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Artikel „Ramsauer, Johannes“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 219–220, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ramsauer,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:12 Uhr UTC)
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Ramsauer: Johannes R., geb. zu Herisau im Canton Appenzell am 28. Mai 1790, † zu Oldenburg am 15. April 1848. Schon in seinem vierten Jahre verlor er den Vater, der eine kleine Fabrik und einen Handel von allerhand beim Spinnen und Weben gebrauchten Gegenständen hatte; die Mutter setzte das Geschäft fort, und vom sechsten Jahre an mußte der Knabe mit auf die Märkte ziehen und die Aufsicht über die ausgestellten Waaren führen. Erst im achten Jahre kam er in die Schule. Wegen des Drucks, welcher infolge der Kriege der französischen Republik und des durch sie veranlaßten Bürgerkrieges besonders schwer auf den östlichen und mittleren Cantonen der Schweiz lastete, wanderten Tausende von Kindern nach den westlichen und nördlichen Cantonen, namentlich nach Neuenburg, Basel, Bern und Zürich aus. Obgleich R. nicht zu den ganz armen Kindern gehörte, gab die Mutter seiner beständigen Bitte, auch ihm die Auswanderung zu gestatten, endlich nach. Im Februar 1800 verließ er das väterliche Haus und fand zunächst in Schleumen freundliche Aufnahme bei einer Frau v. Werth, die ihn nach dem nahen Burgdorf zu Pestalozzi in die Schule schickte. Bald nachher ging er (und zwar unentgeltlich) ganz in das von Pestalozzi im October des Jahres 1800 gegründete Institut über, dessen erste Zöglinge er und sein Freund Egger waren, und folgte demselben später auch nach München-Buchsee (1804, hier unter Fellenberg) und Iverdon (1805); fast 16 Jahre lang gehörte er dem Institut an, zuerst als Schüler, dann als „Tischdecker“ oder kleiner Hausknecht, als Unterunterlehrer, seit 1805 als besoldeter Unter- und endlich als Oberlehrer. Daneben war er auch Pestalozzi’s Privatsecretär. Mehrfache Berufungen ins Ausland hatte er bereits abgelehnt; als aber 1815 Schmid ins Institut zurückkehrte und alle Versuche, Pestalozzi über ihn aufzuklären, an Pestalozzis unerschütterlichem Vertrauen auf ihn scheiterten, entschloß sich R., seinen Abschied zu nehmen. Er ging zunächst 1816 als Lehrer einer neu errichteten Lehr- und Erziehungssanstalt nach Würzburg, bekam aber schon im Herbst desselben Jahres einen doppelten Ruf nach Stuttgart: als Lehrer der Prinzen Alexander und Peter von Oldenburg, der Söhne erster Ehe der Königin Katharina von Württemberg, und als Vorsteher und Lehrer einer bedeutenden Elementarschule für Kinder gebildeter Eltern. Am 1. März 1817 trat er diese Doppelstellung an. Infolge der Errichtung des Katharinenstifts löste die Schule sich schon im folgenden Jahre auf; R. ging mit den Lehrern und Schülerinnen in die neu gegründete Anstalt über. Als aber nach dem Tode der Königin Katharina (Januar 1819) ihre Söhne zu dem Großvater, dem Herzog Peter Friedrich Ludwig, nach Oldenburg übersiedelten (September 1820), zog R. mit ihnen. Er setzte in Oldenburg den Unterricht der Prinzen fort und errichtete bald nach seinem Eintreffen eine Schule, die vorzugsweise für Töchter aus den gebildeten Ständen bestimmt war, aber in die unteren Classen auch Knaben aufnahm. Als später (1836) durch den Prinzen Peter die nach der Großherzogin Cäcilie benannte Cäcilienschule gegründet wurde, trat R. in diese Anstalt ein und gab die eigne Schule auf. Als Lehrer und als Mensch hoch geachtet, blieb er an der neuen Anstalt bis zu seinem Tode thätig. Unter seinen zahlreichen Schülern und Schülerinnen, die mit Liebe und Verehrung an ihm hingen, bewahrt auch der Schreiber dieser Zeilen dem treuen, braven Jugendlehrer ein dankbares Andenken. – Geschrieben hat R.: „Zeichnungslehre“, 1821 (über seine Verdienste um den Zeichenunterricht vgl. Wunderlich’s [220] Geschichte der Methodik des Freihandzeichenunterrichtes, Bernburg 1886, S. 58); „Formen-, Maß- und Körperlehre oder die Elemente der Geometrie“, 1826; „Kurze Skizze meines pädagogischen Lebens mit besonderer Berücksichtigung auf Pestalozzi und seine Anstalten“, 1838, zweite Auflage 1880; „Buch der Mütter“ (die Liebe in Erziehung und Unterricht, herausgegeben zu Pestalozzi’s 100stem Geburtstag), 1846; „Memorabilia J. Ramsauer’s“ als erstes (und einziges) Heft der Pestalozzi’schen Blätter von R. und Zahn. Besonde charakteristisch für den Pestalozzischen Kreis sind die hier S. 25 f. aufbewahrten absprechenden Urtheile (die Deutung der Chiffern verdanken wir der gütigen Mittheilung des Professor Hunziker) über Schmid, Krüsi, Niederer, Jüllien, Frau Krüsi („Lisabeth“), Muralt u. A.