ADB:Sartorius, Johann (niederländischer Theologe)

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Artikel „Sartorius, Johann“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 387–388, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sartorius,_Johann_(niederl%C3%A4ndischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 1. Dezember 2024, 03:55 Uhr UTC)
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Sartorius: Johann S., um 1500 zu Amsterdam geboren, als Förderer der Reformation in den Niederlanden ehrenvoll zu nennen. Schon frühe zeichnete er sich durch bedeutende linguistische Kenntnisse, auch der hebräischen Sprache, aus, und diese humanistischen Studien beeinflußten allerdings auch seine religiösen Ansichten. Als er daher, kurz nach 1520, zu Delft den Dominicaner Walter, genannt „der lutherische Mönch“, als Kämpfer wider den Ablaßhandel gehört hatte, war er bald für die Reformation gewonnen. Zwar bekannte er sich nicht öffentlich dazu, arbeitete aber im Stillen eifrig an der Ausbreitung der neuen Lehre unter seinen Schülern und Freunden im Geiste des Erasmus. Dadurch zog er die Aufmerksamkeit der Inquisition auf sich und wurde, als der Heterodoxie verdächtig, 1525 nach dem Haag geführt und verhaftet. Doch wurde nicht zu strenge gegen ihn vorgegangen; es genügte für diesmal, daß er die ihm vorgeworfenen Irrthümer gewissermaßen widerrief. Nach Amsterdam heimgekehrt, wagte er es nicht sofort wieder als Prediger aufzutreten und beschäftigte sich mit linguistischen Studien, wie sich aus der Herausgabe einer „Grammatica latina“ und „Centuria syntaxeon, in decades distincta“, Antwerpen 1530 ergibt. Im folgenden Jahre trat er aber als Vertheidiger der Lutherischen Rechtfertigungslehre wider Cornelius Crocus, Rector zu Amsterdam, auf mit einer Schrift „De fide justificante, ad Corn. Crocum, liber unus“, Basil., wogegen Crocus seine „Epistolae de fide et operibus adversus Joh. Sartorium“, Antv. 1531 herausgab. Es ist streitig, ob er damals im Ausland weilte; im nächsten Jahre aber erhielt er von der Regierung zu Amsterdam, welche sich der Reformation im Stillen geneigt zeigte, eine Lehrerstelle für lateinische Sprache, sowie der oben genannte Walter für das Griechische und Hebräische, vielleicht an der von Wilhelm Eggertsz gestifteten Schule. Zahlreiche Schüler genossen in der St. Paulusabtei oder am Versammlungsort der Rhetoriker über der Waage seinen der katholischen Kirche entgegentretenden Unterricht. Wie lange er dort arbeitete, läßt sich schwer nachweisen. Um 1536 aber finden wir ihn im Dorfe Noordwijk, wo er eine Schule für höheren Unterricht errichtet hatte, von der Hadrian Junius rühmt, sie habe mehr Gelehrte hervorgebracht, als des Trojaners Pferd Helden. Doch sah er sich bald dort bedroht und zog [388] nun nach Basel, wo er unter dem fingirten Namen Joannes Tosarrius Aquilovicanus (Noordwijker) seine höchst gelehrten „Paraphrases in quatuor prophetas, quos majores vocant“ und die „Paraphrases in duodecim prophetas, quos minores vocant, item in Sapientiam Salomonis“ 1558 herausgab. Im selben Jahre aber kehrte er nach Holland zurück, schloß sich öffentlich den Reformirten an und trat als erster Prediger zu Delft und 1570 zu Noordwijk auf, wo er leider kurz nachher starb. Von seinen schriftstellerischen Arbeiten sind noch zu erwähnen „De s. eucharistia“, „Observationes in Matthaeum“, „Annotationes scripturarum“, „Assertiones fidei“ und „Ad Satanae satellitium“, welche zu Basel herausgegeben sind, und die „Adagia“, Antw. 1561, welche zu Leiden 1656 und zu Amsterdam 1670 aufs neue gedruckt sind als „Joh. Sartorii adagiorum chiliades tres, sive sententiae proverbiales Graecae, Latinae et Belgicae, ex praecipuis autoribus collectae ac brevibus notis illustratae, ex recensione Corn. Schrevelii. Sie zeigen ihn als einen bedeutenden Sprachkenner und sehr gebildeten Gelehrten.

de Hoop Scheffer, Kerkhervorm. van Nederl. voor 1531, Dl. I u. II, passim. – Brandt I, bl. 92, 233 v. v. – Wagenaar, Amsterdam XI, bl. 198 v. v. und Glasius, Godgel. Nederl.