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Artikel „Prott, Victor“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 670–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Prott,_Victor_von&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 21:50 Uhr UTC)
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Prott: Victor Lebrecht (v.) P., hannoverscher General, am 21. September 1781 zu Hameln, wo sein Vater als Artilleriehauptmann in Garnison stand, geboren, trat 1795 als Cadet in die nämliche Waffe, ward 1802 Officier, ging nach der im Jahre 1803 erfolgten Auflösung der kurbraunschweigisch-lüneburgischen Truppen nach England, wo er am 20. April 1804 als Lieutnant im Ingenieurcorps bei „des Königs deutscher Legion“ angestellt wurde, nahm 1805 an der Expedition unter Lord Catheart nach dem nördlichen Deutschland theil, wohnte 1807 der Belagerung von Kopenhagen bei, und ward, nachdem er bis dahin mit der Erbauung von Martellothürmen an der Küste von Sussex beschäftigt gewesen, 1807 zum zweiten Ingenieurofficier auf der Insel Jersey ernannt, wo er den Bau einer zum Schutze des Hafens von Saint-Hellier bestimmten Citadelle leitete; 1814 kehrte er in die Heimath zurück. Als 1816 die Legion mit den neuerrichteten hannoverschen Truppen verschmolzen wurde, [671] fand P. als Oberstlieutnant im Ingenieurcorps Verwendung, wurde aber daneben zum Generalquartiermeisterlieutnaut ernannt, als welcher er die Geschäfte als Chef des Generalstabes wahrzunehmen hatte. Die Stellung wurde um so wichtiger, als im J. 1823 zur Heranbildung eines Nachwuchses an Generalstabsofficieren zu Hannover eine Generalsstabsakademie ins Leben gerufen wurde, deren oberste Leitung ebenfalls P. oblag und der er, seiner Eigenart und seiner Vorliebe für mathematische Studien entsprechend, eine Richtung gab, welche dem Bedürfnisse der Truppen wenig entsprach. Zum Glück verfolgte der erste Lehrer derselben, der spätere General v. Jacobi (s. d.), praktischere Ziele, doch blieb der Einfluß Prott’s, welcher bis an sein Lebensende an der Spitze der Akademie gestanden hat, nichtsdestoweniger fühlbar. Daneben ward er, als 1817 eine Generalwegbaucommission, welcher sämmtliche Chausseen im Lande unterstellt waren, errichtet wurde, Mitglied derselben und blieb mit der technischen Geschäftsleitung derselben bis zu ihrer 1843 erfolgten Auflösung beauftragt. Bei dem Herzog v. Cambridge, welcher bis zum Jahre 1837 Regent des Königreichs war, einem Freunde von Wissenschaft und Kunst, stand P. in hohen Gnaden; und dessen Nachfolger, die Könige Ernst August und Georg V., ließen es an äußeren Ehren nicht fehlen, namentlich Ersterer zog auch aus seinem Diensteifer und seiner Arbeitskraft mannigfachen Nutzen. 1845 übertrug ihm derselbe die Geschäfte des dienstthuenden Generaladjutanten, welcher alle obersten Commandoangelegenheiten zu erledigen hatte, und im März 1848 trat P. in das Ministerium Stüve-Bennigsen, ohne damit und in demselben eine politische Stellung einzunehmen; die Geschäfte des Kriegsministers, welche lediglich der Militärverwaltung angehörten, hatte er schon einige Zeit vorher geführt. Mit dem übrigen Ministerium trat er zurück und in seine Stellung als Chef des Generalstabes wieder ein. Im J. 1856 geadelt, starb er zu Hannover am 16. Februar 1857. P. war ein hochgebildeter Mann, von ehrenwerthem Charakter, wolwollender Gesinnung und liebenswürdigen Formen, aber kein Soldat.

Hof- u. Staats-Handbuch f. d. Königr. Hannover f. 1857, p. IV. – Beamish, Geschichte d. englisch-deutschen Legion, II, 421, u. Anhang B, S. 17, Hannover 1837.