Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Rücker, Alfred“ von Otto Beneke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 444–445, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%BCcker,_Alfred&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 21:29 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Rucherath, Johann
Nächster>>>
Rückert, Friedrich
Band 29 (1889), S. 444–445 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Alfred Rücker (Senator) in der Wikipedia
Alfred Rücker in Wikidata
GND-Nummer 116673087
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|29|444|445|Rücker, Alfred|Otto Beneke|ADB:Rücker, Alfred}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116673087}}    

Rücker: Alfred R., (Diplomat, Senator), geboren in Hamburg am 25. Juni 1825, Sohn eines angesehenen, mit der bekannten reichen Familie Jenisch verschwägerten Kaufmanns, dessen Geschlecht dem Gemeinwesen viele tüchtige Bürger gegeben, deren manche durch das allgemeine Vertrauen in den Senat der freien [445] Hansestadt berufen gewesen waren, durfte sich einer vorzüglich sorgfältigen Erziehung und wissenschaftlichen Vorbildung auf dem Lübeckischen Gymnasium erfreuen. Er studirte dann Rechts- und Staatswissenschaften, besonders Geschichte und Politik zur Vorbereitung auf die diplomatische Laufbahn. In Heidelberg wurde er 1848 Dr. d. R. und suchte darauf, nachdem er in seiner Vaterstadt 1849 Bürger geworden und als Advocat immatriculirt war, vorerst noch durch weite Reisen seinen Geist und seine Kenntnisse noch gründlicher auszubilden. Durch die juristische Praxis wenig angezogen, nahm er daher die vom Hamb. Senat ihm übertragene Stellung als dessen Geschäftsträger in Berlin (1852) gern an. Hier führte ihn nicht nur sein diplomatisches Amt, sondern auch seine einflußreiche Familienverbindung in die ersten Kreise, wo der geist- und gemüthvolle, kenntnißreiche junge Mann, welcher mit diesen Eigenschaften ein glückliches Aeußeres und liebenswürdige Bescheidenheit verband, die willkommenste Aufnahme und Gelegenheit fand, mit den bedeutendsten Männern in Verbindung zu treten. Seine aufmerksame thätige Geschäftsführung veranlaßte 1855 den Senat, ihn zum Ministerresidenten zu ernennen und ihm den wichtigen Hamburger Gesandtschaftsposten in London anzuvertrauen. Lübeck und Bremen folgten Hamburgs Beispiel, so daß er als Gesandter und Generalconsul der Hansestädte einen desto größeren Wirkungskreis erhielt. Auch hier in London erwarb er sich Achtung und Anerkennung und war bei Hofe wie in den betreffenden Kreisen ein mit Auszeichnung behandelter Gast. Seine Vertretung der drei hansischen Senate war musterhaft. Den Interessen ihrer Angehörigen, die seine Vermittelung anriefen, widmete er die gewissenhafteste Sorgfalt, und that für sie was er vermochte in humanster freundlichster Weise. Hervorzuheben ist es, daß es Rücker’s Bemühungen gelang, bei der englischen Regierung und den dortigen Vertretern der betheiligten Staaten, die lange ruhenden Verhandlungen wegen Aufhebung und Ablösung des dem Handel mit Hamburg so lästigen Stader Zolles wiederum anzuregen, zu fördern und den desfallsigen Vertrag vorzubereiten, der sodann in Hamburg den 22. Juni 1861 unterzeichnet wurde. Eine seltene Anerkennung wurde ihm noch in London im J. 1860 dadurch zu theil, daß Großbritannien und Sardinien ihn, neben dem niederländischen Gesandten, zum Schiedsrichter einer zwischen den Regierungen beider Staaten obschwebenden Streitigkeit wählten. – Im December 1860 wurde R. zum Mitgliede des Hamburger Senats erwählt, und gern folgte er dieser ehrenvollen Berufung zum Dienste für das innere Gemeinwohl seiner Vaterstadt, obgleich er dadurch aus glänzenderen äußeren Verhältnissen in engere Kreise versetzt wurde. Bald wußte er sich hier zurecht zu finden und mit Liebe und Pflichttreue erfüllte er alle Obliegenheiten der ihm übertragenen Functionen. Als Patron der Vorstadt St. Pauli z. B. erwarb er sich bei deren Bewohnern völliges Vertrauen und warme Anerkennung für seine Vertretung ihrer Interessen. – Im Winter 1869 erkrankend, suchte er auf ärztlichen Rath Besserung in südlichen Curorten, wo sich jedoch sein Uebel verschlimmerte, so daß er sich zur Heimreise entschloß. Unterwegs aber, schon nahe der Vaterstadt, zwischen Celle und Hamburg, starb er im Eisenbahncoupé, in weitesten Kreisen beklagt und schmerzlich vermißt. – In mehr als einer Hinsicht war auch auf ihn das Apostelwort anwendbar „die Frucht des Geistes ist allerlei Gütigkeit“.

Zum Theil nach archivalischen Quellen.