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Artikel „Rößner, Hans“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 271, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:R%C3%B6%C3%9Fner,_Hans&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:42 Uhr UTC)
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Rößner: Hans R. oder Rosner, wird in der Regel als identischer Doppelgänger des Hans Rosenplüt angesehen, da sein Name zweimal in der Schlußzeile von Gedichten erscheint, die in andern Handschriften dem Rosenplüt beigelegt sind. Aber diese Gleichsetzung ist unhaltbar. Von jenen Sprüchen ist der eine, „vom Einsiedel“ unzweifelhaft ein Werk des berühmteren Nürnbergers, der andere „von den Handwerken“ ebenso sicher nicht; er entfernt sich mit seinen wechselnden 4-, 3-, selbst 2hebigen Versen weit von der Art Rosenplüt’s, der viel lieber seine Vierheber überladet, als daß er unter ihr Maß herunterginge. Und dieselbe Neigung zu kürzeren Versen, die sich aus dem Einfluß der halbirten Langzeile und älterer mittelhochdeutscher Vorbilder erklärt, kehrt wieder in einem metrisch sehr sorglos und wechselvoll gebauten Spruche (Bibliothek des literarischen Vereins in Stuttgart XLVI, 307), dessen Verfasser sich am Schlusse „Rosner der kleine Mann“ nennt. Da Rosner’s Gedichte in den Handschriften meist unter Nürnberger Gut erscheinen, wird er ein jüngerer Landsmann Rosenplüt’s gewesen sein: schwerlich aber der Messingbrenner gleichen Namens, der 1507 das Material zum Sebaldusgrab lieferte. Unser R. scheint ein armer Teufel, der als fahrender Sprecher sich durchschlug: vielleicht führte der kleine Mann auch noch den poetischen Spitznamen „Hans der Schwätzer“. Ostern 1474 erlebte er es wohl selbst in Regensburg, wie der Ingolstädter Lector und Baccalaureus Peter Schwarz vor der zwangsweise versammelten Judenschaft eine hebräische Bekehrungspredigt hielt: sein Gedicht darüber, das die Regensburger Localgeschichte in Details nützlich ergänzt, gibt dem socialistischen Judenhaß und der Judenfurcht des armen Schluckers drastischen Ausdruck. Der Spruch „von den Handwerken“ beruht in seiner ersten Hälfte, die mit spielmännischer Renommisterei die angeblichen Künste des Dichters herprahlt, wesentlich auf einem älteren Gedicht (v. d. Hagen’s Gesammtabenteuer Nr. 56): der zweite Theil, der mit humoristischer Uebertreibung und mit einem Anklang an Wolfram’schen Witz das Elend des Verfassers ausmalt, wird selbstständig sein. Möglich, daß zwei anonyme Gedichte „Vom Pfennig“ und „Vom Spiegel im Pech“ ebenfalls Rosner’s Werk sind: sie lehnen sich gleichfalls in ihrem ersten Theil eng an ältere Quellen (Myller, Deutsche Gedichte I, 216; Keller’s Erzählungen S. 471) an und führen sie, wie es scheint, aus eignen Mitteln fort; wie Rosner’s Handwerksspruch haben sie, zumal in der ersten Partie, viel kurze Verse. Dieses metrischen Kennzeichens entbehrt ein unzüchtiger Spruch „Vom Frauenkriegen“: der Dichter, der sich in der Schlußzeile nennt, belauscht ein Kränzchen von Frauen, die ihre Männer abwechselnd loben und schelten: es herrscht der Ton des Nürnberger Fastnachtspiels, wie wir es durch Rosenplüt und sonst kennen.

Fastnachtspiele aus dem 15. Jahrhundert, herausg. v. Keller, III, 1135, 1176, 1183; Nachlese S. 305; Erzählungen aus altdeutschen Hss. S. 177. – Wendeler in Wagner’s Archiv f. d. Geschichte deutscher Sprache und Dichtung I, 102, 122.