ADB:Purgstall, Johann Wenzel Graf von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Purgstall, Johann Wenzel Graf von“ von Karl Heinrich Hugelmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 714–715, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Purgstall,_Johann_Wenzel_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 04:14 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 26 (1888), S. 714–715 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2018, suchen)
Johann Wenzel Graf von Purgstall in Wikidata
GND-Nummer 138944199
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|26|714|715|Purgstall, Johann Wenzel Graf von|Karl Heinrich Hugelmann|ADB:Purgstall, Johann Wenzel Graf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138944199}}    

Purgstall: Johann Wenzel Graf v. P., geb. am 7. März 1724 zu Graz, † am 4. November 1785 auf der Reise nächst Graz. J. W. Graf v. P., der Sohn Wenzel Karl’s, zeichnete sich durch sein gemeinnütziges Wirken aus. Er griff in seiner steiermärkischen Heimath überall ein, wo es öffentliche Interessen, [715] zumal auf volkswirthschaftlichem Gebiete, zu fördern galt, so daß Hormayr ihn geradezu den „Rumford Oesterreichs“ nennt. Nach seiner Heimkehr von mehrjährigen Reisen in Deutschland, Italien, der Schweiz, Holland und theilweise auch in Frankreich und England, während welcher eine Fülle persönlicher Beziehungen für das ganze Leben angeknüpft wurde, war er vor Allem als praktischer Landwirth bestrebt, seine Besitzungen zu Musterwirthschaften zu gestalten; er entfaltete aber auch über diese private Sphäre hinaus eine rege, auf die Hebung der Landescultur und besonders auf die Einführung neuer Culturen (Kartoffelbau, Seidenzucht u. s. w.) gerichtete öffentliche Thätigkeit. Den festen Boden zu dieser unermüdlichen Wirksamkeit in Wort und Schrift gewann P., nachdem er 1768 zum Commercienrath und Beisitzer der Landesstelle in technischen Angelegenheiten ernannt und an die Spitze der 1764 gegründeten steiermärkischen Landwirthschaftsgesellschaft berufen worden war; sein erfolgreiches Wirken in letzterer Stellung wurde noch nach fünf Decennien, bei der Wiedereröffnung der Gesellschaft am 28. März 1819, von Erzherzog Johann in beredten Worten gefeiert. P. war aber auch ein großer Freund der Wissenschaften und mit den litterarischen Strömungen seiner Zeit vertraut; von lebhaftem philosophischem Interesse erfüllt, hatte er sich von diesem Ausgangspunkte aus besonders dem Studium der Nationalökonomie zugewandt und war ein warmer Vertreter der neuen Lehren dieser Disciplin geworden. Die Anregungen, welche er dem öffentlichen Leben und der Staatsverwaltung zu geben trachtete, die Entsumpfung des Ennsthales und die Colonisation des Pettauer Feldes, die Auftheilung der Gemeinweiden, Aufhebung von Bannrechten, Vereinfachung des Steuerwesens, stehen offenbar mit seinen theoretischen Neigungen im Zusammenhange. Daß die Errichtung der neuen Lehrkanzel der „Cameralistik und politischen Wissenschaften“ an der Grazer Universität, welche in den letzten Jahren der Jesuitenperiode auf Betreiben der Grazer Regierungsbehörde stattfand, gleichfalls auf Purgstall’s Anregung zurückzuführen sei, ist wahrscheinlich. Jedenfalls bleibt es bezeichnend, daß P. zum „Protector“ dieses neuen Universitätsstudiums ernannt wurde. Als solcher hat P. (im Januar 1770) den neuen Professor (Dr. Buresch v. Greifenbach) eingeführt und gegen die Schwierigkeiten angekämpft, welche demselben in den Weg gelegt wurden.

Vgl. von den bei Wurzbach citirten Schriften insbesondere den Aufsatz in Kunitsch, Biographien merkw. Männer der österr. Monarchie (Bd. V, S. 126 u. ff., abgedruckt bei Hammer, Denkmal auf das Grab der beiden letzten Grafen von Purgstall, S. III u. ff.). Außerdem Krones, Geschichte der Karl-Franzens-Universität in Graz, 1886, S. 89, 90, 91, 434, und das oben angeführte Werk von Hammer-Purgstall.