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Artikel „Reinhard, Johann Paul“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 38–39, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Reinhard,_Johann_Paul&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:54 Uhr UTC)
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Band 28 (1889), S. 38–39 (Quelle).
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Reinhard: Johann Paul R., Historiker, geboren am 17. December 1722 zu Hildburghausen, wo sein Vater, Dr. Lorenz R., damals als Lehrer und Conrector am Gymnasium wirkte. Er selbst erhielt seine Gymnasialbildung in Weimar, wohin sein Vater in gleicher Eigenschaft übergesiedelt war und bezog von da im Sommer 1739 die Universität Jena, um Theologie zu studiren. Bei aller Gewissenhaftigkeit, mit welcher er diesem Studium oblag, überwog jedoch seine Vorliebe für die Geschichte, welche damals von einem seiner Zeit vorzüglichen Gelehrten, Chr. G. Buder (s. A. D. B. III, 502), dem er sich näher anschloß, vertreten wurde. Auch die philologischen Disciplinen scheint er nicht vernachlässigt zu haben, er trat daher in die „Literarische Gesellschaft“ ein und war sogar eine Zeit lang ihr Secretär. Im J. 1743 begleitete R. seinen theologischen Lehrer, C. J. Huth, der den Ruf an die neugegründete Universität Erlangen angenommen hatte, dahin, zunächst nur, um den Eröffnungsfeierlichkeiten der neugegründeten Hochschule beizuwohnen. Dieser Schritt ist jedoch für seine ganze Zukunft entscheidend geworden; seine Neigung und sein Schicksal hielten ihn in Erlangen für immer fest. Den theologischen Beruf gab er nun vollends auf und erwarb sich schon am zweiten Tage der gedachten Festlichkeiten die Magisterwürde; gleich darauf begann er geschichtliche und philologische Vorlesungen mit solchem Erfolge, daß er bereits im J. 1745 zum außerordentlichen, im J. 1752 zum ordentlichen Professor der Philosophie befördert wurde. In seinem Anstellungsdecrete vom 16. August 1745 heißt es erläuternd und bezeichnender Weise, „er solle den studiosis in philosophicis sowohl als in philologicis fidelen und soliden Unterricht geben“ und, wie der Kanzler Superville im Concepte hinzugefügt hatte „hauptsächlich in historicis“. Seine Vorlesungen bewegten sich in der That von Anfang an überwiegend auf dem geschichtlichen Gebiete, und das Gleiche gilt von seiner litterarischen Thätigkeit; sein philologisches Wissen war wol mehr nur untergeordneter Art. Im J. 1755 wurde ihm auch das Amt eines Universitätsbibliothekars übertragen, das er bis zum Jahre 1764 versah. Daß man R. in den maßgebenden Kreisen zu schätzen wußte, geht zugleich aus der Thatsache hervor, daß er im J. 1759, nach Chladwig’s Tode, an dessen Stelle zum Professor der „Beredsamkeit und Poesie“ ernannt wurde, weiterer Auszeichnungen und reeller Anerkennungen nicht zu gedenken. Im J. 1767 endlich wurde ihm die erledigte ordentliche Professur der Geschichte auch formell übertragen und er von der Vertretung der übrigen Fächer, die er bisher versehen, entbunden. Nach allem, was wir wissen, war Reinhard’s Wirksamkeit als Lehrer erheblich und wurde von kräftiger Persönlichkeit und seltener Arbeitskraft unterstützt. Das Ansehen, das er sich als Gelehrter erworben hatte, wurde durch die ihm zuerkannte Mitgliedschaft verschiedener auswärtiger gelehrter Gesellschaften, insbesondere der neu gegründeten Akademie der Wissenschaften zu München (1763) bezeugt. Er starb am 16. Mai 1779. Seine schriftstellerische Fruchtbarkeit war groß und galt fast ausschließlich der Geschichte und einigen ihrer Hülfswissenschaften, nämlich der Heraldik und Münzkunde. Eine Anzahl seiner vielen kleinen Abhandlungen u. dgl. hat er in den Erlanger „Gelehrten Anzeigen“ niedergelegt. Von seinen größeren Schriften dürfte u. a. die „Vollständige Geschichte des Königreichs Cypern“ (2 Thle., 1766 bis 1768) hervorzuheben sein. Auch das Gebiet der Kirchengeschichte hat er dank seinen ursprünglichen theologischen Studien als Lehrer wie als Schriftsteller wiederholt berührt und die Litterargeschichte bis zuletzt mit Vorliebe vorgetragen. Verdienstlich waren und sind noch heut zu Tage nicht ganz unentbehrlich seine beiden geschichtlichen Sammelwerke „Beyträge zu der Historie Frankenlands und der angränzenden Gegenden“ (3 Thle., Bayreuth 1760–62) und seine „Sammlung seltener Schriften, welche die Historie Frankenlands und der angränzenden [39] Gegenden erläutern“ (2 Theile, Coburg 1763–64): das eine enthält Schriften, die hier zum ersten Male veröffentlicht wurden, das andere solche, die durch die Reproduction erneuert und wieder zugänglich gemacht werden sollten. Seine übrigen größeren historischen Schriften über die deutsche, brandenburgische, chursächsische und österreichische Geschichte u. s. w. sind, wie kaum erwähnt zu werden braucht, längst entwerthet und haben mehr nur dem augenblicklichen Bedürfniß gedient.

Vgl. Jo. Christ. Daniel Schreber, Einladungsschrift zur Todtenfeier Jo. Paul Reinhard’s, Erlangen 1779. – Ernesti, Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen u. s. f. IX, 2, S. 34–36. – Fikenscher, Vollständige akadem. Gelehrten-Geschichte der Universität Erlangen. 2. Abth., S. 164–179, mit einem vollständigen Verzeichniß von Reinhard’s Schriften. – (Engelhardt) Die Universität Erlangen von 1743–1803, S. 43, 44. – Iwanus Muellerus, De Seminarii philologici Erlangensis ortu et fatis (Erlangae 1878, p. 17).