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Artikel „Piderit, Karl Wilhelm“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 111, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Piderit,_Karl_Wilhelm&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:28 Uhr UTC)
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Piderit: Karl Wilhelm P., Philologe und Schulmann, 1815–1875. Er wurde als der Sohn des Pastors und Rectors Franz Karl Theodor Piderit in Witzenhausen im Kurfürstenthum Hessen am 20. März 1815 geboren. Sein Vater wurde später Gymnasiallehrer in Hersfeld, dann Pfarrer in Rinteln und endlich Archivrath in Kassel; er hat sich durch Untersuchungen über die Geschichte Kurhessens und namentlich der Grafschaft Schaumburg verdient gemacht. Der Sohn besuchte von 1826 an das Gymnasium in Hersfeld, trat 1829 in das zu Rinteln über und wurde von diesem Michaelis 1833 als reif zur Universität entlassen. Von da an studirte er in Marburg Theologie und Philologie, war eifriges Mitglied des philologischen Seminars, löste hier auch mit glücklichem Erfolge eine akademische Preisaufgabe über die nachciceronische Wandlung in der römischen Beredsamkeit und bestand im Sommer 1837 die Prüfung für das Gymnasiallehramt. Zunächst wurde er im Herbst 1837 dem Gymnasium in Hersfeld als „Praktikant“ überwiesen: nachdem er im folgenden Jahre die praktische Lehramtsprüfung abgelegt hatte und im Mai 1839 auf Grund einer K. F. Hermann gewidmeten Abhandlung über Leben und Kunsttheorie des Hermagoras zum Dr. phil. promovirt worden war, wurde er Michaeli 1839 als ordentlicher Lehrer an das Gymnasium in Marburg versetzt, dessen Director damals Vilmar war. Bereits im Januar 1842 wurde er jedoch von den Pflichten seines Lehramtes entbunden, um in Kassel die Erziehung des jüngeren Sohnes der damaligen Gräfin von Schaumburg, späteren Fürstin von Hanau, Ed. v. Scholley, zu übernehmen. Im April 1844 trat er wieder in das Gymnasiallehramt zurück und zwar zunächst in Hersfeld; Ostern 1850 wurde er an das Kasseler Gymnasium berufen und, nachdem er inzwischen die Prüfung für die Candidaten des geistlichen Amtes bestanden und ordinirt worden war, im October 1853 zum Director des Gymnasiums in Hanau, im folgenden Jahre auch zum Mitgliede des Directoriums der dortigen Zeichenschule ernannt. Diese Aemter hat er bis zu seinem Tode in anerkannter Tüchtigkeit und mit vorzüglichem Erfolge verwaltet; wenn auch die oft hervortretende Schroffheit seines Wesens, namentlich in politischen und religiösen Fragen – er stand mit aller Entschiedenheit auf dem Standpunkte Vilmar’s – ihm vielfache Feindschaft zuzog, ganz besonders in der Zeit, wo er den „Hessischen Volksfreund“ redigirte, so wurde doch weder seine hervorragende pädagogische und didaktische Wirksamkeit, noch die Bedeutung seiner wissenschaftlichen Arbeiten auch von seinen ausgesprochenen Gegnern jemals angezweifelt. Die Zahl dieser letzteren ist eine ziemlich große und erstreckt sich auf die verschiedensten Gebiete der Philologie und des Gymnasialwesens; weitaus am bedeutendsten sind die bei Teubner erschienenen Ausgaben der vier rhetorischen Schriften Ciceros, welche vielfache Auflagen erlebten. Er starb in Hanau am 27. Mai 1875.

Fr. Heußer, Nekrolog K. W. Piderit’s in N. Jahrb. für Phil., Bd. 114, S. 265 ff. Daselbst befindet sich auf S. 267 und 268 ein vollständiges Verzeichniß der Schriften Piderit’s.