Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Cleve, Philipp Eberhard v.“ von Karl Leopold Strauven in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 330–332, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Philipp_Eberhard&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 16:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Engelbert von Cleve
Band 4 (1876), S. 330–332 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Philipp von Kleve-Ravenstein in der Wikipedia
Philipp von Kleve-Ravenstein in Wikidata
GND-Nummer 119539926
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|330|332|Cleve, Philipp Eberhard v.|Karl Leopold Strauven|ADB:Philipp Eberhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119539926}}    

Cleve: Philipp Eberhard v. C., Herr zu Winnendahl, und nach dem Tode seines Vaters Adolf von Ravenstein auch Herr von Ravenstein, auch wol Herzog von Coimbra, in Chroniken auch Herzog von Zinnober, [331] † 1527, Sohn des genannten Adolfs und der portugiesischen Prinzessin Beatrix, wurde am burgundischen Hofe, wo sein Vater als Jugendgenosse Karls des Kühnen und nächster Verwandter des herzoglichen Hauses eine höchst bedeutende Stellung einnahm, erzogen und war bereit 1478, als Ludwig von Frankreich in Artois einfiel, Statthalter zu Valenciennes. Als solcher machte er die französische Besatzung in dem eroberten Maine nieder, führte 1479 die Valencienner Besatzung gegen den Herrn v. Montfaucon und in der siegreichen Schlacht bei Valenciennes als General der Reiterei den einen Flügel, eroberte und besetzte sodann in Folge des Sieges die meisten benachbarten Städte. In der Schlacht bei Viesville wurde seine Reiterei zum Weichen gebracht, da aber Erzherzog Maximilian mit dem übrigen Heere Stand hielt, so konnte Philipp seine Reiterei wieder sammeln und von neuem in den Kampf führen, dessen Ausgang indeß zweifelhaft war, da sowol die Franzosen als die Burgunder sich den Sieg zuschrieben. Im J. 1481 zeichnet sich Philipp bei der Belagerung von Venloo aus und gleich nachher als Oberfeldherr des burgundischen Heeres gegen die aufrührerischen Lütticher, welche er mit 500 Reitern, 1500 Mann Fußvolk, unterstützt durch eine große Anzahl Ritter mit ihrem Kriegsvolke und freiwillige Paßgänger überzog. Im Sept. 1482 ergibt sich ihm zuerst St. Trond, dann wird Looz (Borchloen) genommen und zerstört, Hasselt erobert und im October vor Lüttich gerückt, während das Heer Philipps auf 8000 Mann angewachsen war. Im Januar 1483 war Lüttich von allen Seiten eingeschlossen. Philipp wurde bald Herr desselben und blieben von den Lüttichern 3000 Mann, eine weit größere Zahl wurde zu Gefangenen gemacht und mußte sich loskaufen. Im nämlichen Jahre zog Philipp mit Erzherzog Maximilian in Brügge ein und erhielt dort von demselben die gräflich Romontschen Güter zum Geschenke. Als aber die aufständischen Brügger Maximilian in Gefangenschaft nahmen, bemächtigte sich Philipp des nahe gelegenen stark befestigten Sluys, um von hier aus die Brügger in Schranken zu halten. Nach Befreiung Maximilians und nachdem dieser mit den Gentern und Brüggern Friede geschlossen, wurde Philipp als Bürge des Friedens gestellt, was zu dessen Entzweiung mit Maximilian führte, indem letzterer wegen der Friedensbedingungen mit Gent in Streitigkeiten gerieth, in Folge deren Philipp Partei für die Genter ergriff. Durch seine Gegner wurde sogar Kaiser Friedrich veranlaßt, Philipp auf dem Tage zu Antwerpen in die Reichsacht zu erklären. Philipp, auf Seiten der Flandrischen stehend, bemächtigte sich, unterstützt durch den König von Frankreich, der Stadt Brüssel, wodurch die Sache Maximilians sehr geschädigt wurde. Maximilian schickte den Herzog Albert von Sachsen gegen Philipp. Das Kriegsglück wandte sich abwechselnd bald auf des einen, bald auf des andern Seite zum Verderben des mit Krieg überzogenen Gebiets. Ein Vergleichsversuch zwischen den beiden Feldherren hatte kein Ergebniß. Erst nachdem Maximilian mit dem König von Frankreich Frieden geschlossen, gab Philipp Brüssel auf, indem er sich zwar mit Maximilian aussöhnte, aber gleich nachher sich nach Frankreich begab. Da ihm das Kriegswesen im Heimathlande keine Beschäftigung mehr bot, so suchte er diese, indem er eine Schaar französischer Adelicher sammelte und mit dieser den Venetianern gegen die Türken zu Hülfe zog. Seine Expedition gegen Cephalonia ward nicht mit Glück gekrönt, die Türken schlugen den Sturm ab und blieben Herren der Insel. Philipp mit seiner Schaar wurde dagegen durch einen Orkan an die calabrische Küste verschlagen. Dann kehrte er in die Heimath zurück und in Anbetracht, daß das Kriegsglück von ihm gewichen, trat er als militärischer Schriftsteller auf und schrieb die Karl V. 1519 dedicirte, von Frundsberger Tom. III mitgetheilte „Kriegsordnung Herzogs Philipp von Cleve“. – Philipp hatte sich 1487 mit Francisca von Luxemburg, Gräfin von St. Pol vermählt. Die Ehe blieb kinderlos [332] und Philipp adoptirte als Erben seines sehr bedeutenden Vermögens Adolf von Cleve, den zweiten Sohn Herzog Johanns von Cleve, der indeß vor Philipp 1525 in Spanien starb. Nach Philipps Tode im September 1527 auf dem Schlosse zu Winnendahl fielen seine niederländischen reichen Besitzungen an Herzog Wilhelm von Jülich-Cleve-Berg, Sohn Johanns von Cleve und der jülich-bergischen Maria, der an seinem Hofe die natürliche Tochter Philipps Margaretha erziehen ließ und sie mit reicher Ausstattung an Adolf v. Mevert 1546 vermählte. Philipps Symbol war: Decipimur votis, tempore fallimur et mors deridet curas, anxia vita nihil. Ueber sein Wahrzeichen Con couronné à jamais siehe Lacomblet, Archiv V.