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Artikel „Roos, Philipp Peter“ von Heinrich Weizsäcker in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 458–459, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Roos,_Philipp_Peter&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 14:17 Uhr UTC)
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Roos: Philipp Peter R., genannt Rosa di Tivoli, Maler. Geboren in Frankfurt a. M. 1651, † in Rom 1705. Aeltester Sohn des Thiermalers Johann Heinrich Roos und dessen Schüler; ferner in Italien gebildet, wohin [459] ihn der Landgraf von Hessen-Kassel auf seine Kosten reisen ließ. Nach Rom gelangt, hat R. dort seinen bleibenden Aufenthalt genommen; die Heirath mit der Tochter eines römischen Kunstgenossen, der zu Liebe er zur katholischen Kirche übertrat, hat vollends dazu beigetragen, ihn seiner Heimath fremd werden zu lassen. Unter vier Brüdern, die sich alle der Malerei widmeten, ist Philipp entschieden der begabteste gewesen, und man kann ihn insofern als den eigentlichen geistigen Erben seines Vaters bezeichnen, dem er auch äußerlich darin folgte, daß er dessen Hirten-Idyllen zu malen fortfuhr, obwohl er sich von der specifisch niederländischen Manier, der der Vater und die Brüder anhingen, in Italien lossagte und zu den breiter und großartiger gehaltenen Allüren der italienischen Schule seiner Zeit überging. R. schlug nach seiner Verheirathung seinen Wohnsitz in Tivoli auf, wohin ihn ohne Zweifel der Umstand lockte, daß er dort die Natureindrücke unmittelbar vor Augen hatte, deren er für seine Malerei bedurfte: die südliche Berglandschaft und die charakteristische Thierstaffage der römischen Rinder, Schafe und Ziegen. Er malte seine Gegenstände mit Vorliebe lebensgroß. Die delicate und stimmungsvolle Tonwirkung, die sein Vater im Rahmen von minder umfänglichen Cabinetbildern zu erzielen wußte, hat er dabei nicht erreicht. Dagegen imponiren seine Bilder durch lebensvolle Beobachtung, geschmackvolle Anordnung und virtuosen Vortrag, wobei nur zu bedauern bleibt, daß sie, wahrscheinlich infolge von Anwendung unsolider Farbmittel, stark nachgedunkelt sind. Philipp R. soll gleich seinem jüngeren Bruder Johann Melchior ein lockeres und verschwenderisches Leben geführt haben, doch mag in den Kreisen der niederländischen Malercolonie in Rom, aus der die compromittirenden Erzählungen über seinen Lebenswandel stammen, die Ueberlieferung manches übertrieben haben.

Die von seiner Hand in zahlreichen deutschen und ausländischen Sammlungen erhaltenen Gemälde setzen allein im Hinblick auf Zahl und Umfang ein nicht unbeträchtliches Maß von Arbeit und Studium voraus, selbst wenn dem Künstler, wie gleichfalls erzählt wird, eine außergewöhnliche Handfertigkeit zu Gebote stand. Auffallend wenig ist von R. in seiner Vaterstadt Frankfurt zu finden, doch besitzt hier wenigstens die Sammlung des Städel’schen Kunstinstituts zwei gute Thierstücke aus seiner römischen Zeit.

Houbraken, De grote Schouburgh etc. II (1719), S. 279 – Hüsgen S. 255 ff. – Gwinner S. 213 ff. – Woltmann-Woermann III, 879. – Janitschek S. 572.