ADB:Rott, Karl Mathias
Raimund in komischen Partien erfolgreich durch mehr als vier Jahre wirkte. Damals prophezeite ihm Saphir, er werde einer der besten und natürlichsten Schauspieler werden. Das bewies er bei seinem Gastspiele im Hofburgtheater (Februar 1836) nicht, wo ihn das ängstliche Bemühen, hochdeutsch zu sprechen, an freier Entfaltung hinderte. Im selben Jahre noch wendet sich R. nach Pest, nach Raimund’s Tode wagt er es im Verschwender aufzutreten und findet in Raimundischen Rollen sowohl in Ungarn, als auch 1837 in Berlin, wohin er 1850 und 1867 als gern gesehener Gast zurückkehrte, großen Beifall. Nach dem Brande des Pester Theaters wird er von Pokorny für das Theater an der Wien engagirt, dem er auch mit kurzer Unterbrechung durch das Quaitheater (1862) bis zu seinem am 10. Februar 1876 erfolgten Tode angehört. Die Volksdichter Berla, Kaiser, Langer, Flamm, Hopp arbeiten für den fleißigen Schauspieler. In den fünfziger Jahren steht er den beliebtesten Wiener Komikern Nestroy, Scholz, Treumann, als gefährlicher Rivale gegenüber. Wirkt Treumann durch quecksilberne Nuancentechnik, Nestroy durch ätzende Satire, Scholz durch behäbigen Humor, so weiß R. in Charakterfiguren nach einheitlichen Gesichtspunkten zu gestalten und besonders ernste, tragische Scenen in der Tradition Meister Raimund’s durchzuführen. „Ein Anschütz der Vorstadt“. Die Aera Offenbach brachte ihm Aufgaben, denen er bereitwillig, aber nicht mit gleichem Erfolge nachkam, am Abende seines Lebens erstehen ihm durch Anzengruber’s Stücke wieder würdige Aufgaben; der „Meineidbauer“, Berla’s „Zigeuner“, Langer’s „Judas im Frack“, den er 1872 zur Feier seines 50jährigen Künstlerjubiläums spielte, sind einige seiner bedeutendsten Leistungen. Getadelt wird seine Rollensucht und sein Tyrannisiren jüngerer Talente.
Rott: Karl Mathias R., Schauspieler, geboren zu Wien am 23. (nach andern am 18.) Februckr 1807, wanderte als Anfänger durch die österreichischen und ungarischen Provinzen, bis er 1832 von Graz an das Josefstädtertheater kam und neben- Wurzbach 27, 145 und die daselbst verzeichneten Quellen. Vgl. ferner die Nekrologe der Wiener Tagesblätter. – Schlögl, Vom Wiener Volkstheater S. 169. – Costenoble, Aus dem Burgtheater I, 271, II 242, 264.