ADB:Mirbach-Harff, Wilhelm Graf von

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Artikel „Mirbach, Johann Wilhelm, Graf von“ von Woldemar Harleß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 777–778, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mirbach-Harff,_Wilhelm_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 05:59 Uhr UTC)
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Mirbach: Johann Wilhelm, Graf von M., geb. zu Schloß Harff bei Bedburg im Kreise Bergheim des Regierungsbezirks Köln am 11. Februar 1842, als ältester Sohn des Freiherrn Richard Joseph Hubert von der Vorst-Lombeck zu Gudenau, welcher letztere von seinem kinderlosen Oheim mütterlicher Seits, dem Freiherrn und seit 1840 (durch Diplom Königs Friedrich Wilhelm IV.) Grafen Johann Wilhelm Joseph von M.[WS 1] adoptirt und diesem im J. 1849 nachgefolgt war. Nachdem der junge Freiherr die von seinem Großoheim wesentlich mitbegründete Rheinische Ritteracademie zu Bedburg absolvirt und auf der Universität Bonn dem Studium der Staats- und Rechtswissenschaften obgelegen hatte, brachte er die nächsten Jahre theils zur Fortsetzung seiner Studien in Berlin theils auf größeren Reisen zu, bis er als Erbe der Grafenwürde und der ausgedehnten fideicommissarischen Besitzungen des schon am 14. December 1853 verstorbenen Vaters selbst die Verwaltung seiner Güter übernehmen konnte, zu denen außer Harff u. A. die Rittergüter Enzen und Münchhofen im Kreise Euskirchen, Immendorf und Klein-Siersdorf im Kreise Geilenkirchen, Fürth im Kreise Gladbach, Schillingshof im Kreise Grevenbroich, Neuerburg im Kreise Heinsberg, Leidenhausen im Kreise Mülheim am Rhein, Vorst und Graven im Kreise Solingen zählten. Seitdem meist in der rheinischen Heimath und auf seinem Haupt- und Lieblingssitze Harff weilend, that er sich durch umsichtige Leitung seines Güterwesens sowohl als durch rege und einsichtsvolle Betheiligung an den Gemeinde-, Kreis- und Provinzialangelegenheiten hervor. Von der autonomen Genossenschaft des rheinischen Adels im J. 1873 zum Oberdirector der vorgenannten Ritterakademie erwählt und vom nämlichen Jahre [778] ab als Abgeordneter im Stande der Ritterschaft dem Provinzial-Landtage angehörig, außerdem Devotionsritter des Johanniter-Malteser-Ordens, erfreute er sich seiner Gaben und Kenntnisse wegen wie durch seine mit großer persönlicher Liebenswürdigkeit verbundene Pflichttreue in weiten Kreisen einer stets zunehmenden Anerkennung. Was ihm aber ganz besonders eignete, das war seine Liebe zur heimathlichen Geschichte, die ihn schon früh zu den eingehendsten Forschungen führte und allmählich zu einem der genauesten Kenner der Vorzeit des Niederrheins, namentlich des Herzogthums Jülich, werden ließ. Belege hierfür bieten seine Abhandlungen „Zur Territorialgeschichte des Herzogthums Jülich“ (als Beilagen zu dem Programme der Ritteracademie zu Bedburg von 1874 und 1881 erschienen), so wie die Aufsätze und Mittheilungen „Zur Geschichte des Kottenforstes bei Bonn“ (1879, Annalen des histor. Vereins f. d. Niederrhein, Heft 33, S. 106 f.), über „Das Dorf Gusten und die dortigen Weisthümer“, (1879 Ztschr. des Aachener Geschichtsvereins I., S. 94–109), „Die Jülichsche Unterherrschaft Binsfeld“ (1880, ebendas. II., S. 127–140), „Ungedruckte Weisthümer aus dem Jülichschen“ (1880, ebendas. II., S. 295 bis 306), „Kriegsschäden, welche das Herzogthum Jülich durch Einlegung und Durchzüge spanischer und kurkölnischer Truppen in den J. 1568–1589 erlitten hat“ (1881, ebendort III., S. 279–327), „Die Hexenprozesse im Ländchen Drachenfels 1630–1645“ (1881, in den „Forschungen zur Deutschen Geschichte“, XXI., S. 615–621) u. A. m. Aus diesen Arbeiten, denen eine im Manuscript nahezu vollendete „Geschichte des Herzogthums Jülich“ zu folgen bestimmt war, blickt die ungemeine Vertrautheit des Verfassers mit seinem Gegenstande hervor, überall gestützt auf emsige Forschungen in den Privatarchiven des Jülicher Landes sowohl als in den Staatsarchiven der Rheinprovinz, und auf eigene nicht unbedeutende archivalische Sammlungen, (zu denen u. A. das burggräfliche Archiv vom Drachenfels im Siebengebirge, auf die von Vorst-Lombeck als „Burggrafen zu Drachenfels“ vererbt, zählte). Wer in wissenschaftlichen Dingen mit dem Grafen zu verkehren Gelegenheit hatte, lernte den Reichthum seines territorialhistorischen und genealogischen Wissens, getragen von einem bis ins Kleinste treuen Gedächtnisse, ebenso sehr würdigen als bewundern. Voll lebendigsten Interesses für alle gemeinschaftlichen Bestrebungen auf dem Gebiete der heimathlichen Geschichte, ward er Mitglied des Historischen Vereins für den Niederrhein, des Bergischen Geschichts-Vereins und des Aachener Geschichts-Vereins, als dessen Mitbegründer (1879) er zugleich zu nennen ist. Auch zögerte er nicht, der „Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde“ bei deren Constituirung zu Köln am 1. Juni 1881 als Patron seine besondere Theilnahme zu bezeigen. Er starb auf seinem Schlosse Harff am 19. Juni 1882 in Folge eines Herzleidens, ganz unerwartet und noch im rüstigsten Mannesalter.

Mit Benutzung des Nachrufs im Programme der Rheinischen Ritteracademie zu Bedburg 1882–1883, S. 20 f. und in großentheils wörtlicher Anlehnung an den Nekrolog des Vf. in der Ztschr. des Berg. Gesch.-Vereins, Bd. 18, S. 175–176 zusammengestellt.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe den Artikel in Wikipedia; (1784-1849).