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Artikel „Prändel, Johann Georg“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 502–503, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pr%C3%A4ndel,_Johann_Georg&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 23:19 Uhr UTC)
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Prändel: Johann Georg P. wurde am 9. April 1759 zu München geboren. Sein Vater, ein armer und schlichter, aber mit manchen Kenntnissen begabter Gypsbrenner unterrichtete den Sohn schon in allerfrühester Jugend, so daß dieser bereits im Alter von drei Jahren fertig und richtig lesen konnte. Das Schreiben lernte er in der Folge von selber, ohne eine Schule besucht oder einen Lehrer gehabt zu haben. Im Herbste 1772 trat P. zu Oberau, einem Dorfe bei Ettal in Oberbayern, in die Dienste eines Bauern und blieb dort als Knecht bis zum Februar 1777. Während dieser Zeit fand er zufällig in dem Hause seines Dienstherrn das große Nürnbergische Rechenbuch von Kleemann und kam, ohne äußere Anweisung, durch Privatfleiß, dem freilich manche Nacht geopfert wurde, so weit, daß er die ganze Arithmetik und Algebra bis zu den höheren Gleichungen von selbst erlernte und manche Entdeckung in der Mathematik machte, von der er in der Folge zu seinem Erstaunen erfuhr, daß sie bereits seit einem halben Jahrhundert völlig bekannt sei. Ohne ein[WS 1] astronomisches Buch und die Namen der Gestirne zu kennen, beobachtete er doch den Lauf derselben mit der größten Genauigkeit und bildete sich hierüber ein eigenes System. Auch [503] als Volksdichter versuchte er sich, und viele seiner Volkslieder, sowohl im alten und volksthümlichsten Dialekte als in hochdeutscher Sprache fanden Eingang bei der bäuerlichen Bevölkerung. Nach München zurückgekehrt, brachte er hier drei Jahre theils bei seinen Eltern, theils auf der Hofgypsmühle mit Gypsbrennen zu. Da er aber, wie seine Angehörigen klagten, das Versemachen und das Rechnen mit Buchstaben nicht lassen wollte, verschaffte ihm der Gypsmüller und Stadtrath Joseph Lerch die Bekanntschaft mit den Söhnen des damaligen kurfürstlichen Leibarztes Joseph Baader, und deren Hofmeister gab nun dem bis dahin noch von niemandem unterrichteten P. täglich zwei Stunden Unterricht mit so gutem Erfolge, daß er nach 8 Monaten von der Akademie der Wissenschaften das Zeugniß der vollkommenen Fähigkeit erhielt, in die Rhetorik eintreten zu können. Am 3. November 1780 wurde P. Schüler des Gymnasiums zu München, trat 1783, nach zurückgelegtem ersten Cursus in der Philosophie zu Raitenbuch in den Orden der regulirten Chorherrn ein, verließ denselben aber, da er keinen Beruf zum geistlichen Stande in sich fühlte, nach 9 Monaten wieder und nahm sein Studium der Philosophie am Lyceum in München wieder auf. Vom Jahre 1785 an versah er an dieser Lehranstalt 14 Jahre lang die Stelle eines öffentlichen Repetitors der Mathematik und Physik, kam dann 1799 als ordentlicher Professor für diese Fächer an das Lyceum zu Amberg und wurde endlich im November 1803 zum Professor der Mathematik an der königlichen Pagerie in München ernannt. Bereits 1801 hatte die Akademie der Wissenschaften in München ihn wegen seiner Abhandlung „Optische Betrachtung der Kugel“ zum correspondirenden Mitgliede erwählt, und auch nach Reorganisation der Akademie blieb er Ehrenmitglied derselben. Die Mathematik war und blieb bis an seinen Tod sein ihn nie ermüdendes Studium; als Schriftsteller auf diesem Gebiete war er mit großer Ausdauer thätig, denn er hat nicht weniger als 20 dahin gehörige Werke geschrieben, die zum Theil allerdings zur Verwerthung beim Unterricht bestimmt waren. Von seinen Gedichten erschien eine Sammlung unter dem Titel: „Dichtungen in Nebenstunden“ (1802). P. starb zu München am 8. Januar 1816.

C. A. Baader, Lexikon verstorbener bayrischer Schriftsteller des 18. und 19. Jahrh. I, 2. S. 152.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: eine