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Artikel „Mieris, Willem van“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 716–717, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mieris,_Willem_van&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:22 Uhr UTC)
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Mieris: Willem van M., Maler und Radirer, Sohn des Vorigen, geb. zu Leyden 1662, † ebenda am 27. Januar 1747. Er wurde unter den Augen seines Vaters zum Künstler erzogen, dessen Charakter er in seinen Werken auch nachzuahmen strebte. Das charakteristische Merkmal glaubte er in der möglich feinsten Durchführung zu finden und seine Zeitgenossen schätzen ihn um dieser Eigenschaft willen sehr hoch. Anders urtheilt die Gegenwart über ihn, die zwar die unendliche Feinheit seiner Ausführung anerkennt, die aber bereits an Trockenheit und Härte grenzt. Jedenfalls markirt er bereits den Niedergang der holländischen Kunst, die in Terburgh, Gerh. Dou, Metsu und seinem Vater Frans den Höhepunkt der feinen Genremalerei erreicht hatte. Waagen meint sogar, in M. zeige sich die Ausartung der holländischen Schule in einen geistlosen Fleiß in ihrer ganzen Langeweile. Die Bilder seiner früheren Zeit sind indessen besser und seinem väterlichen Vorbilde näher. M. malte Genrescenen, Historien und mythologische Vorwürfe. Zu seinen früheren, also geschätzteren Arbeiten gehört das Bild der Bridgewatergallerie, auf dem man einen Violinspieler erblickt, dem eine Frau zu trinken giebt. Zu weiteren Hauptbildern werden gezählt: „Das Spiel mit Seifenblasen“ und der „Wildprethändler“ im Louvre, der „Gewürzkrämer“ im Haag, die „Frau, welche einem Edelmann Wein kredenzt“ in Dresden. In letzter Sammlung befinden sich an zwölf Bilder des Meisters. In Brüssel befindet sich eine „Susanne im Bade“. Als sein bestes mythologisches Bild wird Rinaldo gehalten, der im Schooße der Armida schlafend von Grazien und Amoretten umgeben ist. M. malte es für de la Court. Bei Rob. Peel ist ein treffliches Genrestück, eine „Frau mit einem Herrn in einem Fenster“ (gest. von Burnet). Mehrere seiner Bilder sind auch gestochen worden, so eine Erigone von J. B. Massard, das Bildniß des Friedrich Spanheim von Abr. de Blois , verschiedene Genrescenen von C. G. Schulze, C. H. von Meurs, E. Dumesnil u. a. m. Eine Radirung, welche die Nymphe Ocyroë darstellt, die ihrem Vater das Schicksal des Aeskulap weissagt, wird dem Meister selbst zugeschrieben. Ein Blatt mit der Muse Erato, das auch zuweilen auf dessen Namen geht, gehört nicht ihm, sondern seinem Sohne Frans (junior) an. Dieser hatte auch mehrere Bilder seines Vaters, die dieser unvollendet hinterließ (er wurde einige Jahre vor seinem Tode blind) fertig gemacht. M. modellirte auch Statuen aus Thon oder Wachs, so wie Vasen, die er mit Reliefdarstellungen verzierte. So vollendete er für den Kunstfreund de la Court vier Vasen mit Basreliefs, welche die vier Jahreszeiten vorstellten.

Frans van M., zum Unterschiede von seinem Großvater „de Jonge“ genannt, ein Sohn des Willem, geb. zu Leyden am 24. Decbr. 1689, † ebenda am 22. Octbr. 1763. Er war ein Schüler seines Vaters, den er fleißig nachzuahmen bestrebt war. Neben Genrebildern malte er auch Historien und Bildnisse. Von historischen Bildern wird als Hauptwerk Cyrus genannt, der als Kind den wilden Thieren ausgesetzt wird, von Bildnissen das eigene und das seines Vaters für den Kunstfreund de la Court. J. Houbraken hat nach ihm zwei Bildnisse gestochen, das des Prof. Sigebert Havercampus und des berühmten [717] Numismatikers Ger. von Loon. M. selbst befaßte sich ebenfalls mit der Numismatik, wie auch mit der Alterthumskunde. Er gab mehrere Werke heraus, so eine „Geschichte von Leyden“, eine „Beschrijving der Bischoppelyke Munten en Zegelen, van Utrecht in ’t byzonder“ u. a. m. Es werden ihm auch drei Radirungen zugeschrieben, eine Erato, die kleine Büste eines bärtigen Alten und die Büste eines Kriegers.

S. Immerzeel. Kramm. v. d. Kellen.

Jan M. war der älteste Sohn von Frans M. sen., geb. zu Leyden 1660, † zu Rom 1690. Von seinem Vater in die Kunst eingeführt, kam er dann in das Atelier von Ger. Lairesse und begab sich darauf in die Fremde. Ueber Deutschland kam es nach Italien, besuchte Florenz und dann Rom. Da er in seinem dreißigsten Lebensjahre starb, so sind seine Bilder sehr selten zu finden. Blooteling schabte nach ihm ein Bildniß des Dichters W. van Heemskerk (1687) und zwei Genrebilder, Gegenstücke, einen jungen Mann mit dem Pokal und ein Mädchen mit dem Beutel.

S. Wessely. Blooteling.