ADB:Quistorp, Johann (Rostocker Theologe)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Quistorp, Johann der Jüngere“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 53–54, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Quistorp,_Johann_(Rostocker_Theologe)&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 21:34 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 27 (1888), S. 53–54 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Quistorp der Jüngere in der Wikipedia
Johann Quistorp der Jüngere in Wikidata
GND-Nummer 121445445
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|27|53|54|Quistorp, Johann der Jüngere|Karl Ernst Hermann Krause|ADB:Quistorp, Johann (Rostocker Theologe)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=121445445}}    

Quistorp: Johann Q., der Jüngere, der Sohn des Aelteren, war geb. zu Rostock am 3. Februar 1624. Der Vater ließ ihn privatim vorbereiten und sandte ihn 1641 auf die Universität Greifswald zum Studium der Philosophie; seit 1642 studirte er in Rostock Theologie, 1645 wurde er Mag. artium; gleich darnach ging er mit vornehmen Herren auf Reisen, mit kurzer Unterbrechung bis 1649; von Danzig aus begleitete er den Abraham Calov zum Thorner Religionsgespräche, besuchte dann Königsberg, später eine Anzahl holländischer Akademien. 1649 ernannte ihn der Rostocker Rath an Elias Taddel’s Stelle zum außerordentlichen Professor der Theologie und daneben wurde er in demselben Jahre zum Diakonus an St. Jacobi erwählt. 1650 promovirte er zum Dr. theol., 1651 wurde er ordentlicher Professor; 1653 Pastor zu St. Jacobi; 1668 Director ministerii, ein Amt, das der Superintendentur über die Stadt gleichstand. Rector der Universität wurde er vier Mal, in der letzten Verwaltung starb er am 24. December 1669. Auch er hatte, wie sein Vater, den Kampf gegen den Pennalismus fortgesetzt, ja versucht, 1653 durch den Herzog ein Verbot auf dem Regensburger Reichstage zu erlangen. Der Universitäts-Bibliothek wandte er seine Fürsorge zu, die medicinische Facultät verdankte ihm die erste Anregung zu klinischen Uebungen. Seine Schriften, meist Disputationen, Exercitationen, Parentationen zählt Taddel auf; wie er in den wiederaufgelebten Joachim Schröder’schen Streit gegen Aufführung der Terenzkomödien gezogen wurde, ist bei Krabbe nachzusehen. 1650, am Tage seiner Promotion, heirathete er Sophia Scharffenberg, die Tochter des Rostocker Bürgermeisters und k. dänischen Rathes Fr. Nicolaus Scharffenberg (zu Rath gekoren 1622, Bürgermeister 1632, † 1651) und der Anna Gule, von denen auch das dänische Adelsgeschlecht der Scharffenberg abstammt. Aus dieser Q.’schen Ehe entsprossen sechs Söhne und vier Töchter, drei der ersteren pflanzten das Geschlecht fort. Die erste Linie gründete:

I. Johann Nicolaus Q., geboren 1651, wurde 1676 Diakonus, 1685 Pastor zu St. Nicolai in Rostock, 1682 promovirte er zum Magister in Greifswald und docirte darauf an der Universität zu Rostock, 1686 wurde er Dr. theol., 1693 ordentlicher Professor, 1697 übernahm er das Directorium ministerii und wurde 1703 Stadtsuperintendent (der neunte in der Reihe). Sechs Mal war er Rector, † am 9. August 1715. Von seinen Söhnen kam nur Lorenz Gottfried Q. zu voller Entwicklung. Geboren 1691,wurde er 1733 Rathsherr in Rostock, † 1743. Von ihm ab spaltete sich die erste Linie durch dessen Söhne Johann Jacob, Bernhard Friedrich und Theodor Johann wieder in drei Zweige:

1. Johann Jacob Q., geb. 1717, Mag. 1742, 1743 Professor extraord. der Philosophie in Kiel, 1747 Hofprediger und Kirchenrath zu Eutin, nachher mit dem Titel eines fürstl. eutin’schen und herzogl. schleswig-holsteinschen Consistorialraths, 1749 zum Dr. theol. von der Universität Göttingen ernannt, wurde er 1754 Pastor zu St. Nicolai in Rostock, † am 26. December 1766. Aus seiner Ehe stammten neun Kinder, von denen Johann später Professor der Naturgeschichte in Greifswald wurde.

2. Bernhard Friedrich Q., geb. 1718, 1743[1] Mag., 1746 Lic. theol., 1749 Professor extraord. der Theologie in Rostock und Dr. theol., 1753 Superintendent [54] des Rostocker Kreises, folgte 1766 einem Rufe als Professor der Theologie nach Greifswald und als Pastor der dortigen Kirche zu St. Jacob. Er wurde 1779 Generalsuperintendent von schwedisch Pommern und Rügen und starb am 4. Januar 1788. Von ihm stammte Johann Gottfried Q., über den Eschenbach’s Ann. I, S. 110 zu vergleichen sind.

3. Theodor Johann Q., geboren 1722, wandte sich in Leipzig den schönen Wissenschaften zu, und erhielt den Dichter-Lorbeer, 1744 wurde er Doctor der Rechte in Rostock, und später Rathsherr in Wismar (s. F. Crull, Wismarsche Rathslinie). Seine Schriften nennt Taddel, besser: K. Goedeke, Grundriß III (2. Aufl.) S. 371 Nr. 68. Es befindet sich darunter „Alcestes, oder die ungleiche Vaterliebe“, ein Trauerspiel in Versen von 1742 (64 S. 8), „Aurelius“, „Die Austern“, „Der Bock im Processe“, „Der Hypochondrist“ (s. S. 56).

II. Die zweite Hauptlinie begründete Bernhard Balthasar Q., der die Hirschapotheke besaß; sein Sohn Johann Bernhard Q., geb. 1692, war Arzt in seiner Vaterstadt, wurde 1743 Professor der Medicin und Stadtphysicus, war drei Mal Rector und starb am 8. December 1761. Von dessen zwei Söhnen[2] war Johann Georg Q. 1731 geboren, 1758 Prediger zu St. Johannis und St. Georg in Rostock geworden und am 21. Januar 1760 gestorben. Der zweite[2], Johann Christian Q., geboren am 30. October 1737, ist der bekannte Jurist (s. u.), den am 22. Juni 1792 der Kurfürst Friedrich August von Sachsen als Reichsvicar mit dem Titel „Edler von Quistorp“ in den Reichsritterstand erhob. Er war damals k. schwedischer Oberappellationsgerichtsrath in Wismar.

III. Die dritte Hauptlinie stammt von Theodor Q., geboren 1669. Nach vielfältigen Reisen als Begleiter junger Edelleute wurde er 1709 zum Rathsherrn in Rostock gekoren, † 5. December 1722. Sein Sohn Johann Bernhard II. Q. begründete ein größeres Kaufmannsgeschäft.

R. H. Rollius, Memor. Philos. I. Dec. S. 366 f. und De professoribus quando sceptra academiae tenuerunt defunctis. Rostock 1709. – H. F. Taddel, Erneuerte Berichte von Gelehrten Sachen. 1767. S. 402 ff., 441 ff., 497 ff., 545 ff., 585 ff. – Krey, Andenken (s. Reg.). – Krey, Beiträge I, 164, 166; II, 57 und 79. – v. Lehsten, Adel Mecklenb. 207.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 53. Z. 2 v. u. l.: 1742 (statt 1743). [Bd. 45, S. 670]
  2. a b S. 54. Z. 16 und 18 v. o. l.: dessen drei Söhnen – der dritte. [Bd. 45, S. 670]