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Artikel „Neustätter, Louis“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 614–615, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neust%C3%A4tter,_Louis&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 18:40 Uhr UTC)
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Neustätter: Louis N., Genremaler, geboren am 5. September 1829 in München, † am 24. Mai 1899 zu Tutzing (am Starnbergersee). Erst nach dem Vorgang des Vaters zum Kaufmann bestimmt, wurde N. durch den Lithographen und Kupferstecher Peter Lutz (1797–1867) der Zeichnungskunst zugeführt, besuchte die Akademie 1847, widmete sich seit 1850 als Schüler des damals gefeierten Joseph Bernhardt (s. A. D. B. XLVI, 431) der Porträtmalerei. Nach einem neunmonatlichen Besuch bei Léon Cogniet in [615] Paris (1852) ging N. nach Rom und Neapel (1853) und machte sich im folgenden Jahre zu Wien seßhaft. Hier malte er viele Damenbildnisse, auch eine „Bacchantin“ und Herrenporträts, den Hofopernsänger Walther, Fabrikanten Ritter von Spörlin, Dichter Leopold Feldmann, aber auch viele hübsche Genrestücke: eine betende „Italienerin“, „Dame am Klavier“, „Tröstende Freundin“, den „Liebesbrief“, eine „Siesta“, auch den „Stillen Wunsch“ eines Lehrlings vor dem Schaufenster eines Fleischerladens. Im J. 1862 fungirte N. als Mitglied der Kunstausstellungs-Commission in London und entledigte sich seiner Vertrauensstellung in ausgezeichneter Weise. Noch in Wien entstand das Brustbild einer jungen, mit wohlgeformten Zügen und vielsagenden Augen, aus dem malerischen weißen Burnus herauslugenden Dame, welche als „Schwärmerin“ bei Neustätter’s Uebersiedlung nach München (1864) im Kunstverein Aufsehen erregte (Nr. 313 d. „Bayer. Zeitung“ vom 12. Nov. 1864). Ihr folgten „Die Waisen“, eine „Wittwe“ (1865), fünf „Häusliche Scenen“ mit spielenden Kindern (1869), „Vögleins Begräbniß“ (1871), „Heimkehr vom Walde“ (1872) und der mit dem Porträt des Kaiser Wilhelm I. auf dem Lande hausirende „Bilderhändler“ (1872) – ein glücklicher Griff ins echte Volksleben! Weiter kamen die „Abweisung eines Brautwerbers (in Nr. 12 „Ueber Land und Meer“ 1872), der „Findling“ (1873), „Nach der Preisevertheilung“ (1874), das „gefangene Häselein“, „Der Schulzwang“, die „Pfändung einer armen Wittwe“ (1875), „Katzenmusik“, die lustige „Schützengesellschaft“ mit den Schneeballen-werfenden Jungen (in Nr. 13 „Ueber Land und Meer“ 1889, S. 289), ein „Besuch bei den Großeltern“, „Proviantfassen“ d. h. Hühner, welche der eingeschlafenen Alten das zu Klößen bestimmte Brot aus der Schüssel wegessen u. s. w. Viele seiner Schöpfungen wurden durch Holzschnitt in Zeitschriften, besonders in der „Illustrirten Welt“, wenige durch photographische Reproduction bekannt. – Die letzten zwanzig Jahre verlebte N. zu Tutzing; hier erhielt N. für seine Bemühungen um Hebung und Verschönerung der Umgegend, für Stiftungen zur Feuerwehr und allerlei anderen Wohlthaten von der dankbaren Gemeinde das Ehrenbürgerrecht. N. wurde am 26. Mai 1899 auf dem alten israelitischen Friedhof zu München unter zahlreichem Trauergefolge begraben.

Vgl. Münchener Propyläen, 1869, S. 487. – Wurzbach, Lexikon, 1869. XX, 307. – Singer, 1896. II, 300. – Fr. v. Bötticher, 1898. II, 147. – Morgenblatt 145 d. Allgem. Zeitung v. 27. Mai 1899. – Bettelheim, Jahrbuch 1900. IV, 113.