kriege gegen Frankreich theil zu nehmen. Als Scheither nach dem Frieden von Lüneville das Corps verließ, erhielt S. den Befehl desselben; als dasselbe darauf, nachdem ein Theil der kurmainzischen Lande an das Haus Nassau gefallen war, in den Dienst des letzteren übernommen wurde, ward S. am 2. December 1802 vom Fürsten Karl Wilhelm als nassauischer Major und Bataillonscommandeur bestätigt; am 28. Mai 1804 [535] wurde er nassauischer Oberst und Brigadier, sowie Vicepräsident und erstes Mitglied der Militärdeputation. Das nahe Freundschaftsverhältniß, in welches er zum Herzog Friedrich August trat, machte seine Stellung zu einer doppelt einflußreichen. Der Beitritt zum Rheinbunde legte dem Lande große militärische Opfer auf. S. wurde am 17. September 1806 zum Oberst und Commandeur der sämmtlichen nassauischen Truppen ernannt und rückte mit dem marschfähigen Theile derselben zum Feldzuge gegen die Schweden in Pommern ab, wo sie sich die Anerkennung ihrer französischen Vorgesetzten verdienten. Nach der Rückkehr wurde er am 1. Jan. 1808 Brigadegeneral. In dieser Eigenschaft ging er, als auf Napoleon’s Geheiß die Rheinbundstruppen den Franzosen im Kampfe gegen die Spanier beistehen mußten, nach der pyrenäischen Halbinsel, wo er an den Feldzügen der Jahre 1808 und 1809 und namentlich an den Kämpfen von Meza de Ybor, Medellin, Talavera de la Reyna und Almonacid theilnahm. Anfang 1810 wurde er zurückgerufen, weil die heimathlichen Militärverhältnisse dem Fürsten seine Anwesenheit wünschenswerth erscheinen ließen. Er fand hier jedoch manches zu seinen Ungunsten verändert, verschiedentliche Mißhelligkeiten mit einflußreichen und maßgebenden Persönlichkeiten riefen den Wunsch in ihm wach, den nassauischen Dienst zu verlassen. Er dachte daran in das französische Heer zu treten, wo man ihn gern aufgenommen hätte, als Großherzog Karl von Baden, welcher von den Unterhandlungen gehört hatte, ihm Dienste anbot. Am 1. Mai 1813 ward er zum badischen Generalmajor der Infanterie ernannt und übernahm die Leitung des Kriegsministeriums, welche bis dahin ein Civilist geführt hatte. Zunächst aber wurde er in Napoleon’s Hauptquartier entsandt, um die Interessen Badens und insbesondere die der bei der französischen Armee vertheilten badischen Truppen zu vertreten. Auf diese Weise wohnte er den Kriegsereignissen, welche der Beendigung des Waffenstillstandes folgten, bis zur Schlacht bei Dresden in der Umgebung des Kaisers bei; nach der Schlacht wurde er mit der Siegesbotschaft nach Karlsruhe entsendet und, als er von da auf den Kriegsschauplatz zurückkehrte, am 19. October in Leipzig gefangen genommen, vom König von Preußen aber entlassen, um dem Großherzoge von der Gefangennahme der badischen Truppen zu berichten und Befehle für deren ferneres Verhalten einzuholen. Von diesem wurde er sehr bald wieder mit Aufträgen in das Hauptquartier der Verbündeten nach Frankfurt a. M. gesandt, um den Beitritt Badens zu der Sache derselben vorzubereiten. Als derselbe vollzogen war, blieb S. bis Mitte Januar als badischer Militärbevollmächtigter im Hauptquartier. Im Februar konnten die neugebildeten Truppen zur Theilnahme an den Feindseligkeiten auf den Kriegsschauplatz abrücken, S. sollte die Cavalleriebrigade befehligen; da aber der Großherzog selbst dem Feldzuge beiwohnen wollte, mußte S. denselben in der Umgebung seines Fürsten mitmachen. Am 16. Januar 1814 zum Generallieutenant der Cavallerie und Präsidenten des Kriegsministeriums ernannt, ließ er sich nach der Rückkehr angelegten sein, die Truppen möglichst rasch, aber unter verständiger Schonung der Kräfte des Landes, auf einen Fuß zu setzen, welcher sie befähigte, den von ihm vorausgesehenen neuen kriegerischen Anforderungen zu entsprechen. Als diese 1815 an das Großherzogthum herantraten, erhielt er den Oberbesehl des 18 000 Mann starken badischen Feldarmeecorps, welches im Verbande des zweiten deutschen Armeecorps unter dem k. k. General der Cavallerie, Prinz von Hohenzollern, an der Belagerung und Einnahme von Straßburg theil nahm. Nach der Heimkehr übernahm S. von neuem den Vorsitz im Kriegsministerium, welchen er fortan 18 Jahre lang mit großer Ausdauer und gutem Erfolge geführt hat. Seine Aufgabe war eine um so schwierigere, als die dem Großherzogthume gegebene Verfassung den Ständen große Macht einräumte, welche diese mit Vorliebe zum Angriff auf die dem [536] sehr fortgeschrittenen Liberalismus wenig zusagenden Heereseinrichtungen benutzten. Aber auch die ärgste Opposition konnte gegen Schäffer’s Verwaltung nichts einwenden und alle politischen Parteien zollten seiner Person Achtung und Anerkennung. „S. mit seiner einnehmenden Persönlichkeit und seinem schönen norddeutschen Dialekt vertheidigte mit Erfolg und Würde die Rechte der Krone in den Kammern und war im Cabinet wie in der Armee an seinem Platze“ heißt es in v. Andlaw, Tagebuch, Frankfurt 1862, I, 115. 1817 hatte er mit Geschick eine Sendung erledigt, deren Zweck war, die Stimme des damals in Deutschlands inneren Angelegenheiten höchst einflußreichen Zaren bei einer Grenzstreitigkeit mit Baiern für Baden zu gewinnen. Im J. 1833 war des Generals Gesundheit schwankend geworden; Großherzog Ludwig entnahm daraus die Veranlassung, ihn am 4. December seiner Dienstgeschäfte zu entheben und ihn in den Ruhestand zu versetzen. S. zog sich auf seinen Landsitz Horrenbach bei Baden zurück und starb am 15. Januar 1838 in letzterer Stadt.

Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Freiherrn C. R. v. Schäffer etc. von Hofrath Dr. Georg Muhl, Pforzheim 1840 (enthalten u. a. seine Aufzeichnungen aus dem Feldzuge in Spanien).