ADB:Oppen, Adolf Friedrich von
v. Wobeser. Mit diesem zog er unter Blücher in den Krieg von 1806. Am 14. October stand er mit Rüchel’s Corps bei Weimar und war an dessen Kampfe betheiligt, welcher Hohenlohe’s retirirenden Truppen Luft machen sollte. Wobeser-Dragoner gehörten zu den Abtheilungen, welche noch spät am [393] Abend den Franzosen die Spitze boten; O. that sich damals durch einen entschlossenen Angriff auf feindliche Reiterei hervor. Nostiz, Blücher’s späterer Adjutant, sah „den überkühnen, riesigen Mann“, wie er an der Spitze von vier halben Eskadrons auf ein französisches Regiment einhieb; er durchbrach die Glieder desselben und kehrte verwundet, mit zerhauenem Hute, um den Flügel herum zu den Seinen zurück (Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, herausgegeben vom Großen Generalstabe, 5. Heft, Berlin 1884). Dann half er den Rückzug durch das brennende Weimar zu decken, gab dem Könige bis Sömmerda das Geleit, focht bei Nordhausen und gerieth durch die Capitulation von Prenzlau in Kriegsgefangenschaft. Erst im Mai 1807 konnte er ausgewechselt werden; in Memel verlieh ihm der König den Orden pour le mérite. Bei der Reorganisation des Heeres nach Friedensschluß wurde er 1808, als Oberst, Brigadier der Cavallerie des Generals v. Blücher; seine Gesundheit, welche durch Stürze mit dem Pferde, die er als kühner Reiter erlitten hatte, erschüttert war, nöthigte ihn bald, um den Abschied zu bitten. Er erhielt denselben als General. Sobald aber 1813 der Krieg in sicherer Aussicht stand, suchte er um seine Wiederanstellung nach. Bülow erbat ihn sich als Brigadier. Von seinem Landgute Siede bei Berlinchen in der Neumark hoch zu Roß ausgezogen, ritt O. Ende März in Schwedt vor Bülow’s Quartier, um sich zu melden, und wurde als guter alter Bekannter herzlich aufgenommen. „Da haben wir Einen bekommen, der das Einhauen liebt, und alle Tage einhauen wird“, sagte Bülow, als O. sich entfernt hatte. Er übertrug demselben das Commando seiner Avantgarde. Beim Vormarsch gegen Magdeburg zu Anfang April führte O. dieselbe und in dem nach den Orten Möckern, Zehdenick und Danigkow genannten Treffen vom 5. jenes Monats machte er, der von Bülow selbst geführten Colonne angehörend, welche bei Zehdenick focht, mit sieben Schwadronen einen erfolgreichen Angriff auf die feindliche Nachhut, welcher ihm große Anerkennung eintrug. Der Reiterkampf war überhaupt sein Element; sein ritterlicher Sinn, seine Tapferkeit und seine körperliche Kraft fanden in dem Ringen Mann gegen Mann ihre meiste Befriedigung. Die Leitung des Gefechtes lag ihm ferner; mit Ruhe und kaltblütiger Ueberlegung sah er es nahen, aber nicht immer wog er vorsichtig die Verhältnisse ab, und wenn der Kampf entbrannt war, blieb O. nicht mehr der Führer, sondern ward der erste Soldat. – Nun ging es in das Anhaltische; O. besetzte es an der Spitze der Vortruppen und am 2. Mai war er bei der Erstürmung von Halle thätig. Aber der Tag von Groß-Görschen verwandelte seine Vorhut bald in eine Nachhut. Der Rückzug ging zunächst gegen Berlin, dann wurde gegen Bautzen marschirt; am 24. Mai meldete O. an Bülow, daß dort eine Schlacht verloren gegangen sei. Jetzt galt es dem gegen Berlin vordringenden Dudinot entgegenzutreten. Am 28. mußten Borstell und O. vor diesem Hoyerswerda und das Feld räumen; am 4. Juni aber schlug Bülow den französischen Marschall bei Luckau; O. hatte an dem Siege großen Antheil; durch ein glückliches Verfolgungsgefecht am Nachmittage vermehrte er denselben noch; der König dankte ihm dadurch, daß er ihn in seinen, vor der Verabschiedung innegehabten Dienstaltersrang wieder einsetzte. Als nach Aufkündigung des Waffenstillstandes die Feindseligkeiten von neuem begonnen hatten, erhielt O. das Commando der Reservecavallerie des 3. Armeecorps, 30 Schwadronen, in 3 Brigaden gegliedert, und 2 reitende Batterien. Er trat damit zuerst am 22. August bei Wittstock dem Feinde entgegen, wo es sich darum handelte, Thümen’s Rückzug zu decken, doch vergeblich mühte er sich, der Division Durutte den Uebergang über die Nuthe zu wehren; seine tapferen Angriffe scheiterten an den Vierecken der Franzosen; „es sei der unglücklichste Tag seines Lebens“, rief er aus, als seine geworfenen Reiter in Unordnung zurückkamen; aber [394] bald hatte er sie gesammelt und setzte nun dem Vordringen des Feindes von Neuem festen Widerstand entgegen; nach der Schlacht von Groß-Beeren erhielt er das Eichenlaub zum Verdienstorden. Bei Dennewitz trug er zur Vervollständigung des Sieges bei, dann focht er bei Leipzig. Im November führte er Bülow’s Vorhut nach Holland hinein. Die November- und Decembertage des Jahres 1813 bilden die Glanzperiode in Oppen’s militärischem Leben. Am 23. des erstgenannten Monats nahm er Doesborg durch Ueberrumpelung, wobei ihm Valentini als Generalstabsofficier zur Seite stand. Es verdroß ihn, daß später der Name der Stadt auf einem Bülow geschenkten Ehrendegen prangte, denn ihm allein gebührte das Verdienst, und am 24. machte er sich, den von ihm verbreiteten Schrecken benutzend, zum Herrn von Zütphen. Von dem Versuche, Arnheim zu nehmen, welchen er am 25. wagte, mußte er vorläufig abstehen; aber am 30., als Bülow mit Verstärkungen herangekommen war, gelang das Unternehmen nach blutigem Kampfe, dessen Anordnung Bülow ihm allein überlassen hatte. Fast ganz Holland fiel nun in die Gewalt der Verbündeten. Am 14. December galt es, die Waal zu überschreiten und die an deren linkem Ufer gelegene Festung Bommel zu nehmen. O. ward mit der Leitung des Unternehmens beauftragt. Im Dunkel der Nacht ward auf kleinen Kähnen übergesetzt, O. befand sich in einem der vordersten derselben, es war ein kühnes Beginnen, die Franzosen hatten aber den Ort bereits geräumt. Am folgenden Tage bestand er ein Gefecht bei Wall, besetzte das aufgegebene Fort Crevecoeur und erschien vor Herzogenbusch, welches er auf Bülow’s Befehl am 19., aber vergeblich, angriff. Bei dem Gefechte vom 13. Januar 1814, durch welches die Franzosen nach Antwerpen hineingeworfen wurden, war ihm außer seiner Reiterei auch Krafft’s Brigade unterstellt. Dann ging es nach Frankreich hinein, wo O. bis zum Ende am Kriege Theil nahm; Bülow’s Corps kam hauptsächlich bei Laon zum Schlagen. 1815 führte er an Tauentzien’s Stelle das 7. Armeecorps in das Feld, kam aber nicht mehr zu kriegerischer Verwendung. Nach Friedensschluß nahm er wiederum den Abschied und starb am 27. August 1834 zu Siede.
Oppen: Adolf Friedrich v. O., preußischer Generallieutenant, am 4. December 1762 zu Alt-Gattersleben im Fürstenthum Halberstadt geboren, trat 1775 beim Kürassierregiment v. Seelhorst in den Dienst, ward 1778 Officier, nahm an der Expedition nach Holland und an den Rheinfeldzügen Theil, zeichnete sich bei jeder Gelegenheit aus, kam 1798 als Eskadronchef zur Garde du Corps und wurde 1803 Commandeur des in Münster garnisonirenden Dragonerregiments- Geschichte der Nordarmee im J. 1813 (Beihefte zum Militär-Wochenblatt), Berlin 1859 ff. – Varnhagen v. Ense, Leben des Generals Grafen Bülow von Dennewitz, Berlin 1853. – v. Zedlitz, Pantheon des preußischen Heeres, II, Berlin 1836.