ADB:Riedesel, Friedrich Adolf Freiherr von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Riedesel, Friedrich Adolf, Freiherr zu Eisenbach“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 531–532, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Riedesel,_Friedrich_Adolf_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 08:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Riederer, Karl
Band 28 (1889), S. 531–532 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Adolf Riedesel in der Wikipedia
Friedrich Adolf Riedesel in Wikidata
GND-Nummer 107101599
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|531|532|Riedesel, Friedrich Adolf, Freiherr zu Eisenbach|Bernhard von Poten|ADB:Riedesel, Friedrich Adolf Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=107101599}}    

Riedesel: Friedrich Adolf R., Freiherr zu Eisenbach, braunschweigischer Generallieutenant, geboren am 3. Juni 1738 auf dem Schlosse Lauterbach, in Oberhessen am nördlichen Abhange des Vogelberges gelegen, sollte nach dem Willen seines Vaters die Rechte studiren und bezog zu diesem Zweck, fünfzehnjährig und sehr mangelhaft vorbereitet, die Universität Marburg, ließ sich aber durch den Commandeur des hier garnisonirenden hessischen Infanteriebataillons bestimmen, bei diesem Dienste zu nehmen, wurde Officier und gehörte zu den Truppen, welche in britischem Solde 1755 nach England gingen, wo man eine Landung der Franzosen fürchtete. Hier, wie später überall, wo sich ihm Gelegenheit bot, war er bemüht, die Mängel seiner Jugendbildung durch fleißiges Studiren auszugleichen. Im Herbst 1757 kam er nach Deutschland zurück; sein Regiment stieß zu der im nördlichen Hannover stehenden Heeresabtheilung, deren Oberbefehl bald darauf der Herzog Ferdinand von Braunschweig übernahm. Als dieser von den Commandeuren der im untergebenen Truppentheile einige junge, gewandte und zuverlässige Officiere erbat, die gut reiten könnten und deren er sich bedienen wollte, um mündliche und schriftliche Befehle namentlich auch in der Schlacht, zu überbringen, ward hessischerseits R. gesandt. Dieser verstand es, durch seine Thätigkeit, Umsicht und Entschlossenheit aus der ihm angewiesenen bescheidenen Stellung eine sehr wichtige und einflußreiche zu machen, so daß er bald die Rolle eines höheren Adjutanten und Generalstabsofficiers spielte. Der Herzog vertraute ihm die wichtigsten Aufträge, gebrauchte ihn nicht nur vor dem Feinde, sondern auch um den eigenen Truppen gegenüber die Ausführung gegebener Befehle zu überwachen, Unterschleife und Erpressungen zu verhindern und dgl.; stets fand er ihn achtsam, verständig und, bei sorgfältiger Wahrung der äußeren Formen, wenn es nöthig war rücksichtslos durchgreifend. Der Werthschätzung, welche er Riedesel’s Fähigkeiten zollte und seiner Anerkennung der von diesem geleisteten Dienste, gab er häufigen Ausdruck. So sandte er ihn nach der Schlacht bei Minden (1. August 1759) mit der Siegesbotschaft zum Landgrafen, seinem Kriegsherrn, und bat denselben, bei dieser Gelegenheit R. eine Belohnung für sein von jeher und namentlich in der letzten Schlacht bewiesenes, vorzügliches Benehmen zu[WS 1] theil werden zu lassen. Der Landgraf entsprach dem Wunsche, indem er den Fähnrich v. R. zum Rittmeister ernannte; die dadurch ihm verliehene Husarenschwadron übernahm dieser jedoch nicht, da der Herzog ihn auch ferner bei sich behielt. Durch jene Beförderung waren Benachtheiligungen ausgeglichen, welche R. vorher in seinem Aufrücken erfahren hatte; da er nicht beim Regiment war, hatte man ihn, wenn es sich um Besetzung freigewordener Stellen handelte, [532] übergangen. Im Frühjahr 1761 erfuhr er von neuem eine derartige Schädigung seiner Interessen. Auf Veranlassung des Herzogs erbat er nun seinen Abschied aus hessischen Diensten, wogegen dieser ihm das Patent eines braunschweigischen Oberstlieutenants und das Commando des herzoglichen Husarenregiments verschaffte; am 10. Mai 1761 übernahm er das letztere. Kurz zuvor war ihm angeboten worden, in preußische Dienste zu treten. Den Rest des Siebenjährigen Krieges machte er an der Spitze jenes Regiments mit; denn ging er mit demselben nach Wolfenbüttel und stand dort als Oberst, Commandeur eines Dragonerregiments und Generaladjudant des regierenden Herzogs Karl in Garnison, als letzterer mit England einen Vertrag über die Stellung eines zum Kampfe gegen die aufgestandenen Staaten Nordamerikas bestimmten Corps von 4298 Mann schloß und R. mit dem Oberbefehl desselben betraute. Am 22. Februar 1776 marschierte dieser, gleichzeitig zum Generalmajor ernannt, von Braunschweig ab. Seine Bestimmung war nach Canada. Am 1. Juni kam er vor Quebeck an. Es war ihm jedoch nicht vergönnt, auf dem Kriegsschauplatze jenseits des Weltmeeres große Lorbeeren zu pflücken, denn am 17. October 1777 gerieth er, nachdem er vorher nur an weniger bedeutenden Gefechten einen immerhin ehrenvollen Antheil genommen hatte, durch die Capitulation des General Bourgoyne bei Saratoga in Kriegsgefangenschaft, in welcher er drei volle Jahre blieb. Dann wurde er ausgewechselt und von seinem britischen Vorgesetzten mehrfach mit wichtigen Commandos betraut, fand aber ebensowenig wie früher Gelegenheit sich vor dem Feinde auszuzeichnen und zog, nachdem Friede geschlossen war, am 8. October 1783 in Braunschweig wieder ein. Für seine geleisteten Dienste erhielt er nachträglich von England ein jährliches Gnadengehalt von 150 Pfund Sterling. In ruhige Verhältnisse zurückgekehrt, ließ R. sich angelegen sein, die in Amerika gemachten Erfahrungen im heimischen Heerwesen zu verwerthen; namentlich bemühte er sich der Ausbildung für das zerstreute Gefecht Eingang zu verschaffen; Das Leben in der Heimath wurde aber bald durch einen neuen Ausmarsch unterbrochen. Der durch den preußischen Zug nach Holland im J. 1787 wieder auf seinen Thron gelangte Erbstatthalter der Niederlande fühlte die Nothwendigkeit, sich zur Behauptung desselben auf fremde Bajonette zu stützen; er schloß daher mit Braunschweig einen Vertrag über Stellung eines Hülfscorps von 3000 Mann ab, zu dessen Befehlshaber Herzog Karl Wilhelm Ferdinand den inzwischen zum Generallieutenant aufgestiegenen R. ernannte. Ende April 1788 traf dieser in der ihm als Garnison angewiesenen Festung Mastricht ein, wo die braunschweigischen Truppen bis Ende 1793 blieben; Riedesel’s Aufenthalt daselbst ward jedoch durch öftere Krankheit, welche auswärtige Behandlung erforderte, und durch anderweite Veranlassungen mehrfach unterbrochen; so war er auch während der in der Zeit vom 5. Februar bis zum 5. März 1793 durch die Franzosen ausgeführten Belagerung nicht dort anwesend. Nach der Heimkehr der Truppen ward er Commandant von Braunschweig, daneben aber war er Oberbefehlshaber sämmtlicher Truppen und Generaladjutant des Herzogs; den kriegerischen Ereignissen der folgenden Jahre, an denen die braunschweigischen Regimenter überhaupt nur geringen Antheil hatten, blieb er fern; der braunschweigische General R., welcher gelegentlich derselben genannt wird, war sein älterer Bruder Johann Konrad. Er selbst starb zu Braunschweig am 6. Januar 1800 infolge eines Schlagflußes.

M. v. Eelking, Leben und Wirken des General F. A. v. Riedesel, Freiherrn zu Eisenbach, 3 Bände, Leipzig 1856; enthält vielfachen Schriftwechsel und geschichtliche Beweisstücke.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: zu zu