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Artikel „Pfarrer, Mathis“ von Richard Otto Zoepffel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 609, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pfarrer,_Mathis&oldid=- (Version vom 10. Dezember 2024, 08:44 Uhr UTC)
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Pfarrer: Mathis P., Ammeister und Beförderer der Reformation in Straßburg, ist hieselbst 1485 oder 1486 geboren. Ueber seine Jugend und seine innere Entwicklung wissen wir nichts Sicheres. Als Kaufmann – er war Tuchhändler – muß er sich bald in seiner Vaterstadt einen so guten Namen gemacht haben, daß ihm Sebastian Brant seine Tochter Euphrosyne zur Gattin gab. Wie hoch ihn seine Mitbürger schätzten, geht allein daraus hervor, daß er sieben Mal – so häufig, wie keiner vor ihm – zum Ammeister gewählt worden ist, 1527, 1533, 1539, 1545, 1551, 1557, 1563. In dieser hohen städtischen Stellung hat er der Reformation in Straßburg mit zum Siege verholfen. Wo es galt, muthig für die Rechte der Stadt und für die Sache des Evangeliums einzutreten, da machte der Rath ihn – oftmals neben Jakob Sturm – zu seinem Geschäftsführer. So war P. sowohl auf den beiden Reichstagen zu Speyer 1526 und 1529 als auch auf dem Reichstage zu Augsburg 1530 einer der Gesandten Straßburg’s. Häufig begegnen wir ihm in dieser Eigenschaft auf den Tagen des Schmalkaldischen Bundes, 1531 und 1536 in Frankfurt a./M., 1538 in Braunschweig, 1540 in Naumburg. Die schwerste Mission, die er im Auftrage der Stadt übernommen, war die im J. 1547 – nach dem unglücklichen Ausgange des Schmalkaldischen Krieges – zum Kaiser nach Ulm, um mit dessen Räthen über die Bedingungen zu unterhandeln, unter denen Straßburg Verzeihung erhalten sollte. Doch konnte sich P. nicht entschließen, als Gesandter der Stadt wie es der Rath wünschte, nach Nördlingen zu gehn, um vor dem Kaiser den von ihm geforderten Fußfall zu thun. Wie treu er dem evangelischen Glauben zugethan war, bewies er 1550 bei Gelegenheit der Einführung des Interims in Straßburg; lieber als daß er der Verlesung desselben vor den Zünften anwohnte, zahlte er eine Geldstrafe. Als nun aber 1554 die Mehrzahl der Straßburger Prediger unter Führung Marbach’s die Abschaffung des Interims ertrotzen wollte und dem Rath den Gehorsam aufkündigte, da machte er dem Marbach wegen seiner Auflehnung gegen die städtische Obrigkeit heftige Vorwürfe. P. starb am 19. Januar 1568. Ihn charakterisirt sein Zeitgenosse Johannes Sturm folgendermaßen: „Herr Matthes P. wurde von wegen seiner Freundlichkeit von jedermann sehr gerhümbt. Er war ein rechter Vatter und Handhaber aller armen und betrübten Leut. Wenn jrgendt ein Burger etwas geringes verbrochen, ließ ers still hinschleichen, underweilen vertruckt ers, ehe dann einer deßwegen beklagt wurde, Beide in Gelt unnd Leibsstraffen war er milt vnd gnedig. Wann er dann uber etwas seine stimm im Raht geben solte, that ers mit solcher bescheidenheit, daß, wann er schon etwan eines andern meinung zuwieder, er gleichwol demselben nicht erzürnte … und gleich als ein schöner heller Carfunkel under andern viel Edelgesteinen herauß scheinnt und gläntzet, also leuchtet er im Raht für sein person.“

Joannis Sturmii Commonitio oder Erinnerungsschrift, Neustadt a. d. Hardt 1581. – Joannis Pappi defensionis quartae partes tres priores, Tubingae 1581, p. 20. – Beza, Icones, 1580. – Pantaleon, prosopographia heroum, Basel 1566, T. III, p. 366 (unbrauchbar). – Hertzog, Chronicon Alsatiae, Straßburg 1592, achtes Buch, S. 94 ff. – Röhrich. Geschichte der Reformation im Elsaß, 1.–3. Bd., Straßburg 1830–1833. – Virck, Politische Correspondenz der Stadt Straßburg, 1. Bd., Straßburg 1882. – Holländer, Straßburg im Schmalkaldischen Kriege, Straßburg 1881.