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Artikel „Orth, Wigand“ von Adolf Link in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 442–443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Orth,_Wigand&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 20:25 Uhr UTC)
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Orth: Wigand O., evangelischer Theologe, wurde 1537 zu Wetter in Hessen geboren. Vorbereitet in der Schule seiner Vaterstadt studirte er von 1552 an in Marburg alte Sprachen, sowie, hauptsächlich von Andreas Hyperius angeregt, Theologie. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wetter, wo er sich unter der Leitung des späteren Marburger Pädagogiarchen Justus Vultejus mit Ethik und Physik beschäftigte, begab er sich nach Straßburg, um hier unter Hieronymus Zanchius und Petrus Martyr Vermigli seine theologischen Studien fortzusetzen. Mit tiefem Schmerze wohnte er der Abschiedsvorlesung bei, welche Petrus Martyr 1556 vor seinem Scheiden aus Straßburg hielt. Nach Marburg zurückgekehrt erlangte O. 1558 die philosophische Magisterwürde und wurde 1559 Informator Christophs, des Enkels Philipps des Großmüthigen. Auf seinen Wunsch erhielt er 1560 die Professur für hebräische Sprache in Marburg und eröffnete am 2. October seine Lehrthätigkeit mit einer Rede über das Studium und die Wichtigkeit des Hebräischen. Es wird ferner berichtet, daß er im folgenden Jahre, als der Senat den Beschluß gefaßt hatte, daß die Professoren von Zeit zu Zeit „zur Hebung der Sittlichkeit, der Frömmigkeit und des wissenschaftlichen Eifers unter den Studirenden“ öffentliche Vorlesungen hielten, 1. Mose 1–4 zum Gegenstand seines Vortrags wählte. 1562 trat er zugleich der theologischen Facultät bei, wurde 1564 zum Ephorus der Stipendiatenanstalt ernannt und erhielt am 15. Mai desselben Jahres auf Betreiben des Landgrafen [443] Wilhelm zusammen mit den Professoren Lonich und Vietor die theologische Doctorwürde. Als Promotor fungirte Schnepf aus Tübingen, ein eifriger Lutheraner. Da sowol Vietor wie O. der reformirten Lehre zugethan waren, ohne indeß polemisch für dieselbe einzutreten, so ließ Schnepf die Promovenden vor dem Acte das Bekenntniß ablegen, daß sie besonders in der Lehre von der Erbsünde, der Rechtfertigung, den guten Werken und dem Abendmahle auf dem Boden der Confessio Augustana und der Apologie ständen (Marb. St.-Arch.). – O. wurde durch einen plötzlichen Tod der Universität entrissen. Er starb am 28. April 1566 im Alter von 29 Jahren an der Pest in Goßfelden bei Marburg. Er war ein ausgezeichneter Docent, starb aber zu früh, als daß er eine größere litterarische Thätigkeit hätte entfalten können. Er schrieb: „Theses de conditione et lapsu hominis deque eiusdem per Christum restitutione“, Marb. 1562, 4°, sowie eine selbständig (1564, 4°) und als Anhang zu Hyperius’ Methodus Theologiae erschienene Leichenrede auf Hyperius. Endlich besitzen wir von ihm einen Brief vom 13. Juli 1561 an Zanchius (gedruckt in Kuchenbecker’s Analecta Hassiaca, Coll. VIII, 1733, S. 427 ff.), in welchem er seinen früheren Lehrer wegen der Anfeindungen, die Zanchius von den Straßburger Lutheranern zu erdulden hatte, tröstet, wie er auch das amtliche Gutachten, in welchem die Marburger Theologen für Zanchius gegen Marbach Partei nahmen, mitunterzeichnet hat (vgl. Heppe, Kirchengeschichte beider Hessen, I. S. 308 f.).

Catalogus Studiosorum Scholae Marpurgensis ed. Julius Caesar, P. II, Marb. 1877. – Joh. Steuber, Oratio secularis in J. G. Estor, Auserlesene kleine Schriften, Bd. I, 2. Ausg., Gießen 1744, S. 626 ff. – Joh. Tilemanni, dicti Schenck, Vitae Professorum Theolgiae Marburgensium. Marb. 1727, S. 112 ff.