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Artikel „Raspe, Gabriel Nicolaus“ von J. Braun in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 324–326, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Raspe,_Gabriel_Nicolaus&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
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Raspe: Gabriel Nicolaus R., bedeutender Verlagsbuchhändler in Nürnberg, war am 4. December 1712 auf dem Rittergute Crelpa, zwischen Saalfeld und Neustadt an der Orla gelegen, geboren. Sein Vater war damals Verwalter des genannten Brandensteinischen Gutes und später Steuereinnehmer und Bürgermeister von Laucha an der Unstrut, der sich mit einer Enkelin des rudolstädtischen Superintendenten Dr. Soeffings verheirathet hatte. Aus dieser Ehe sind neun Kinder entsprossen, von welchen R. der zweite Knabe war. Der junge R. hatte, nachdem er in Naumburg die Lateinschule besucht, in der Körner’schen Buchhandlung zu Leipzig seine Lehrzeit bestanden, war dann in der Weygand’schen Buchhandlung in Helmstedt, in der Zimmermann’schen Buchhandlung in Wittenberg und Zerbst mehrere Jahre thätig und nahm schließlich eine Stelle in der damals berühmten Buchhandlung von Gleditsch in Leipzig an. Im J. 1739, als der Buchhändler Johann Stein in Nürnberg gestorben war, berief dessen Wittwe R. nach Nürnberg und übertrug ihm die Leitung des von ihrem Manne hinterlassenen Geschäftes, das er nun bis zu dem 1743 erfolgten Tode der Wittwe Stein’s fortführte. Ein Jahr später verheirathete sich R. mit der Tochter Stein’s und führte dann in Gemeinschaft mit dem jüngeren Stein, seinem Schwager, die umfangreiche Sortiments- und Verlagsbuchhandlung weiter, deren Firma nun von 1744–1753 Stein und Raspe lautete. Während dieser zehn Jahre brachte die Handlung ca. 75 neue Verlagswerke auf den Büchermarkt. Nachdem im J. 1752 ihm seine Frau durch den Tod entrissen worden war, trennten sich Stein und R. 1754 in der Weise, daß Ersterer die Sortimentsbuchhandlung, zu der später wieder neuer Verlag hinzukam, und [325] Letzterer die Verlagshandlung allein übernahm. R., der sich 1758 auf’s neue mit der Tochter des Amtsverwalters Krakhers zu Rechenhof verehelichte, widmete von nun ab der Ausdehnung seines Verlages eine bewunderungswürdige Thätigkeit, so daß er schließlich mehr als sechshundert Verlagsartikel besaß. Von seinen meist hervorragenden Werken, von welchen eine große Anzahl ihm keinen Gewinn brachte, vielmehr erhebliche Opfer forderte, die zu verlegen er aber für eine Ehrensache hielt, verdienen besonders folgende hervorgehoben zu werden: „J. Abbadie, Von der Gottheit unseres Herrn Jesu Christi. 1754.“ – C. H. Schweser’s Informatorium iuridicum officinale. 1769.“[WS 1]„Onomatologia medico-practica. 4 Bde. 1786.“ – „L. Heister’s Chirurgie. 1779.“ – „P. G. Daniel’s Geschichte von Frankreich. 16 Bde. 1756–1764.“ – „Gatterer’s Abriß der Heraldik. 1774.“ – „Geschichte der Kriege in und außer Europa. 30 Theile 1776–1784.“ – „Panzer’s Geschichte der Nürnberger Bibelausgaben. 1778.“ – „Blank’s 51 Bildnisse berühmter Künstler, Buchdrucker und Buchhändler. 1779.“ – „Americanische Gewächse, nach Linnéischer Ordnung. 1785–1788.“ – „Auswahl schöner und seltener Gewächse. 1795–1798.“ – „Icones plantarum medicinalium. 1779–1785.“ – „Linné’s vollständiges Natursystem. 9 Bde. 1773–1786“ u. s. w. Ein besonderes Verdienst erwarb sich R. durch die aufopfernde Pflege der naturwissenschaftlichen Litteratur. Außer den schon genannten Werken sind es besonders „Martini’s neues systematisches Conchyliencabinet, nach des Verfassers Tod fortgesetzt von J. H. Chemnitz. 11 Bde. 1769–1795“, „Ellis, Tractat von den Corallen. 1767“, „Linné’s vollständiges Pflanzensystem 15 Bde. 1776–1788“, sowie die übrigen Werke Linné’s, dann „Esper’s Pflanzenthiere 1788–1797“, „Esper’s Icones Fucorum. 7 Theile 1797“ und „Chemnitz’s Abhandlungen von Links-, Land- und Flußschnecken. 3 Bde. 1784–1786“, die den Ruf des Buchhändlers R. begründet haben. Nicht minder hat dazu beigetragen die Herausgabe des „Vollständigen Wappenbuches der durchlauchtigen Welt. 1768–1776“ und von „J. Siebmacher’s, früher Weigel’s großem und vollständigem Wappenbuch. 18 Theile 1772–1786“, das, wie noch verschiedene andere Werke des gleichen Verlages von der noch jetzt in Nürnberg bestehenden Verlagsbuchhandlung bis auf die Jetztzeit mehrfach fortgesetzt und neu aufgelegt wurde. Von „Siebmacher’s Wappenbuch“ sind in der neuen Ausgabe bis jetzt 279 Lieferungen erschienen, und das „Conchyliencabinet“ umfaßt bis jetzt 354 Lieferungen, beides Monumentalwerke der deutschen Wissenschaft, die begründet zu haben, Raspe’s hohes Verdienst ist. Welche hervorragende Verlagsthätigkeit R. entwickelt hat, geht daraus hervor, daß er von 1754–1785 ungefähr 370 neue, zum großen Theile mehrbändige, kostbare Werke verlegt hat; dabei sei noch erwähnt, daß er niemals Mitarbeiter oder Geschäftspersonal gehabt, vielmehr alle Arbeiten gänzlich allein gemacht und außerdem noch den Briefwechsel der Naturforscher seiner Zeit vermittelt hat. R. starb am 25. October 1785. Seine Wittwe setzte die Verlagsartikel fort und führte die Handlung bis 1815 mit fremder Hülfe weiter; auch während dieser Zeit wurden nahezu 340 Verlagsartikel ausgegeben. Im J. 1816 übernahm der Buchhändler Bauer in Gemeinschaft mit den Erben die Handlung, so daß von nun ab die Firma Bauer & Raspe lautete; 1835 ging das Geschäft an Julius Merz über, der damit den alten Verlag von Schneider und Weigel in Nürnberg vereinigte; 1867 kam die Firma an Ludwig Korn und 1872 an den jetzigen Besitzer Emil Küster.

Vgl. Chemnitz, J. H., Lebensgeschichte des verdienstvollen Herrn Gabriel Nicolaus Raspe, berühmten Buchhandlungsherrn der freyen Reichsstadt Nürnberg. 1787. – Nürnbergische Gelehrte Zeitung. 1787. 5. Stück. – Martini, Conchylienkabinet. IX. Bd. 2. Abth. – P. Labat’s Reise. I. S. VII–IX und [326] V. S. XI-XV. – Chemnitz, Linksschnecken. Vorrede. – Waldau, Beyträge z. Geschichte der Stadt Nürnberg. II. S. 22–43.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. kein öffnendes Anführungszeichen