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Artikel „Pholspeunt, Heinrich v.“ von Gustav Roethe, Hermann Frölich in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 91–92, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pholspeunt,_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:55 Uhr UTC)
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Pholspeunt: Heinrich v. P. stammte aus einem Ministerialengeschlecht, das in dem heutigen Kirchdorf Pfalzpaint an der Altmühl unterhalb Eichstädt ansässig war. Reverse, die er in den Jahren 1449 und 1451 ausstellte, bezeugen ihn in Lehensabhängigkeit von den bairischen Herzögen. Bald nach 1451 trat er in den deutschen Orden, wahrscheinlich in die seiner Heimath nahe gelegene Commende Ellingen. Schon in Baiern hatte er Mühe und Kosten nicht gescheut, um sich die Kunst des Wundarztes anzueignen. Den Münchener Stadtarzt Christoph, der auch in Eichstädt zuweilen thätig war, den späteren Ingolstädter Professor und herzoglichen Leibarzt Hans von Baireuth und mehrere andere Meister nennt er als seine Lehrer: vor allem unterwies ihn der in Lothringen seßhafte Johann von Bires, dem er z. B. für seinen Unterricht in kunstgerechter Behandlung der Pfeilschüsse 50 Gulden zahlte. Auch bei den besonders geschätzten italienischen Wundärzten ging er gelegentlich in die Schule, so in der Kunst der Rhinoplastik. Der Dienst des Ordens führte ihn nach Preußen, und dort gab ihm der Krieg, den der Orden seit 1454 mit Polen führte, reiche Gelegenheit, seine Kenntnisse praktisch zu verwerthen und zu erweitern. Namentlich erwarb er sich 1457 bei der Belagerung von Marienburg um die Besatzung Verdienst. Die gesammten Ergebnisse seiner Studien und seiner Erfahrung legte er für Aerzte und Laien in einem Lehrbuch der bündterznei nieder, dessen Grundstock die Kunst des Meisters Johann von Bires hergab. So ungründlich und laienhaft Heinrichs Vorbildung ist, so sehr ist er bei der Aufzeichnung seines Wissens von frommer Gewissenhaftigkeit beseelt. Es fehlt nicht an ernsten Mahnungen an die Wundärzte, und selbst schwer erworbene Geheimnisse seiner Kunst vertraut er dem Buche mit wenigen Ausnahmen uneigennützig an. Die Darstellung, die H. durch rohe Zeichnungen gelegentlich unterstützt, entbehrt jeder stilistischen Schulung und läßt, so schlicht sie ist, an Klarheit oft genug zu wünschen übrig: von einheitlicher Disposition des Stoffes ist keine Rede. Die Sprache der einzigen Hs. des Werkes trägt, in Widerspruch mit der bairischen Herkunft des Autors, ausgeprägt mitteldeutschen Charakter. Das erklärt sich nicht sowohl aus dem Einfluß des Ordenslandes, als vielmehr aus der thüringischen Heimath des Abschreibers, des Caplans Heinrich Hentze aus Sondershausen, der Heinrichs Werk 1519 für die Herren von Greußen copirte.

[92] Buch der Bündth-Ertznei von Heinrich von Pfolsprundt, Bruder des deutschen Ordens 1460, hsg. v. H. Haeser und A. Middeldorpf, Berlin 1868. – Muffat, Heinrich von Pfolspeunt, Sitzungsberichte der kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften, Jahrgang 1869, I, 564.

Entgegen der bisherigen Annahme habe ich nachgewiesen, daß P. der erste aller Schriftsteller ist, welche der Schußverletzung gedenken. Auch ist seine ausführliche Beschreibung der Rhinoplastik bemerkenswerth, indem er mit ihr den Beweis liefert, daß die Methode des jüngern Branca (Bildung der Nase aus Oberarmhaut) schon vor 1460 nach Deutschland verpflanzt worden ist.

H. Frölich, Ueber eine die Kriegs-Chirurgie des Mittelalters betreffende Entdeckung (Deutsche militärärztl. Ztschr. 1874. Heft 11).