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Artikel „Schäfer, Johann Adam“ von Christian Mayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 728–729, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4fer,_Johann_Adam&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 12:49 Uhr UTC)
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Schäfer: Dr. Johann Adam Sch., Rector und Consistorialrath in Ansbach, hervorragender bairischer Schulmann am Ende des 18. und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Geboren am 15. August 1756 als Sohn eines kleinen Wirthes in dem Markte Cadolzburg, wo einst Nürnberger Burggrafen hausten, hatte Sch. eine harte Jugend; er mußte sich, soweit seine junge Kraft reichte, allen ländlichen Arbeiten, auch den geringsten, unterziehen. Aber in dem feinbegabten Knaben lebte ein heißer Wissensdrang; er haschte nach jedem Buch, um darin zu lesen und zu lernen. Als er im 14. Lebensjahre stand, kam ein hoher geistlicher Würdenträger nach Cadolzburg; er wurde auf den artigen Knaben, der sich durch frischen Gesang beim Orgelspiel hervorgethan, aufmerksam, bestimmte die Eltern, ihren Sohn studiren zu lassen, und versprach möglichste Unterstützung. Im J. 1770 wurde dann Sch. als Alumnus ins Ansbacher Gymnasium aufgenommen. Mit höchster Gewissenhaftigkeit lag er hier den höheren Studien ob. Sein Herz begeisterte sich namentlich für das Lateinische. Als der König von Spanien der Anstalt ein sehr werthvolles Geschenk machte, wurde aus der Reihe der Zöglinge Sch. gewählt, dem Könige in einer lateinischen Epistel zu danken; er löste die Aufgabe in allen Ehren. Nach Vollendung der Gymnasialzeit bezog Sch. die Universität Erlangen, um dort, namentlich unter Harleß, Philologie, nebenher auch Theologie zu studiren. Daß ihm die Mittel fehlten, nach Göttingen zu gehen, um Heyne zu hören, hat er noch als Greis beklagt. Im J. 1778 wurde der junge Mann als Inspector ans Gymnasium in Ansbach berufen, in die Stadt, in der damals noch Joh. Peter Uz lebte, der Dichter, den Papst Clemens XIV. als den deutschen Horaz bezeichnete. Sch. schloß den Dichter, mit dem er sich auch persönlich berührte, warm ins Herz, und er konnte sich tief erzürnen, wenn Jemand den Ansbacher Poeten nicht nach Gebühr zu würdigen schien. Sch. blieb nun zeitlebens im Dienste des zunächst noch markgräflichen, dann kgl. bairischen Gymnasiums und rückte von Lehrstelle zu Lehrstelle vor, bis ihm die Leitung der Anstalt übertragen wurde. Damit stand er an seiner richtigen Stelle. Das öffentliche Urtheil reihte ihn seiner Zeit unter die sog. „großen Rectoren“ in Baiern. Höchst anregend im Unterricht, war er zugleich ein Vater seiner Schüler, die ihm herzlich ergeben waren. In seinem Wesen gesellte sich zu der natürlichen und imponirenden Würde auch warme Menschenliebe und ein gutes Stück liebenswürdigsten Humors, mit dem er gelegentlich spielend erreichte, was ernster und steifer Behandlung oft nur mühsam gelingen mag. Zahlreiche Schüler, die unter dem Rectorate Schäfer’s das Ansbacher Gymnasium besuchten, wirkten nachher als namhafte Lehrer an Hochschulen, als hervorragende Geistliche, oder haben sich in hohen Staatsämtern Verdienst und Ehre erworben.

Während Sch. mit seiner Lebenskraft in erster Linie der Bildung der Jugend diente, versäumte er doch nicht, sich auch wissenschaftlich zu bethätigen. Neben werthvollen kleineren Schriften erschien 1802 seine Uebersetzung der Briefe des Plinius in 2 Bänden mit Anmerkungen. Heutigen Tages nahezu vergessen, war doch die Arbeit zu ihrer Zeit weit berufen; man ehrte den Verfasser auch dadurch, daß man seinen Namen mit dem des berühmten Römers zusammenheftete und ihn zum Unterschied von seinen Namensvettern als den „Plinius Schäfer“ bezeichnete.

Im J. 1829 feierte Sch. sein 50jähriges Amtsjubiläum, hoch geehrt und ausgezeichnet von Staat und Stadt. Noch elf Jahre, die letzten davon [729] im Ruhestande, überlebte Sch. das Fest. Am 8. October 1840 entschlief er, nach einem Leben voll segensreicher Arbeit, das auch von den glücklichsten Familienverhältnissen verschönt gewesen. Eine Fülle von Zeichen der Ehrerbietung und Dankbarkeit häufte sich an seinem Grab. Denn es entsprach durchaus der Wahrheit, was eine lateinische Schrift der Erinnerung an den Entschlafenen am Schlusse sagt: „Sic enim cuique persuasum erat, e vita excessisse hominem non solum doctissimum et de juventute per longissimum temporis tractum optime meritum, sed etiam virum integerrimum et civem probissimum“.