Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Roth, Justus“ von August Rothpletz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 533–534, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roth,_Justus&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Roth, Johannes
Nächster>>>
Roth, Karl Ludwig
Band 53 (1907), S. 533–534 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Justus Roth in der Wikipedia
Justus Roth in Wikidata
GND-Nummer 11663832X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|53|533|534|Roth, Justus|August Rothpletz|ADB:Roth, Justus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=11663832X}}    

Roth: Justus R., geboren 1818, war durch seines Vaters Beruf von Anfang an dazu bestimmt, Apotheker in Hamburg zu werden. Nachdem er die dazu nöthigen Studien vollendet hatte, beschäftigte er sich doch noch drei Jahre lang an den Universitäten in Berlin und Tübingen mit Chemie, Mineralogie und Geologie, und dann erwarb er sich 1844 in Jena den Doctorgrad. Die nun folgende Zeit praktischer Thätigkeit als Apotheker dauerte nur fünf Jahre und 1848 siedelte er nach Berlin über, wo er sich bis zu seinem 1892 erfolgten Tode ganz der Wissenschaft widmete. Die ersten sieben Jahre beschäftigten ihn unter dem Einfluß seiner beiden Lehrer Gustav Rose und Ernst Beyrich kleinere mineralogische und geologische Arbeiten, und erst im J. 1855 fand er ein größeres Thema, das er sofort mit der ihm eignen Gründlichkeit in Angriff nahm und schon 1857 in der großen Monographie des „Vesuvs und seiner Umgebung“ zum Abschluß brachte. Was allen seinen späteren Arbeiten eignete, zeigte sich auch hier schon, nämlich eine ungemein sorgfältige und objective Behandiung des Stoffes gepaart mit erschöpfender Litteraturkenntniß. Darum haben seine Arbeiten auch heute noch und auch da, wo seine eignen Anschauungen als veraltet gelten müssen, ihren Werth behalten und sind beliebte Nachschlagebücher geblieben. Mit besonderer Vorliebe hat er sich von nun ab mit vulkanischen Themata beschäftigt und darüber eine größere Zahl kleinerer Originalarbeiten veröffentlicht. Mit seinen „Beiträgen zur Petrographie des plutonischen Gesteins“ 1869, 1879 und 1884 hat er bedeutungsvolle Quellenwerke geschaffen. Der akademischen Lehrthätigkeit wendete er sich erst 1861 zu und so habilitirte sich der 47 jährige Mann an der Berliner Universität als Privatdocent. Im J. 1867 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und zugleich zum a. o. Professor an der Universität ernannt. Nun zog man ihn auch zu den schon früher von Beyrich und G. Rose begonnenen geologischen Aufnahmen im niederschlesischen Gebirge hinzu und dabei gewann er jene Auffassung der krystallinen Schiefergesteine [534] als einer plutonischen Erstarrungskruste der Erde, an der er bis zum Ende seines Lebens festhielt. Daß dieselbe auch in weiteren Kreisen so lange Zeit Verbreitung fand, ist zum guten Theil seinem Einfluß zuzuschreiben.

In dieser Zeit faßte er auch den Plan zu seiner „Allgemeinen und chemischen Geologie“, von der der erste Band 1879, der zweite 1885, der dritte 1890 und 1893 erschien. Es war dies das Hauptwerk seines Lebens, an dem er 25 Jahre gearbeitet hat, jedoch ohne es ganz zu Ende zu führen. Es ist darin eine Unsumme von Wissen aufgespeichert und die klare Disposition macht es trotz der etwas trockenen Behandlungsweise zu einem äußerst werthvollen Hülfsmittel für alle, die sich auf diesem Gebiete unterrichten wollen.

Seine Arbeitskraft war hierdurch und durch seine erfolgreiche Lehrthätigkeit keineswegs zu erschöpfen. Er veröffentlichte nebenbei eine große Anzahl petrographischer und geologischer Arbeiten und allgemein verständliche Darstellungen wie „die geologische Bildung der norddeutschen Ebene“ 1879, „Flußwasser, Meerwasser und Steinsalz“ 1878 und „über die Erdbeben“ 1882. Und fünf Jahre vor seinem Tode wurde der bald Siebenzigjährige noch zum ord. Professor für Petrographie und allgemeine Geologie ernannt.