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Artikel „Moser, Ludwig“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 485–486, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moser,_Ludwig&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 13:11 Uhr UTC)
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Moser: Ludwig M., übersetzte lateinische Hymnen und Tractate ins Deutsche. Geboren gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts zu Weinfelden im [486] Thurgau, ward er Karthäuser des Convents St. Margarethenthorthal zu „mindern Basel“, d. h. zu Klein-Basel, dem am rechten Rheinufer gelegenen Theile der Stadt Basel. Im J. 1482 kam er als dritter Prior in die Karthause Ittingen bei Frauenfeld, kehrte von hier aber wieder nach Basel zurück, wo er im J. 1510 starb. Im J. 1497 erschien von ihm zu Basel: „Der guldin Spiegel des Sunders“, ein kleines Büchlein in Octav. Einen andern Druck dieses Werkes, der Augsburg 1497 erschien, erwähnt Hain unter Nr. 14951. Den Inhalt bilden deutsche Uebersetzungen mehrerer lateinischer Tractate von Mitgliedern seines Ordens, welche Anweisungen und Ermahnungen zur Beichte enthalten. (Einen ähnlichen Inhalt hat „Der Spiegel des Sunders“, der Augsburg 1470 erschien und hernach öfter gedruckt ist, aber nicht mit Moser’s „goldnem Spiegel“ verwechselt werden darf.) M. widmete seinen „goldnen Spiegel“ in der Vorrede dem Nicolaus Rüsch, oberstem Zunftmeister der Stadt Basel, der ihn veranlaßt habe, etliche lateinische Büchlein ins Deutsche zu übersetzen. Andere Arbeiten der Art befinden sich von ihm in dem von Hain Nr. 3573 genannten Werke; es ist das eine Sammlung von Uebersetzungen verschiedener lateinischer Schriften von Augustin und Bonaventura (Basel, Michael Furter); zwei dieser Uebersetzungen werden M. zugeschrieben, nämlich die des Tractats Augustin’s: „von dieser Welt Ueppigkeit“ und die der Schrift Bonaventura’s: „von den vier Uebungen des Gemüths, genannt Soliloquium“; aber es scheint nicht ausgeschlossen, daß auch die übrigen von ihm herrühren. Dem „goldenen Spiegel“ hat M. anhangsweise eine Uebersetzung lateinischer Kirchengesänge hinzugefügt, von denen Wackernagel in sein großes Werk fünf aufgenommen hat. Die Uebersetzung hält sich meisten genau an das Original und ist mitunter ohne dies kaum verständlich; doch dient sie immerhin dem Bestreben, das Volk auch mit dem Liederschatz der Kirche bekannt zu machen. Daß man Moser’s poetische Leistungen ernstlich mit denen Luther’s hat vergleichen können (vgl. das Citat bei Odinga a. a. O.), bleibt freilich unbegreiflich.

Panzer, Annalen der älteren deutschen Litteratur I, S. 224, Nr. 424. – Rotermund zum Jöcher IV, Sp. 2173. – Hain, Repertorium bibliographicum, Nr. 3573 und 14951. – Wackernagel, Bibliographie S. 5, Nr. XIV. – Theodor Odinga, Das deutsche Kirchenlied der Schweiz im Reformationszeitalter (Züricher Inauguraldissertation), Frauenfeld 1889, S. 5. – Hofmann v. Fallersleben, Geschichte des deutschen Kirchenliedes bis auf Luther’s Zeit, 2. Ausgabe, Hannover 1854, S. 265 ff. – Wackernagel, Das deutsche Kirchenlied, Bd. 2, S. 869 ff. – Jakob Baechtold, Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz, Frauenfeld 1892, S. 204. (Hier wird in den Anmerkungen verwiesen auf A. Schubiger, Die Pflege des Kirchengesanges u. s. f. in der deutschen kath. Schweiz, Einsiedeln o. J., S. 31, und auf v. Mülinen, Helvetia sacra I, 229.)