Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Neumann, Johanna“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 526, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neumann,_Johanna&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Neumann, Joseph
Band 23 (1886), S. 526 (Quelle).
Johanna Neumann bei Wikisource
Johanna Neumann in der Wikipedia
Johanna Neumann in Wikidata
GND-Nummer 113668139
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|526|526|Neumann, Johanna|Franz Brümmer|ADB:Neumann, Johanna}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=113668139}}    

Neumann: Johanna N., geborene Hiepe, wurde am 29. September 1787 bei Mannheim geboren. Ihr Vater, welcher eine Posthalterei besaß, starb, als sie noch ein ganz kleines Kind war, und die Tochter kam nun in das Haus ihres Oheims mütterlicherseits, des Advocaten Ledenbauer in Mannheim. Hier blieb Johanna bis zum 16. Jahre, worauf sie nach Wien zu ihrer Mutter zurückkehrte, die sich inzwischen an einen gewissen Deutsch, Intendanten bei dem Privattheater des Fürsten von Liechtenstein, wieder verheirathet hatte. Im J. 1805 begleitete Johanna ihre kränkliche Mutter zu einer Brunnenkur nach Regensburg und lernte daselbst den Kaufmann Philipp N. aus Elbing kennen, der sie bald darauf als Gattin in seine Heimath führte. Damals in glänzenden Verhältnissen lebend, hatte der Gatte später das Unglück, in und nach der Kriegszeit sein bedeutendes Vermögen einzubüßen, so daß er 1821 den Concurs erklären mußte. Da er bei seinem schwächlichen Körper wenig für den Unterhalt seiner Familie thun konnte, so benutzte Johanna ihre geistigen Fähigkeiten, um bei angestrengtem Fleiße für die Existenz ihres Mannes und ihrer fünf Kinder zu sorgen, indem sie unter dem Pseudonym J. Satori als Schriftstellerin auftrat und im Laufe der Jahre an 150 Bände Romane und Jugendschriften verfaßte. Um ihrem kränkelnden Gatten eine kleine Beschäftigung zu verschaffen, gründete sie eine Leihbibliothek; sie selbst aber bildete sich durch Privatunterricht zur Lehrerin aus, legte ihr Examen als Vorsteherin einer höheren Töchterschule ab und errichtete eine solche im Jahre 1824. Schon zwei Jahre später kam diese unter Protection der späteren Königin Elisabeth von Preußen, und 1839 verband Johanna N., die seit 1836 Wittwe war, mit ihrer Schule noch eine Pensionsanstalt; viele junge Mädchen bildeten sich darin zu Lehrerinnen aus, auch hatte die Königin Elisabeth die Gnade, auf ihre Kosten fortlaufend vier jungen Mädchen in dem Seminare die Ausbildung zu ermöglichen. Diese Anstalt bestand bis zum Jahre 1852, wo Johanna N. mit einer königlichen Pension in den Ruhestand trat. Ihre schriftstellerische Thätigkeit aber dauerte fort, bis ein Herzschlag am 31. Mai 1863 ihrem arbeitsreichen Leben ein Ende machte. – Es kann uns erspart bleiben, hier alle Romane etc. der Johanna N. dem Titel nach aufzuführen. Mit Vorliebe hat sie den historischen Roman gepflegt, und trotz der Hast, mit der sie ein Werk nach dem andern auf den Büchermarkt warf, muß man ihr doch zugestehen, daß bei vielen die Fabel nicht übel erfunden ist und die einzelnen Begebenheiten mit Geschick motivirt sind. Aber eben so viele sind trotz des Interesses, den der Stoff abnöthigt, poetisch und künstlerisch von geringem Werthe.

Nach Mittheilungen aus der Familie.