ADB:Nägele, Franz Carl Joseph
Franz Anton Mai, am 29. November 1810 Director der Heidelberger Gebäranstalt. Seine Hauptwerke sind: 1) „Erfahrungen und Abhandlungen aus dem Gebiete der Krankheiten des weiblichen Geschlechts, nebst Grundzügen einer Methodenlehre der Geburtshülfe“, M. K., Mannheim 1812, 8°; 2) „Ueber den Mechanismus der Geburt“ in J. Fr. Meckels Archiv für Physiologie, 5. Bd., Halle und Berlin 1819, 8°, S. 483; 3) „Das weibliche Becken, betrachtet in Beziehung auf seine Stellung und die Richtung seiner Höhle nebst Beiträgen zur Geschichte der Lehre von den Beckenaxen, mit lithographischen Tafeln“, Carlsruhe 1825, 4°; 4) „Lehrbuch der Geburtshülfe für Hebammen“, Heidelberg 1830, 8°, 6. Auflage 1844; 5) „Das schräg verengte Becken nebst einem Anhange über die wichtigsten Fehler des weiblichen Beckens mit 16 Tafeln“, Mainz Fol. 1839. Außerdem gab Nägele das Werk von J. H. Wigand: „Die Geburt des Menschen etc.“ Berlin 1820, 8°, 2 Bde., heraus und eine Menge kleinerer Schriften. Nägele’s Hauptverdienst ist, den naturgemäßen Hergang der Geburt auf das sorgfältigste erforscht und eine classische Darstellung des ganzen Mechanismus der Geburt verfaßt zu haben. Zugleich verdanken wir ihm viele neue Kenntnisse über die Beckenhöhle und die Beckenneigung, über das schräg verengte und das exostotische Becken. Sein Lehrbuch für Hebammen ist in vielen Auflagen erschienen und wegen seiner klaren, knappen, inhaltreichen Darstellung auch von Aerzten vielfach zum Studium benutzt worden. Sein Sohn Hermann Franz N., 1835 Privatdocent, 1839 Professor extraordinarius in Heidelberg, hat später (1843) ein Lehrbuch der Geburtshülfe herausgegeben, welches hauptsächlich die Lehren seines Vaters enthielt und welches nach seinem Tode von dem [219] 1872 verstorbenen Professor Woldemar Grenser in Dresden noch vielmals neu aufgelegt bis zum Ende der sechziger Jahre für das beste deutsche Lehrbuch der Geburtshülfe galt. Wie ungemein anregend N. als College und Lehrer war, das hat E. C. J. v. Siebold in seinen geburtshülflichen Briefen (Braunschw. 1862, Vieweg) S. 59–62 in amüsanter Weise dargestellt. Er besaß eine außerordentliche Gabe der Rede und seine Vorlesungen sollen durch übersprudelnden Witz hinreißend auf seine Schüler gewirkt haben. N. starb am 21. Januar 1851 im 74. Lebensjahre.[WS 1]
Nägele: Franz Karl N. wurde am 12. Juli 1777 in Düsseldorf geboren, wo sein Vater churpfälzisch-baierischer Stabschirurgus und Lehrer der Anatomie und Chirurgie an der militärärztlichen Schule war. Er begann seine Studien unter Leitung seines Vaters, hielt an jener Schule selbst zwei Jahre Vorträge über Physiologie und gerichtliche Medicin und ging später zu seiner weiteren Ausbildung nach Straßburg, Freiburg und Bamberg. Nachdem er in Bamberg promovirt worden, wurde er zunächst Physicus der Aemter Barmen und Beyenburg, wo er auch angehenden Chirurgen und Hebammen Unterricht ertheilte. 1804 schrieb er: „Beitrag zu einer naturgeschichtlichen Darstellung der krankhaften Erscheinung am thierischen Körper, welche man Entzündung nennt“, ein seinem Vater gewidmetes Werk. 1807 wurde er zum außerordentlichen Professor der Medicin in Heidelberg berufen, wurde 1810 Ordinarius daselbst und als Nachfolger seines Schwiegervaters, des Professors- Nach: E. C. J. v. Siebold, Versuch einer Geschichte der Geburtshülfe Bd. II S. 671–677 und dessen geburtshülflichen Briefen (s. o.).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Dieses Datum bezieht sich auf F. K. Nägele, nicht den Sohn. Dessen Todestag war der 5. Juli 1851.