ADB:Praetorius, Hieronymus (Physiker)

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Artikel „Praetorius, Hieronymus“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 517, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Praetorius,_Hieronymus_(Physiker)&oldid=- (Version vom 12. Oktober 2024, 03:25 Uhr UTC)
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Praetorius: Hieronymus P., Sohn des gleichnamigen Organisten zu St. Jacobi in Hamburg (vgl. den vorigen Artikel), wurde am 25. November (nach anderer Angabe am 8. October) 1595 (schwerlich 1599, wie auch mitunter gesagt wird) in Hamburg geboren. Nachdem er zuerst in Hamburg und dann in Hannover die Schule besucht hatte, ging er im J. 1615 zum Studium der Theologie nach Wittenberg, wo er 1618 Magister ward. Im J. 1620 finden wir ihn in Jena, wohin er, um Johann Gerhard, den bedeutendsten Dogmatiker seiner Zeit (vgl. A. D. B. VIII, 767 ff.), zu hören, gegangen sein wird. Hier blieb er dreizehn Jahre; im J. 1622 wurde er Adjunct der philosophischen Facultät, 1626 Professor der Ethik und Politik, 1631 Professor der Physik. Von seiner gelehrten Thätigkeit geben zahlreiche gedruckte Disputationen und Abhandlungen Zeugniß, in welchen hauptsächlich schwierige metaphysische Fragen, aber auch Gegenstände der Dogmatik und der Politik behandelt werden. Als im J. 1633 das Bisthum Würzburg nebst anderen Gebieten von Oxenstjerna an den Herzog Bernhard zu Sachsen-Weimar (vgl. A. D. B. II, 439 ff., und besonders hierfür S. 441 f.) geschenkt worden war und dieser nun auch in Würzburg ein lutherisches Kirchenwesen einrichten wollte, ward unser P. von ihm hierzu als Superintendent und Professor der Theologie nach Würzburg berufen. Er nahm den Ruf an, aber seines Bleibens in Würzburg war nicht lange; nach dem für die Protestanten so unglücklichen Ausgang der Schlacht bei Nördlingen (am 27. August 1634 st. vet.) mußte er fliehen. Wahrscheinlich war es auf dieser Flucht, daß er im Karthäuserkloster zu Erfurt, das auf Geheiß der Schweden die Mönche hatten räumen müssen, ein Unterkommen fand, und daß seine Frau dort eines Kindes genas, eine Begebenheit, die ein gleichzeitiger Chronist unter den Merkwürdigkeiten des Jahres 1635 der Nachwelt überliefert hat. P. wurde zunächst vom regierenden Herzog zu Sachsen-Weimar Wilhelm, dem Bruder Bernhards, zu seinem Hofprediger in Weimar ernannt, kam dann im J. 1637 nach Schleusingen als Superintendent, Consistorialassessor, Professor der Theologie und Ephorus des Gymnasiums und ward von hier im J. 1642 als Superintendent und Pastor nach Schmalkalden versetzt. Hier starb er am 23. December 1651. Seit seiner Flucht aus Würzburg hatte er noch Berufungen nach Braunschweig, Jena, Frankfurt a. M., Regensburg u. s. f. in hohe akademische und kirchliche Stellungen gehabt, aber nicht angenommen. Die von ihm veröffentlichten Schriften nennen Rotermund und das Lexikon der hamburgischen Schriftsteller. Für das Weimarsche Bibelwerk, die sog. Kurfürstenbibel (Nürnberg bei Endter), hat er die Evangelien des Matthäus und Marcus bearbeitet; da aber die Beiträge der Mitarbeiter hernach von der Redactionscommission und namentlich von deren Vorsitzenden Salomon Glassius (A. D. B. IX, 218 f.) stark überarbeitet sind, so läßt sich aus dem vorliegenden Drucke sein Antheil an der Arbeit nicht feststellen; im allgemeinen ist anzunehmen, daß seine kirchliche und theologische Auffassung mit der in diesem Bibelwerke zur Aussprache gekommenen übereinstimmte. Eine seiner Töchter heirathete Johannes Olearius (vgl. A. D. B. XXIV, 279).

Jöcher III, Sp. 1747. – Rotermund zum Jöcher VI, Sp. 793 ff. – Lexikon der Hamburgischen Schriftsteller VI, S. 105 f. – Moller, Cimbria literata I, 504 f. – Günther, Lebensskizzen der Professoren der Universität Jena, 1858, S. 178. – Ueber seine Betheiligung an der Kurfürstenbibel vgl. Weymarsche acta historico-ecclesiastica Bd. 5, S. 1011.