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Artikel „Nolte, Johann Friedrich“ von Richard Hoche in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 762–763, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nolte,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:47 Uhr UTC)
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Nolte: Johann Friedrich N., Philologe und Schulmann 1694–1754. Er wurde als der Sohn des M. Paul Martin N. (s. u. unter Rudolf August N.) während einer Reise seiner Mutter in einem Müllerhause in der Nähe von Einbeck im Fürstenthum Grubenhagen am 15. Juli 1694 geboren. Da sein Vater im Jahre 1700 als Conrector an das damalige Lyceum in Schöningen berufen wurde, so erhielt er auf dieser Anstalt den grundlegenden Unterricht, erreichte aber das Endziel derselben so zeitig, daß der Vater, der für den kleinen und zarten Jüngling vor dem Besuche einer Universität noch einige weitere Schuljahre nöthig hielt, ihn 1711 nach Braunschweig auf das dortige Gymnasium Martineum schickte. Auch hier fand er durch die Tüchtigkeit seines Wissens und auch durch sein Geschick im öffentlichen Auftreten bald Anerkennung; vornehmlich der Herzog Ernst Ferdinand hatte durch die gelegentlich der Krönung Kaiser Karls VI. von N. gehaltenen lateinischen und deutschen Festreden großes Interesse für ihn gefaßt. Ehe der Braunschweiger Schulcursus abgeschlossen war, trat ein neuer Wechsel für N. ein. Ein Freund des Vaters, der frühere Pastor in [763] Wolfenbüttel, Georg Nitsch, damals Generalsuperintendent in Gotha, veranlaßte 1712 Nolte’s Uebertritt auf das dortige Gymnasium Ernestinum; N. wohnte in Nitsch’s Hause und diente diesem zugleich als Secretär und Gehülfe bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten. Auch dieses an sich recht förderliche Verhältniß war nicht von Dauer. Im Herbst 1713 gelang es dem Vater, für N. eine Stelle im Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin durch den ihm bekannten damaligen Oberdirector v. Printz zu erhalten; hier erst wurde die Schullaufbahn Nolte’s zu Ende geführt. Ostern 1714 wurde er als Student der Theologie an der heimathlichen Universität in Helmstädt immatriculirt. Durch seine eifrige Betheiligung an den öffentlichen Disputationen, seine wissenschaftlichen Arbeiten („Animadversiones exegeticae“, 1716) und seine zahlreichen poetischen Erzeugnisse gewann er bald einen gewissen Ruf; sein Geschick zu predigen wurde ebenfalls gerühmt. Selbst der Herzog August Wilhelm hatte wiederholt während seines Sommeraufenthaltes auf einem Lustschlosse in der Nähe von Schöningen N. vor sich predigen lassen und ihm vielfache Huld erwiesen. Dies wurde von Bedeutung, als Nolte’s Vater im December 1716 starb. Der Herzog übertrug sofort das hierdurch zur Erledigung gekommene Conrectorat am Schöninger Gymnasium auf den 22jährigen Sohn; im Januar 1717 trat dieser das Amt an, um es dann dreißig Jahre ohne Unterbrechung zu führen. Die kleinen Verhältnisse Schöningens gewährten ihm Muße zu wissenschaftlichen Arbeiten der verschiedensten Art, theologischen wie philologischen Inhalts; dasjenige Werk, welches ihm einen Namen in der Geschichte der Philologie gesichert hat, ist das „Lexicon linguae latinae Antibarbarum“, welches zuerst 1730 erschien und noch bei Lebzeiten des Verfassers drei Auflagen erlebte. Mehrfache an ihn ergangene Rufe, auswärtige Rectorate zu übernehmen – u. a. am Hamburgischen Johanneum, 1732 und in Braunschweig – lehnte er ab, wie er überhaupt nicht besondere Neigung zu einer Schulleitung gehabt zu haben scheint; doch nahm er im Februar 1747 das vom Herzog ihm übertragene Rectorat des Schöninger Gymnasiums an. Nach wenigen Jahren jedoch zeigten sich so deutlich Spuren von eintretender Schwäche, daß er um seinen Abschied einkommen mußte; ehe die Entscheidung getroffen war, starb er noch nicht sechzigjährig am 12. Juni 1754. – Seine zahlreichen Schriften – außer dem angeführten Lexicon Antibarbarum – haben einen dauernden Werth nicht behalten.

Joh. Arn. Ballenstadii schediasma de vita, scriptis et meritis Fr. Noltenii 1755, wo auch ein vollständiges Verzeichniß der Schriften Nolte’s sich findet. Abgedruckt in Mursinna, Biogr. sel. I.