Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ollech, Karl Rudolf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 311–312, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ollech,_Karl_Rudolf_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:13 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Olmütz, Wenzel von
Band 24 (1887), S. 311–312 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Rudolf von Ollech in der Wikipedia
Karl Rudolf von Ollech in Wikidata
GND-Nummer 101444877
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|311|312|Ollech, Karl Rudolf von|Bernhard von Poten|ADB:Ollech, Karl Rudolf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101444877}}    

Ollech: Karl Rudolf v. O., preußischer General der Infanterie, am 22. Juni 1811 zu Graudenz geboren, ward am 26. Juli 1828 aus dem Kadettencorps dem 16. Infanterieregiment als Secondelieutenant überwiesen. Neigung zu wissenschaftlicher Beschäftigung und reges Streben führten ihn von 1832 bis 1835 auf die Allgemeine Kriegsschule in Berlin; seine erfolgreiche Absolvirung derselben bewirkte, daß er von 1837 bis 1839 als Lehrer der Divisionsschule der 14. Division zu Düsseldorf verwendet und 1839 in gleicher Eigenschaft zum Cadettencorps commandirt wurde. Aus letzterer Stellung schied er 1847 als Hauptmann und Compagniechef im 30. Infanterieregiment; mit diesem machte er 1849 den Feldzug in Baden mit und wurde am 25. Juni bei Durlach verwundet. 1853 wurde er als Major zum Generalstabe der 13. Division in Münster und 1855 zum Großen Generalstabe in Berlin versetzt; in letzterem Jahre begann seine erfolgreiche Wirksamkeit als Lehrer an der allgemeinen Kriegsschule, der jetzigen Kriegsakademie, daneben stand er mehrere Jahre an der Spitze der kriegsgeschichtlichen Abtheilung des Großen Generalstabes und war Mitglied verschiedener militärischer Studiencommissionen; 1861 wurde er zum Commandeur des Cadettencorps ernannt und in dieser Stellung, aus Anlaß der Krönung König Wilhelms I. in Königsberg, geadelt. In den Krieg von 1866 ging er als General und Commandeur der 17. Infanteriebrigade (Glogau), an deren Spitze er 1865 getreten war. Als Führer des Gros der Avantgarde des V. Armeecorps rückte er in Böhmen ein, aber schon nach wenigen Stunden wurde er am 27. Juni im Treffen bei Nachod so schwer am Oberschenkel verwundet, daß er ein Jahr lang an das Krankenlager gefesselt blieb; die Folgen davon hat er nie überwunden; sie hinderten ihn auch am Kriege von 1870/71 thätigen Antheil zu nehmen. Er war während desselben zuerst Gouverneur von Coblenz und Ehrenbreitstein, dann von Straßburg; nach Friedensschluß wurde er Director der Kriegsakademie und am 15. December 1877, unter gleichzeitiger Stellung zur Disposition, Gouverneur des Invalidenhauses zu Berlin. Als solcher ist er am 25. October 1884 zu Berlin gestorben. Ollech’s Bedeutung liegt mithin nicht in seinen kriegerischen Leistungen, sondern in seiner Lehr- und schriftstellerischen Thätigkeit, welche letztere sich besonders auf Kriegs- und Heeresgeschichte, daneben aber auch, seiner streng kirchlichen und königstreuen Sinnesart entsprechend, auf die moralischen und ethischen Seiten des Kriegerstandes [312] erstreckte. Sein Erstlingswerk war eine 1848 erschienene Schrift „Historische Entwickelung der taktischen Uebungen der preußischen Infanterie“, 1856 folgte „Die leichte Infanterie der französischen Armee“, 1858 „Der Kriegsschauplatz der Nordarmee im Jahre 1813“ und „Friedrich der Große von Kolin bis Roßbach und Leuthen“, 1859 „Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813. I. Der Waffenstillstand und die Schlacht bei Großbeeren“, 1862 „Friedrich der Große und die Kadettenanstalten“ und eine von O. als Commandeur des Cadettencorps im Abgeordnetenhause gehaltene Rede, 1863 „Friedrich der Große und der Friede zu Hubertsburg“, 1870 „Worin besteht der Unterschied und die Gleichheit der Armee Friedrichs des Großen mit der Armee unseres Vaterlandes“ (ward 1883 von neuem herausgegeben), 1872 „Friedrich der Große und Westpreußen“ und „Ueber die sittlichen Grundlagen in der historischen Entwickelung der preußischen Armee“ und daneben, in einer 1860 begonnenen, 1879 abgeschlossenen Reihe von Beiheften zum Militärwochenblatte, eine Lebensbeschreibung des Generals v. Reyher, welche nicht nur diesem ein würdiges Denkmal setzt, sondern auch einen werthvollen Beitrag zur Geschichte der Kriege von 1813 bis 1815 bildet. Den Feldzug des letzteren Jahres hat O. außerdem nach archivalischen Quellen in einer 1876 erschienenen besonderen Schrift dargestellt. Auch schrieb er für das Militärwochenblatt, dessen mehrjähriger Redacteur er während seiner Verwendung im Generalstabe war, eine Anzahl von Artikeln. Seine letzte Arbeit war eine Geschichte des Berliner Invalidenhauses, meist die ökonomische Seite behandelnd, wie mehrere andere der vorbenannten erschien sie als Beiheft zum Militärwochenblatt (1885). In seinen späteren Lebensjahren war O. vielfach bei wohlthätigen Vereinen thätig; besonderes Verdienst erwarb er sich um die Herstellung der aus Anlaß der Bewahrung Kaiser Wilhelms I. vor dem Tode durch Mörderhand (1878) auf dem Wedding in Berlin in den Jahren 1882–1884 erbauten Dankeskirche.

Militärwochenblatt Nr. 93, Berlin 12. November 1884.