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Artikel „Saexinger, Johann von“ von Franz von Winckel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 723–724, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Saexinger,_Johann_von&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 05:24 Uhr UTC)
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Saexinger: Johann von S., geboren am 18. Mai 1833 in Aussig in Böhmen als Sohn eines praktischen Arztes, erwarb sich seine Gymnasialbildung in Eger und studirte in Prag, wo er vom Jahre 1860 an unter Professor Seyffert als Assistenzarzt an der geburtshülflichen Klinik thätig war, nachdem er im Jahre 1859 in Prag promovirt worden war. Hier lernten ihn junge württembergische Aerzte, die damals in Prag studirten, kennen, und sein ausgesprochenes Lehrtalent schätzen. Nachdem er zahlreiche gynäkologische Abhandlungen in der Prager Vierteljahrsschrift veröffentlicht hatte, die die Aufmerksamkeit der Fachgenossen auf ihn lenkten, ward er 1868 erst 33 Jahre alt nach dem Tode Breit’s auf den Lehrstuhl für Geburtshülfe nach Tübingen berufen. Die geburtshülfliche Klinik in Tübingen war damals noch im sogenannten Klinikum der alten Burse, einem 400 Jahre alten Studentenlogirhause und eine gynäkologische Klinik existirte nicht. S. schuf dieselbe zuerst und hat als eifriger Anhänger der Semmelweis’schen Lehren nicht bloß sein redlich Theil zur Durchführung der Antiseptik beigetragen, so daß er am 26. September 1886 auf eine Serie von 1000 Wöchnerinnen ohne einen Puerperalfiebertodesfall zurückblicken konnte, sondern auch auf der gynäkologischen [724] Abtheilung schon in früher Zeit das Verschwinden septischer Processe nach vielen und großen wohlgelungenen gynäkologischen Operationen zu erreichen vermocht. Von sprudelnder Lebendigkeit, begeistert von seinem Beruf, durchdrungen von der absoluten Nothwendigkeit gründlicher geburtshülflicher Schulung der jungen Mediciner, von seltener Redegewandtheit und feinem Humor vermochte er seine Zuhörer zu packen und fortzureißen, wie es nicht vielen beschieden war. Mit vielem Interesse verfolgte er die Fortschritte der Wissenschaft und pflegte dieselben mit seinen Assistenzärzten regelmäßig zu besprechen, wobei er ein merkwürdig gutes Urtheil an den Tag legte und auch in der Prognose neu auftauchender Gesichtspunkte mit seiner Ansicht meistens den Nagel auf den Kopf traf. – Er wußte seine Schüler stets mit großer Liebenswürdigkeit zu selbständigem Arbeiten heranzuziehen.

Im Jahre 1890 bezog er die von ihm ins Leben gerufene neue gynäkologische Klinik, die nach seinen Angaben aufs Trefflichste eingerichtet worden war.

Wenn S. außer der Bearbeitung einiger Capitel in Maschka’s gerichtlicher Medicin nur wenig durch die litterarische Thätigkeit vor weitere Kreise trat, so hat er um so mehr als Lehrer bei seinen Zuhörern und Schülern Segen gestiftet.

Anerkannt von der württembergischen Regierung und geehrt durch Verleihung hoher Orden, hochverehrt von seinen Schülern und seinem Bekanntenkreis, unterlag er am 30. März 1897 nach kurzer Krankheit einer Perforationsperitonitis.

Von seinen Schriften erwähnen wir folgende: „Schwangerschaft und Geburt“, l. c. Maschka III, 193–291; Fruchtabtreibung „Abortus“ l. c. Maschka, Tübingen 1882, III. 233–292; „Kunstfehler in geburtshülflicher Beziehung“ in Handbuch d. ger. Medicin v. Maschka, 8°, Tübingen 1882. III, 649–690; „Ueber die Entwicklung des medicinischen Unterrichts an der Tübinger Hochschule. Rede zum Geburtsfest seiner Majestät des Königs am 6. März 1883 im Namen der Eberhard-Carls Universität“, 33 S. 8°, Tübingen 1883; „Gefrierdurchschnitt einer Kreißenden“ imp. fol. Tübingen 1888.

Biograph. Lexikon von Gurlt-Hirsch. 1887, V. Bd., S. 146, 147. – Index Catalogue of the library of the surgeon-generals office Unit. States army vol. XII, 1891, p. 437. – Monatsschrift f. Geburtsh. und Gynäkologie von A. Martin u. M. Sänger. 1897, Bd. V, S. 539.