ADB:Podewils, Otto Christoph Graf von

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Artikel „Podewils, Graf Otto Christoph von“ von Reinhold Koser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 351–352, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Podewils,_Otto_Christoph_Graf_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 00:28 Uhr UTC)
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Podewils: Graf Otto Christoph v. P., preußischer Diplomat, Neffe des Cabinetsministers, aus Pommern, geboren am 16. April 1719, ging im December 1739 als Legationssecretär nach Petersburg, kehrte im März 1741 von dort zurück, folgte seinem Oheim für den Sommer dieses Jahres nach Breslau, ward zugleich mit demselben am 6. November 1741 in den Grafenstand erhoben und unmittelbar darauf als Gesandter im Haag beglaubigt, wo der jugendliche Diplomat durch sein gewandtes und sicheres Auftreten im Verkehr mit den holländischen und englischen Staatsmännern das Vertrauen des Königs rechtfertigte. Auf der Reise in das Aachener Bad nahm Friedrich II. am 26. August 1742 in einer Audienz zu Cleve, die P. sehr anschaulich geschildert hat, einen mündlichen Bericht seines Gesandten entgegen, und beschied denselben auch im Mai 1744 während des Badeaufenthaltes in Pyrmont zu sich, wo P., wie der Cabinetssecretär Eichel bezeugt, „sehr gracieux“ aufgenommen wurde: „und möchten ihn des Königs Majestät wohl noch einige Tage hier arretiren, zumalen er bongré malgré heute (25. Mai) den hiesigen Brunnen mitzutrinken anfangen müssen“. Der König beabsichtigte damals, den Grafen nach Polen auf den Grodnoer Reichstag zu schicken, da er „wegen seines guten Exterieurs und insinuanter Manieren“ besonders geeignet erschien „sich bei Frauenzimmern zu insinuiren und beliebt zu machen“, „welches in Polen sehr viel thäte“; doch wurde bei Beginn des zweiten schlesischen Krieges die Rückkehr auf den haager Posten erforderlich. Nach dem Friedensschluß ernannte Friedrich den Siebenundzwanzigjährigen zum Etatsminister (9. Mai 1746) und stellte ihn auf den heikelsten diplomatischen Posten, der damals zu besetzen war: er schickte ihn nach Wien. P. ist über die unlösbaren Schwierigkeiten seiner dortigen Aufgabe nie hinweggekommen. „Ihr seid bei den Eisenfressern von Deutschland akkreditirt, [352] wundert Ihr Euch, daß sie Fanfarons sind?“ so schreibt ihm sein Auftraggeber gleich in den Anfängen seiner Mission in einem eigenhändigen Zusatz unter einem Erlaß, von dem man wußte, daß er in Wien heimlich geöffnet und gelesen werden würde. Eine andere dieser im Grunde an die Adresse des Wiener Hofes selbst gerichteten Nachschriften prägt dem Gesandten das geflügelte Wort eines ehemaligen Gouverneurs von Berlin ein, der einer Ordonnanz den Auftrag mitgab: „Unterofficier, ist der Bürger ein Ochse, seid Ihr auch einer; ist der Bürger höflich, seid Ihr es auch“. Bald war der preußische Gesandte der Kaiserin-Königin ebenso verhaßt, wie sein Gebieter. In den Charakteristiken der Wiener Hofgesellschaft, des Kaiserpaares, der Minister u. s. w., welche er auf Befehl seines Herrn entwerfen mußte, zeigt sich P. als ein überaus feiner Beobachter und farbenreicher Porträtist; in unseren Tagen an die Oeffentlichkeit gelangt, haben diese Schilderungen, welche den Vergleich mit den glänzendsten venetianischen Mustern nicht zu scheuen brauchen, seitens der Darsteller der Epoche die gebührende Beachtung gefunden. Schon seit 1748 dachte P., der sich in Wien sehr unbehaglich fühlte und körperlich angegriffen war, an seinen Rücktritt; doch näherte er sich der Erfüllung seines Wunsches erst nach einem Schlaganfall, der ihn am 30. Juli 1750 traf. Maria Theresia entließ ihn in der Abschiedsaudienz am 14. Januar 1751 mit den spitzen Worten, er möge es der politischen Lage und den wenig angenehmen Verhandlungen, die er zu führen gehabt, zuschreiben, wenn sein Aufenthalt in Wien für ihn keine Annehmlichkeiten gehabt habe. Bei dem Könige galt er jetzt zu Ende seiner Laufbahn nicht mehr dasselbe wie früher; er lebte von nun an auf seinem Gute Gusow in der Neumark, das einst dem alten Derfflinger gehört hatte, und ist dort am 12. März 1781 gestorben.

Politische Correspondenz Friedrichs des Großen I–VIII. – Sitzungsberichte der Wiener Akademie 1850. – A. v. Arneth, Maria Theresia III, IV. – Droysen, Gesch. der Preuß. Pol. V, 1–4. – Bielfeld, Lettres familières, II. – Acten des Geh. Staatsarchivs zu Berlin.