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Artikel „Nüßlein, Georg“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 61–62, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:N%C3%BC%C3%9Flein,_Georg&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 03:11 Uhr UTC)
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Nüßlein: Georg N., geb. in Bamberg am 28. Juni 1766, † ebendaselbst am 12. Januar 1842. Bruder des Vorigen, mit welchem er auch völlig den gleichen Studiengang gemein hatte, erwarb 1784 den philosophischen Doctorgrad und wurde bald hernach Caplan in Lichtenfels, in welcher Stellung er die reichlich zugemessene Zeit zum eifrigen Studium der Philosophie Kant’s verwandte. Im April 1793 wurde er als Professor der Philosophie und Mathematik an der Universität seiner Vaterstadt angestellt, wodurch ihm die Gelegenheit wurde, für Verbreitung der Kantischen Grundsätze zu wirken; das gleiche Bestreben setzte er auch nach Aufhebung der Universität (1804) als Lycealprofessor [62] in Bamberg fort, bis er im J. 1821 in das dortige Domcapitel eintrat. In seinen Universitätsprogrammen „De cognitionum a priori et a posteriori discrimine“ (1794), „De humanae voluntatis libertate“ (1797) und „De immortalitate animi“ (1799 und 1800) bemühte er sich, den Standpunkt Kant’s gegen verschiedene Einwände zu rechtfertigen und namentlich die „Postulate“ der praktischen Vernunft entschieden festzuhalten. In der Schrift „Parallelism der Cultur des menschlichen Geistes mit der Entwickelung des Glaubens an Gott. Erstes [und einziges] Hauptstück, Atheism der Wilden“ (1801) suchte er den Nachweis zu führen, daß die Naturvölker auf ihren niedersten Stufen überhaupt jeder Gottesidee entbehren. Der „Versuch einer faßlichen Darstellung der allgemeinen Verstandeswissenschaft.“ Erster [und einziger] Band (1801) bewegt sich wieder lediglich auf Kantischem Boden, und in der „Kritik der falschen Ansichten der Logik“ (1803) bestritt er wol mehr scharfsinnig als tief einzelne Hauptlehren der gewöhnlichen Logik. Nachdem er aber zu gleicher Zeit die unliebe Erfahrung machte, daß ihn der allezeit streitbare Würzburger Professor, Franz Berg (s. A. D. B. II, 362) in seiner Spottschrift „Lob der allerneuesten Philosophie“ (1802) mit der Lauge seines Witzes übergoß, verzichtete er fortan Zeit seines Lebens auf jede schriftstellerische Thätigkeit, so daß die begonnenen Arbeiten unvollendet blieben.

Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrgang 1842, I, S. 47.