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Artikel „Muffat, Georg“ von Philipp Spitta in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 442–443, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Muffat,_Georg&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 08:09 Uhr UTC)
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Muffat: Georg M., der größte süddeutsche Orgelmeister in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Geburtsort und Geburtsjahr desselben haben bis jetzt nicht festgestellt werden können, doch dürfte letzteres um 1640 anzunehmen sein. Die Nachrichten über sein Leben verdankt man größeren Theils den Vorreden seiner Werke, außerdem dem Kirchenarchive zu Passau. M. kam jung nach Paris, wo er sich sechs Jahre aufhielt und Lully’s Instrumentalmusik fleißig studirte. Er ist vielleicht der erste gewesen, der den Lully’schen Stil in Süddeutschland bekannt machte. Von Paris scheint er nach Straßburg gegangen zu sein, jedenfalls war er eine Zeit lang Organist am Münster. Kriegsunruhen vertrieben ihn von dort; dies dürfte sich um 1674 zugetragen haben. Er begab sich nach Wien und trat dann als Organist und Kammermusikus in den Dienst des Erzbischofs von Salzburg, der ihm Urlaub gab zu einer Reise nach Rom, wo er bis zum Herbst 1682 verweilte. Die Vorrede seines Werks „Armonico tributo cioè Sonate di camera commodissime a pocchi ò a molti stromenti“ ist vom 4. September 1682 aus Rom datirt, das Werk selbst dagegen erschien bei Johann Baptist Mayr in Salzburg, wohin M. jedenfalls vor dem 18. October 1682 zurückgekehrt war. Der Erzbischof Gandolph zeigte sich ihm besonders gewogen; nachdem derselbe 1687 gestorben war, wird auch des Künstlers Aufenthalt in Salzburg nicht mehr lange gewährt haben. Im Frühjahr 1690 findet man ihn schon in Passau, wo er als Kapellmeister des Fürstbischofs am 23. Februar 1704 gestorben ist. – Muffat’s berühmtestes Werk ist der „Apparatus [443] Musico-Organisticus“, welcher 1690 schön in Kupfer gestochen herauskam und dem Kaiser Leopold I. gewidmet ist. Derselbe enthält außer einem Anhang von Clavierstücken zwölf große Orgeltoccaten, welche das Vollendeteste sind, was in dieser, von Claudio Merulo festgestellten Gattung in Süddeutschland componirt worden ist. Durch die nordländischen Orgelmeister des 17. Jahrhunderts sowie durch Sebastian Bach wird M. zwar an Glanz und Großartigkeit übertroffen, nicht aber an musikalischem Reichthum und stilvollem Wesen. Seine Toccaten dürfen immerhin als classische Muster gelten. Aber auch als Componist von Orchestermusik im französischen und Kammermusik im italienischen Stile ist M. von hervorragender Bedeutung. Außer dem obengenannten Armonico tributo ist von ihm noch bekannt geworden ein „Suavioris harmoniae instrumentalis hyporchematicae florilegium primum“, welches 1695 in Augsburg erschien und dem Fürstbischof von Passau gewidmet ist. Ein zweiter Theil des Florilegium kam 1698 zu Passau heraus. Ersterer enthält 50, letzterer 62 Stücke für Streichinstrumente und Generalbaß.

Vgl. Utto Kornmüller in den Monatsheften für Musikgeschichte, 1871, S. 127 ff. – A. G. Ritter, Zur Geschichte des Orgelspiels. Leipzig 1884, 1. Bd., S. 159 f.