ADB:Praetorius, Jacob (Komponist)

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Artikel „Praetorius, Jacob“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 518, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Praetorius,_Jacob_(Komponist)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 22:36 Uhr UTC)
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Praetorius: Jacob P. (Schultz), Sohn des älteren Hieronymus, geboren am 8. Februar 1586 in Hamburg, ging behufs seiner Ausbildung als Musiker nach Amsterdam, um bei Sweelinck zu studieren und erwarb sich dessen Gunst in so hohem Maße, daß ihm derselbe zu seiner Hochzeit mit Margarethe a Campis im J. 1608 ein stimmiges „Canticum nuptiale“ übersandte (gedruckt in Hamburg bei v. Ohr, Exemplar in der Stadtbibliothek in Hamburg, s. Monatshefte für Musikgeschichte III, 67). Jacob war bereits vor 1604 an St. Peter in Hamburg als Organist angestellt, denn in dem 1604 erschienenen Melodeyen-Gesangbuch (M. f. M. III, 75/76) wird er bereits als Organist in Hamburg bezeichnet; später wird er zum Domvicar ernannt und am 28. October 1648 zum Decanus. Er starb am 21. oder 22. October 1651 zu Hamburg (M. f. M. III, 116). Jacob genoß die Gunst seiner Mitbürger in einem Maße, wie es nur selten den Sterblichen beschieden ist. Rist und Mattheson, der erstere noch ein Zeitgenosse von ihm, feiern ihn in fast überschwenglicher Weise. Nicht nur sein äußeres Benehmen, sondern auch sein liebenswürdiges Wesen erfahren das größte Lob und hohe Anerkennung. Mattheson preist ihn in seiner Ehrenpforte von 1740 besonders seines liebenswürdigen Wesens halber und Rist nennt ihn in den Vorreden seiner dichterischen Werke an verschiedenen Orten einmal „den hocherfahrnen und kunstgeübten Herrn Jacob Schultz“ und dann wieder „den alten wohlgeübten Hamburgischen Jubal“, auch setzte er ihm nach seinem Tode eine würdige Grabschrift (M. f. M. 3, 67). Von seinen Compositionen sind uns verhältnißmäßig nur wenige aufbewahrt und zwar außer einer Reihe Gelegenheitscompositionen zu Familienfesten, mehrere Motetten in der 2. Ausgabe des 1. Bandes der Motettensammlung von 1607 seines Vaters, dann eine Anzahl vierstimmig gesetzter Choräle im Melodeyenbuch von 1604 und die Composition zu Rist’s Neuen Himmlischen Liedern und den Sterbens- und Gerichtsliedern von 1651, die aus Melodie und beziffertem Baß bestehen. Am besten lernen wir ihn in den Gelegenheitscompositionen kennen, die von 1606 bis 1635 erschienen und sämmtlich auf der Stadtbibliothek in Hamburg liegen. Wir erkennen hier P. als einen eminenten Neuerer, der mit der Vergangenheit vollkommen gebrochen hat. Die langathmigen melodischen Motive des sechszehnten Jahrhunderts haben sich in kurze rhythmische Motive aufgelöst und die so eigenartige Contrapunctik der Alten, die nicht in der Bearbeitung eines oder mehrerer Motive bestand, sondern in dem Zusammenfügen melodisch fortschreitender Stimmen, ist fast völlig verschwunden und hat einer Gliederung und einem Periodenbau auf Grundlage eines oder mehrerer Motive Platz gemacht, wenn auch noch in unvollkommener und das Uebergangsstadium bezeichnender Weise. Dabei ist freilich die Großartigkeit der Gesammtwirkung und die tiefinnerliche erhobene religiöse Stimmung verloren gegangen. Die Gedanken sind knapp und kleinlich und Instrumentalformeln sind an Stelle der alten Gesangskunst getreten. Selten erhebt er sich zu einer künstlerischen Begeisterung und das reichere harmonische Gewand, die leichtere contrapunctische Schürzung muß Ersatz für das Verlorene geben. In den oben citirten Monatsheften findet man mehrfache Beispiele, welche das Gesagte mit Beweisen belegen.

Ein Jacob P., Organist und Collaborator an der Schule zu Heide in Holstein gab 1625 bei Pfeifer in Hamburg einen Hochzeitsgesang in 4 Stimmen heraus, von dem sich in der Hamburger Stadtbibliothek ein Exemplar findet.