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Artikel „Podewils, Heinrich von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 341–344, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Podewils,_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 08:56 Uhr UTC)
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Podewils: Heinrich v. P., kurfürstlich braunschweig-lüneburgischer General-Feldzeugmeister und Geheimer Kriegsrath, wurde am 5. Mai 1615 auf dem Stammhause seiner Familie bei Demmin in Pommern geboren und in der Ritterakademie zu Soröe, deren Director, Heinrich v. Ramel, sein Oheim von mütterlicher Seite war, erzogen, machte in Leyden und zu Paris fernere Studien, deren Gegenstand besonders Mathematik und Befestigungskunst waren, und nahm dann zuerst im Dienste des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, nach dem Tode desselben aber unter Frankreichs Fahnen, am dreißigjährigen Kriege theil. Als der Westfälische Friede geschlossen war, ging er in seine Heimath, kehrte aber bald, von seinem Gönner Turenne gerufen, nach Frankreich zurück, errichtete auf Grund einer am 9. Juli 1651 ihm ertheilten Bestallung ein Reiterregiment, welches seinen Namen führte, und befehligte dasselbe mit vielem Ruhme in den Jahren von 1652–1656 auf dem nordfranzösischen und flandrischen Kriegsschauplatze. Als am 8. Juli 1657 die Stellung eines Brigadiers der Cavallerie geschaffen wurde, erhielt auch P. eine solche; an der Spitze einer Brigade nahm er nun 1657 und 1658 in den nämlichen Gegenden an den Feindseligkeiten theil. Im J. 1659 drohte den französischen Waffen durch Truppen Gefahr, welche der Kaiser dorthin den Spaniern zu Hilfe senden wollte. Um denselben entgegenzutreten, verbündete Frankreich sich mit den Kurfürsten von Mainz und von Köln und mit dem Herzoge von Pfalz-Neuburg. P., damals General der ausländischen Reiterei, erhielt am 9. April 1659 die Bestimmung, den Befehl der Hülfstruppen, welche diese Fürsten stellen würden, zu übernehmen. Die ihm für diesen Fall am 10. jenes Monats ertheilte Dienstanweisung ist in der Handschrift Le Tellier, Bd. 27, Folio 44 abgedruckt. Infolge des im Mai abgeschlossenen Waffenstillstandes unterblieb die Ausführung [342] jedoch und am 18. April 1661 ward sein Regiment aufgelöst; eine Compagnie wurde ihm indessen belassen. Als 1664 die Türkengefahr drohte, entsandte König Ludwig XIV. ein Corps zum Beistande des zunächst gefährdeten Oesterreich; Coligny erhielt den Oberbefehl und P. ward ihm am 12. März als Generalmajor zugetheilt; am 13. erfolgte seine Ernennung zum Maréchal de Camp. Mit ausgezeichneter Tapferkeit kämpfte er am 1. August in der Schlacht bei St. Gotthard an der Raab. „Der Graf von Coligny mit Budwils trug mit seinem Corps sehr viel zum guten Ausgange der Schlacht bei“, berichtete Montecuccoli an Kaiser Leopold I. Nach der Heimkehr naturalisirte der König P. als Franzosen und schrieb ihm bei dieser Gelegenheit: „Quand on fait des grâces de cette nature à des personnes comme Vous, c’est plus acquérir que donner.“ Dann diente er zunächst unter Saint-Luc in Guyenne (Bestallung vom 2. Juli 1665) und darauf wieder im nördlichen Frankreich und in den Niederlanden; 1667 war er bei den Belagerungen von Tournay, Douay und Lille thätig; 1668 befand er sich unter Turenne in Flandern. Nach Friedensschluß wurde sein Regiment am 30. Mai 1668 von neuem aufgelöst. Der König schrieb ihm damals: „Vos actions m’ont confirmé une verité, que j’ai déjà bien reconnue, qu’il y a grand plaisir de mettre dans les emplois des personnes comme Vous qui savent si bien s’y acquitter et en rendre si bien compte.“

Bei aller seiner Tüchtigkeit und anerkannten Brauchbarkeit stand seinem weiteren Fortkommen sein protestantisches Glaubensbekenntniß im Wege, von welchem er nicht lassen wollte; der König und Turenne empfahlen ihn daher Frankreichs Verbündetem, dem Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Lüneburg, welcher in Hannover residirte, und dieser nahm ihn daraufhin 1672 als Generallieutenant mit Beilegung der Geheimeraths- und Gouverneurscharge in seine Dienste, zugleich erhielt er das in der Stadt Hannover garnisonirende rothe Infanterieregiment. Er schied jedoch aus dem französischen Heere nicht endgültig aus; König Ludwig behielt sich vielmehr vor, wenn es P. in Deutschland nicht gefiele oder wenn der König selbst seiner bedürfen würde, ihn wieder zu „accomodiren“. Er bezog daher mit Genehmigung des Herzogs eine französische Pension. Ob dieses Verhältniß auch dann noch fortbestanden hat, als P. die Waffen gegen Frankreich trug, vermag der Unterzeichnete nicht zu sagen. Die erste Aufgabe, welche P. in Hannover zu lösen hatte, war die Organisation der dortigen Truppen, da Herzog Johann Friedrich sich am 10. Juli 1671 im Geheimen verbindlich gemacht hatte, 10 000 Mann, nach französischer Weise „gedrillt“, aufzustellen, wogegen König Ludwig XIV. ihm sofort Werbegelder und demnächst jährlich 480 000 Thaler zu zahlen versprach; in Wirklichkeit hatte der Herzog in der nächsten Zeit 15 000 Mann unter den Waffen, welche P. in einen guten Stand brachte, und bei denen er namentlich eine straffe Mannszucht einführte. Als im Jahre 1673 Turenne den Rhein überschritt und die Franzosen die Lande des Kurfürsten von Brandenburg bedrohten, zogen Herzog Johann Friedrich und sein Bruder Herzog Georg Wilhelm von Celle ihre Truppen an der Weser zusammen; P. erhielt den Befehl über die bei Hameln vereinigten Hannoveraner. Von hier aus ging er über den Fluß und besetzte die lippeschen Lande, unter dem Vorgeben, daß es zum Schutze des eigenen Gebietes geschähe, in der That aber, um Turenne die Hand zu bieten. Sein Vorgehen war eine Hauptveranlassung für Brandenburg, den Frieden von Vossem zu schließen. König Ludwigs Bestreben ging unausgesetzt dahin, den Herzog Johann Friedrich zu thätiger Parteinahme für Frankreich zu bewegen, und P. mit seinen Truppen zur Verfügung zu erhalten; der Herzog war aber vorsichtig und zog die Armee unter dem Vorwande, daß er den Brandenburgern den [343] Durchmarsch durch sein Land verwehren wolle, in das Göttingen’sche zurück, von wo sie, als dort die Vorräthe aufgezehrt waren, auf Grund der dem Herzoge im September jenes Jahres vom Kaiser zugestandenen Neutralität, Quartiere bezogen, welche letzterer ihnen im nördlichen Thüringen und auf dem Eichsfelde „assigniret“ hatte. Sie lebten hier, ihre Requisitionen weit ausdehnend, wie in Feindesland. P. hatte sein Hauptquartier in der freien Reichsstadt Mühlhausen und wurde in dieser Zeit vielfach bei den Unterhandlungen gebraucht, welche eine, namentlich gegen das drohende Uebergewicht Brandenburgs in Norddeutschland gerichtete nähere Vereinigung der welfischen Herzoge mit Kursachsen zum Zweck hatten. Schon 1677 hatte er Zusammenkünfte mit den sächsischen Ministern, 1678 kam zu Kindelbrück ein Bündniß zu Stande, darauf trat P. mit Kurfürst Johann Georg II. in Moritzburg zusammen und zuletzt schloß er namens der herzoglichen Brüder von Hannover, Celle und Osnabrück mit Sachsen den Tractat von Eisleben. In Dienste des Kaisers und des Königs von Dänemark zu treten, welche ihm angeboten waren, lehnte er ab. Der Friede von Nymwegen machte den obigen Verhältnissen im J. 1679 ein Ende. Zu kriegerischen Ereignissen war es während der Zeit nicht gekommen; 1676 hatte P. gegen den Landgrafen von Hessen-Homburg bei Greußen „Tete gemacht“ und 1679 nahm er gegen Crequi, als dieser an die Weser vordrang, eine Aufstellung, um ihm den Zugang zu den herzoglichen Landen zu verwehren. Nach Friedensschluß lag ihm die Abdankung der überflüssigen und die Neuordnung der beibehaltenen Truppen ob. – Am 18./28. December 1679 starb Herzog Johann Friedrich auf einer Reise nach Italien zu Augsburg; P. nahm nun sofort die Truppen für dessen Nachfolger Herzog Ernst August, den bisherigen Bischof von Osnabrück, in Eid und Pflicht und dieser beließ ihm die Leitung der militärischen Angelegenheiten auch ferner; sie nahmen um so mehr Zeit und Mühe in Anspruch, als der Bestand an Truppen sofort ansehnlich vermehrt wurde und die damalige Art der Aufbringung, verbunden mit vielfacher Verwendung zu kriegerischen Unternehmungen, fortwährende Arbeit erforderte. Auch diplomatisch war P. wiederum thätig, als im October 1681 ein weiterer Vertrag mit Kursachsen zu Langensalza geschlossen wurde. 1688 fielen Händel zwischen Dänemark und Hamburg vor, welche die Entsendung hannoverscher Truppen unter P. an die untere Elbe veranlaßten; von da rückte er mit denselben, unter dem Oberbefehl seines Herzogs, an den Rhein und den Main, wohnte auch, zum Feldzeugmeister ernannt, im folgenden Jahre, wo die hannoverschen Truppen an den Belagerungen von Mainz und von Bonn betheiligt waren, dem Feldzuge bei und machte 1690, obgleich halbblind und gebrechlich, unter dem Erbprinzen, später König Georg I. von England, den Krieg in Brabant mit. Dann erschien er nicht mehr im Felde, führte jedoch 1693, als nach dem Aussterben der Herzoge von Sachsen-Lauenburg Streitigkeiten wegen der Erbfolge entstanden waren, nochmals hannoversche Truppen an die Elbe. 1696 unternahm er eine Reise nach Hamburg, „allwo er sein Gemüth in etwas von der Arbeit zu erleichtern gewohnt war“ (Vanselow, S. 384, s. unten) und starb hier am 16. Juli desselben Jahres. Es wird ihm der Grundgedanke zum Plane eines angriffsweisen Vorgehens gegen Paris zugeschrieben, welcher für die im J. 1792 zu diesem Zwecke getroffenen Anordnungen maßgebend gewesen sein soll (Vaterländisches Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen, Hannover 1838. S. 384).

Pinard. Chronologie historique et militaire, contenant l’histoire de la création de toutes les charges etc. VI, Paris 1763. – Pommersches Heldenregister von A. C. V(anselow), Colberg 1745. – L. v. Sichart, Geschichte der hannoverschen Armee, 1, Hannover 1866. – Bei seinem Tode erschienen vier Gedächtnißschriften, welche sich im 44. Bande der Sammlung von Leichenpredigten [344] der Hofbibliothek in Bückeburg finden. Sie sind betitelt: Déscription générale de la vie de Mr. le Maréchal de P.; Ausführliche Nachricht von Hochwohlseeligen Herrn pp.; Inscriptio monumenti in Mausoleo Podewilsiano Templo Crangensi (Gut in Pommern); A la gloire immortelle etc.; alle ohne Druckort und Jahr; nur die zweite bringt nennenswerthes über Podewils’ Leben.