ADB:Rheinbaben, Georg Wilhelm von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rheinbaben, Georg Wilhelm von“ von Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 380–382, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rheinbaben,_Georg_Wilhelm_von&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 04:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 28 (1889), S. 380–382 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2019, suchen)
Georg Wilhelm von Rheinbaben in Wikidata
GND-Nummer 138333785
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|28|380|382|Rheinbaben, Georg Wilhelm von|Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay|ADB:Rheinbaben, Georg Wilhelm von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138333785}}    

Rheinbaben: Georg Wilhelm v. R., Herzogl. sachsen-weimarischer Minister, aus einer schlesischen Familie entsprossen, etwa um 1675 geboren, war frühzeitig nach Thüringen gekommen, wo man ihm zuerst im J. 1704 in Weimar als Hofmarschall begegnet. Obgleich er in dieser Stellung sich der hohen Gunst des Herzogs Wilhelm Ernst erfreute, fand er sich doch im J. 1710 veranlaßt, seinen Abschied zu geben und die ihm angebotene Stelle als Regierungspräsident beim Herzog von Coburg-Saalfeld anzunehmen. Herbeigeführt ward dieser Schritt durch die damals beginnenden Zwistigkeiten, die der Herzog mit seinem, im J. 1709 mündig gewordenen Neffen Ernst August (s. A. D. B. VI, 317) hatte, welcher, einem leidigen Familiengesetze zur Folge, zum Mitregenten hatte ernannt werden müssen. Der ältere Herzog behauptete das ihm gebührende Principat, die eigentlich ausübende Macht und Gewalt; der jüngere, energisch und leidenschaftlich, wollte sich dem nicht unterwerfen. Daraus entstanden Streitigkeiten in unzähliger Reihenfolge, so daß schließlich im J. 1723 ein kaiserliches Rescript dem jüngeren Herzog Mäßigung und Nachgiebigkeit auferlegte. Alles dies hatte der scharfsichtige R. vorhergesehen, und da er ebensowol den Herzog Wilhelm Ernst als weisen Regenten verehrte und hochstellte, wie er andererseits den mannigfachen guten Eigenschaften des Herzogs Ernst August Gerechtigkeit widerfahren ließ, was ihm durch dessen höchstes Vertrauen erwiedert wurde, so zog er vor, einer derartigen schwierigen Stellung sich zu entziehen, als einziges Mittel, dem alten Herrn gegenüber seine Ergebenheit unvermindert zu bewahren, und zugleich seine persönlichen Beziehungen zum jungen Herrn nicht abzubrechen. Er erreichte auch diese Absicht so vollständig, daß er bei der [381] infolge des erwähnten kaiserlichen Rescripts stattfindenden sogenannten Mediations-Conferenz als Bevollmächtigter des Herzogs Ernst August fungirte, und daß nach dem Tode des Herzogs Wilhelm Ernst im August 1728 er sofort als erster Minister nach Weimar berufen ward. In dieser Stellung hat er dann noch elf Jahre lang dem Fürsten und dem Lande die wichtigsten Dienste geleistet. Seinem Einflusse ist es wesentlich zuzuschreiben, daß der Anfang der neuen Regierung sich nicht durch hastige und überstürzte Neuerungen bemerkbar machte, was nach dem Charakter des Herzogs wohl zu befürchten war. Für bessere Verwaltung des Landes und regelmäßigere Justizpflege wurde eifrig gesorgt, Gewerbe und Handel wurden gehoben, gemeinnützige Bestrebungen unterstützt; Vieles geschah für die Schulen des Landes, für das Gymnasium zu Weimar, für die Universität Jena. Nicht bloß bei vielfachen reorganisatorischen Verordnungen war R. seinem Fürsten von Werth; auch negativ hatte er seine großen Verdienste, indem er den jähzornigen und halsstarrigen Herzog vor manchen Extravaganzen zu bewahren wußte, wie deren nach Rheinbaben’s im J. 1739 erfolgten Tode vielfältig zur Erscheinung kamen. Er stand fortwährend im höchsten Ansehen bei dem Herzog, der bei Gelegenheit einer den Minister heimsuchenden Krankheit einem Verwandten schrieb: „Wie höchst bekümmert ich darüber bin, können Sie sich leicht einbilden; denn dies ist der beste Minister von der ganzen Welt, in allen Tugenden und Geschicklichkeiten und der eine Sache reell und uninteressirt weiß zu tractiren, und der Unsers fürstlichen Hauses Zustand am meisten inne hat.“ Auch von anderen Zeitgenossen wird R. aufs vortheilhafteste geschildert; der bekannte Pöllnitz, der selten seiner bösen Zunge einen Zügel anlegt, sagt von ihm: „Der Baron v. Reinbaben hat den Titel Präsident des Staatsraths. Er ist ein Mann von guter Familie, aus Schlesien, von sehr großer Capacität, dessen Sanftmuth und Bescheidenheit wenig ihres Gleichen finden, – der in seiner Jugend viel gereist ist, und sich das Gute aller Nationen die er besuchte, anzueignen wußte. Er spricht verschiedene Sprachen, ist ein großer Historiker, weiser Jurist, und guter Dichter. Trotz der Geschäfte mit denen er betraut ist, und der Sorgen die er einer zahlreichen Familie widmet, studirt er noch ohne Unterlaß, und ist nie zufriedener als wenn er sich von seinen Büchern umgeben sieht. Dabei ist er jedoch keineswegs ein Feind der Vergnügungen, er genießt sie ohne sich ihnen hinzugeben, und nimmt sie hin ohne sie aufzusuchen. Um sein Porträt zu vollenden, muß ich hinzufügen was von ihm ein Fürst sagte, der ihn genau kannte: „Sollte die Rechtschaffenheit durchaus von der Erde verschwunden sein, wäre ich sicher sie beim Baron v. Reinbaben wiederzufinden!“

S. auch: Ernst August, Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach. Von Carl Freiherrn v. Beaulieu-Marconnay. Leipzig 1872.

Rheinbaben nimmt unter den Dichtern des ausgehenden siebzehnten und beginnenden achtzehnten Jahrhunderts keine hervorragende Stelle ein. Seine Dichtungen (George Wilhelms von Rheinbaben Fürstl. Sachsen-Weimarischen Geheimen Raths und Ober-Hof-Marschalls Poetische Uebersetzungen und Gedichte. Weimar gedruckt bey Joh. Leonhard Mumbachen. F. S. Hofbuchdruckerei 1711) stehen zwar, namentlich in formaler Beziehung, den Leistungen einflußreicher Poeten jener Zeit nicht nach; aber er scheint, dem litterarischen Cliquenwesen abhold, es nicht verstanden zu haben, sich geltend zu machen. Die Bezeichnungen „anderer Taß“ und „der schlesische Marin“ mit denen ihn S. Franck beehrte, sind vereinzelt geblieben. Die Sammlung seiner Werke enthält eine recht flüssige Uebersetzung der „Aminta“ von Torquato Tasso, eine weniger glatte Uebertragung der beliebten Boursault’schen Comödie „Esope à la cour“ und die [382] Uebersetzung mehrerer Gedichte aus dem Lateinischen, Französischen und Italienischen. Die eigenen Schöpfungen nehmen in dem umfangreichen Bande den bescheidensten Raum ein. Aus seinen vereinzelten geistlichen Gedichten spricht ebensowenig eine bestimmte poetische Individualität wie aus seinen weltlichen, in denen er den Wort-, Formel- und Bilderschatz der zeitgenössischen schlesischen Dichtung handhabt. Nicht ohne Werth für die Erkenntniß seiner Neigungen und seines Charakters ist die umfangreiche Vorrede zu seinen poetischen Werken, in der er neben einer Vertheidigung des Tasso gegen die bekannten Angriffe, Aeußerungen über Dichten und Dichter macht, die mit der Tendenz seiner Gedichte zusammengehalten, Zeugniß für sein edles und für die Poesie begeistertes Wesen ablegen.

De nobilibus Germanorum poetis, sive von Adelichen Teutschen Poeten, von Thomas Burckhard. Regiomonti 1715.