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Artikel „Miritz, Melchior“ von Karl Janicke in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 779–780, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Miritz,_Melchior&oldid=- (Version vom 16. Dezember 2024, 13:48 Uhr UTC)
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Miritz: Melchior M. (Myritzsch, Mirisch, Myricius, von der Heyde), Dr. theol., Augustinermönch, später lutherischer Pfarrer in Magdeburg, war in Dresden geboren und wurde 1507 in Wittenberg inscribirt. 1509 war er schon Prior, 1512 hatte er die Leitung des Augustinerconvents in Köln erhalten, 1519 ist er wieder in Dresden Prior. Bald nachher wurde er nach Gent geschickt, um hier den Einfluß der deutschen Augustinercongregation zu stärken. Als die dortigen Augustiner 1521 wegen ihrer Hinneigung zu den Lehren Luthers auf kaiserlichen Befehl verfolgt wurden, gerieth er gleichfalls in Lebensgefahr, aus der er sich aber auf schlaue Weise zu ziehen wußte. Luther war über sein Verhalten sehr erzürnt und wollte lange Zeit nichts von ihm wissen, erst allmählich gewann er wieder Zutrauen zu ihm. 1522 kam M. nach Magdeburg als Prediger oder Prior, wo er bald hervorragenden Antheil an der Einführung der Reformation nahm. Sein Auftreten war ein ruhiges und besonnenes im Gegensatz zu den radicalen Elementen, die auch in Magdeburg nicht fehlten. Anfang Mai 1524 traten die Vertreter der sechs Pfarrgemeinden zusammen, um die Grundsätze zu berathen, nach denen die Einführung der neuen Lehre in Magdeburg stattfinden sollte. Am 22. Mai hielt man im Augustinerkloster eine Versammlung zu diesem Zwecke ab, welche M. durch eine Ansprache eröffnete. Man beschloß das Abendmahl künftig unter beiderlei Gestalt zu nehmen, die Seelenmessen abzuschaffen, die Klöster aufzuheben, ihre Güter für die Kirchenkassen einzuziehen, den Geistlichen das Heirathen zu gestatten u. s. w. Diese Beschlüsse fanden die Genehmigung des Raths und der Innungsmeister. Luther, den man aus Wittenberg hatte kommen lassen, um seinen Rath zu hören, empfahl zur Durchführung des Reformationswerkes seinen Collegen, den Professor Nicolaus v. Amsdorf. In den Pfarrkirchen wurde der [780] katholische Gottesdienst abgeschafft, und im Juli M. in der Johanniskirche zum ersten Pfarrer gewählt, am 17. Juli hielt er hier eine deutsche Messe und theilte das Abendmahl unter beiderlei Gestalt aus. Am 9. August ließ er nebst anderen Geistlichen eine Reihe von Thesen drucken, welche als in Gottes Wort begründet sie sich „wider alle Papisten“ zu vertheidigen erboten, aber die katholischen Gegner ließen sich auf keine Disputation ein. Am 6. Februar 1525 verheirathete sich M. Als er sein Kloster verlassen hatte, übergab der Prior dasselbe sammt allen seinen Gütern, Documenten u. s. w. dem Rathe der Stadt Magdeburg, welcher das Kloster nach dem Ableben der noch darin verbleibenden Mönche in ein Hospital umzuwandeln versprach. Ueber die späteren Lebensverhältnisse von M. scheint nichts bekannt geworden zu sein.

Hoffmann, Gesch. der Stadt Magdeburg, Bd. 2. Th. Kolde, Augustinercongregation. Hülße, Die Einführung der Reformation in der Stadt Magdeburg in den Magdeburger Geschichts Blättern, Jahrg. 1883, S. 209 ff.