ADB:Plemp, Vopiscus Fortunatus

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Artikel „Plemp, Vopiscus Fortunatus“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 270–271, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Plemp,_Vopiscus_Fortunatus&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 12:13 Uhr UTC)
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Plemp: Vopiscus Fortunatus P., am 23. December 1601 in Amsterdam geboren, hatte zuerst in Gent und Löwen Humaniora und Philosophie, später in Leyden, in Padua (unter Adrian Spieghel) und in Bologna Medicin studirt und ist an der letztgenannten Universität zum Doctor promovirt worden. Nach seiner Rückkehr in die Heimath ließ er sich als Arzt in seiner Vaterstadt nieder, folgte später (1633) aber einem auf Veranlassung der Gemahlin des Statthalters an ihn ergangenen Rufe auf den Lehrstuhl eines Professors der Medicin in Löwen (die Angabe, daß er, um diese Stelle zu erlangen, aus der katholischen Kirche ausgeschieden sei, ist unbegründet), und hat diesen Platz bis zu seinem 1671 erfolgten Tode in würdiger Weise ausgefüllt. – P. war kein großer Gelehrter, aber ein tüchtiger Lehrer, der auf seine Zeitgenossen einen nicht zu unterschätzenden günstigen Einfluß ausgeübt hat, in der Wissenschaft war er ein ehrlicher Mann, der niemals Anstand genommen hat, begangene Irrthümer offen einzugestehen; so war er in der ersten Auflage seiner Fundamente der Medicin gegen die Harvey’sche Lehre vom Blutkreislaufe aufgetreten, erkannte [271] aber in der 2. Bearbeitung dieser Schrift die ganze Bedeutung dieser Entdeckung im vollsten Umfange an, und ebenso erklärte er sich später (1653) zu der von ihm anfangs bekämpften Lehre von der Anatomie und Physiologie der Milchgefäße und des canalis Pequetii bekehrt. Nur sein Vorurtheil gegen den Gebrauch der Chinarinde hat er nicht aufgegeben und mit Veröffentlichung der unten genannten Streitschrift gegen denselben, bei der Bedeutung, die seine Landsleute seinen Ansichten beigelegt haben, hat er, wie aus mehreren Angaben in den von Bartholin herausgegebenen Epistolae medicinales hervorgeht, in der That die allgemeine Einführung dieses Heilmittels in den Niederlanden verzögert. – Von seinen Schriften sind zu nennen: „Verhandeling der Spieren“ (1630, 1645). – „Ophthalmographia, sive tractatio de oculi fabrica etc.“ (1632, 1648, 1659), in der ersten Auflage nur die Anatomie und Physiologie (diese besonders mit Benützung der optischen Arbeiten von Kepler und Scheiner) des Auges, in den letzten Auflagen auch die Krankheiten des Organs berücksichtigend, „juvenis opus, minime tamen inutile“[WS 1], wie Haller erklärt, ferner „Fundamenta medicinae, seu institutiones medicae. Libri VI“ (1638 u. v. a. A.) — „Animadversiones in veram praxin curandae tertianae“ (1642). — „Antimus Coningius, Peruviani pulveris defensor, repulsus a Melippo Protymo“ (1655) – die oben erwähnte Streitschrift, welche gegen eine Schrift des Jesuiten Honoré Fabri, in der der Gebrauch der Chinarinde bei Malariafieber empfohlen wird, gerichtet ist, – sodann: „Tractatus de affectibus pilorum et unguium“ (1662) — „Loimographia s. Tractatus de peste“ (1664) und „De togatorum valetudine tuenda commentatio“ (1670). – Uebrigens hat P. eine sehr geschätzte lateinische Uebersetzung der ersten beiden Bücher des Canon von Avicenna (1658) geliefert.

Haller, Bibl. anat. I p. 370, Bibl. med. pract. II p. 596. – Haan, Notice sur la vie et les ouvrages de V. F. P. Louvain 1845.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: öffnendes Anführungszeichen fehlt