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Artikel „Schäfer, Heinrich“ von Herman Haupt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 525–526, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%A4fer,_Heinrich&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:24 Uhr UTC)
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Schäfer: Heinrich S., Historiker, geboren am 25. April 1794 in Schlitz, als der Sohn des dortigen Lehrers und Cantors Schäfer, war anfänglich für den Verwaltungsdienst bestimmt, beabsichtigte dann sich der Musik zu widmen, bezog dann aber nach dreijähriger Vorbildung am Gymnasium zu Hersfeld am 18. October 1813 die Universität Gießen, um Theologie zu studiren. Nach Abschluß seiner Studien war er einige Jahre hindurch Hauslehrer in der Familie des Oberforstmeisters v. Prettlack in Darmstadt; im J. 1821 wurde er an der dortigen Hofbibliothek, in der er seit 1819 beschäftigt gewesen war, als Secretär angestellt und an derselben Anstalt in der Folge zum Bibliothekar befördert. Seine amtlichen Arbeiten gaben seiner Vorliebe für litterarische und geschichtliche Studien erneute Anregung; zugleich ergab sich ihm in Darmstadt [526] Gelegenheit, drei Winterhalbjahre hindurch Vorträge über allgemeine Geschichte an der dortigen Militärbildungsanstalt zu halten. In die Zeit seines Darmstädter Aufenthaltes fällt seine Betheiligung an der Herausgabe des „Museum Worsleyanum“ (einer Sammlung von antiken Basreliefs, Büsten, Statuen und Gemmen nebst Ansichten aus der Levante, herausgeg. von H. W. Eberhard und H. S., Darmstadt 1825–1829); auch zu den „Ethnographischen Denkmalen von Spanien“ (Lief. 1–5, Catalonien, gestochen von H. W. Eberhard, Darmstadt 1828) schrieb S. den Text und veranstaltete eine Uebersetzung von J. Sempere’s Betrachtungen über die Ursachen der Größe und des Verfalls der spanischen Monarchie (2 Theile, Darmstadt 1829). Im J. 1833 erfolgte Schäfer’s Berufung als ordentlicher Professor der Geschichte nach Gießen, in welcher Stellung er bis zu seinem Tode blieb. Im gleichen Jahre erschienen in Band 4 und 5 des von Schlosser und Bercht herausgegebenen Archivs für Geschichte und Litteratur seine „Geschichtliche Darstellung des Finanz- und Steuerwesens in Spanien vor und während der Regierung der katholischen Könige“ und die „Historische Uebersicht der portugiesischen Gesetzsammlungen“. Durch Jacob Grimm, mit dem er in Darmstadt bekannt geworden, war S. mittlerweile zur Bearbeitung der spanisch-portugiesischen Geschichte in größerem Umfang angeregt und den Herausgebern der Europäischen Staatengeschichte als Mitarbeiter empfohlen worden. Von seiner „Geschichte von Portugal“ erschienen die beiden ersten Bände in den Jahren 1836 und 1839, die Bände 3–5 in den Jahren 1850–1854. In die Zwischenzeit fällt die Herausgabe des zweiten Bandes der „Geschichte von Spanien“ (1844), deren ersten Band F. W. Lembke bearbeitet hatte; mit dem 1861 erschienenen dritten Band, welcher die Geschichte Aragoniens bis zum Jahre 1276 behandelt, bricht Schäfer’s Darstellung der spanischen Geschichte ab. Von der Geschichte Portugals, dem Hauptwerk Schäfer’s, erschien eine französische Uebersetzung; seitens des portugiesischen Historikers Herculano (Historia de Portugal I, 487) wurde das Werk bezeichnet als „o melhor livro que contecemos relativo a historia de Portugal“. Von kleineren Arbeiten sind nur noch Schäfer’s Beiträge zu W. A. Schmidt’s Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (I, 1844, S. 460 ff.; IV, 1845, S. 293 ff.) gleichfalls mit portugiesischer Geschichte sich beschäftigend, zu erwähnen. Im J. 1864 übernahm S. neben seiner Professur auch die zeitraubende Direction der Universitätsbibliothek zu Gießen; im gleichen Jahre bekleidete er das Rectorat und entwickelte in seiner Rectoratsrede seine Auffassungen „Ueber die heutigen Aufgaben der Geschichtschreibung“, als welche er namentlich die gleichheitliche Berücksichtigung der verschiedenartigen, in ihrem Innersten aber zusammenhängenden Lebensäußerungen der Völker, wie sie in Sprache, Wissenschaft, Kunst, Religion, Recht, Staat und Wirthschaftsleben zu Tage treten, bezeichnete. S. starb am 2. Juli 1869.

H. E. Scriba, Biograph.-litterar. Lexikon der Schriftsteller des Großh. Hessen; Abth. I (1831), S. 341. – J. J. Döllinger in den Sitzungsberichten der k. baier. Akademie der Wissensch. zu München; Jahrg. 1870, Band I, S. 427 (wieder abgedruckt in J. J. Döllingers Akademischen Vorträgen, II, 166 ff.).