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Artikel „Meyerheim, Eduard Franz“ von Lionel von Donop in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 642–643, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyerheim,_Franz&oldid=- (Version vom 29. Dezember 2024, 18:40 Uhr UTC)
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Meyerheim: Eduard Franz, Genremaler, wurde geboren am 10. October 1838 in Berlin. Er besuchte von 1854–1858 die dortige Akademie, dann kurze Zeit Düsseldorf, nachdem er zuvor den künstlerischen Unterricht seines Vaters Eduard Friedrich M. genossen hatte, dessen Fleiß und Gewissenhaftigkeit in der zarten malerischen Ausführung ihm für alle Zeit vorbildlich blieb. Des Sohnes Genrebilder sind von der gleichen Feinheit und lassen in der Auffassung eine sinnige und poetische Empfindung anklingen. Bezüglich der stofflichen Wahl seiner Bilder bewegte er sich mit Vorliebe im Kreise mittelalterlicher Romantik oder malte anmuthige Scenen aus dem täglichen Leben der Gegenwart. Auf Reisen im Harz und in Hessen, in der Schweiz, in Belgien und Italien vervollständigte er sein Studienmaterial und befriedigte zugleich seine Sammellust. In der Oeffentlichkeit erschien von ihm zuerst auf der akademischen Kunstausstellung im J. 1858 ein kleines Genrebild, welches in mittelalterlichem Interieur einen Knappen darstellt, der mit Polieren eines Harnisches beschäftigt mit einem Edelknaben sich unterhält. In der Folge schilderte M. vorwiegend gemüthvolle und schlichte Scenen wie die „Kinder mit der Katze“, „Mutterliebe“, „Der Markttag“, „Die Liebeskranke“, „Die junge Mutter“ und „Hessische Bauernfamilie“. Ueberraschenden Erfolg erzielte er im J. 1870 mit seinem „Schneewittchen“ und „Dornröschen“, Figuren in Lebensgröße, in welchen der Künstler den seelenvollen Gehalt der deutschen Volksmärchen zu verkörpern wußte. Mit zwei Pendants „Rothkäppchen“ und „Aschenbrödel“ von der Hand seines Bruders Paul[WS 1] dienten sie zum Schmuck eines Saales im Hause des Banquier Hermann Magnus in Berlin. Von kostümlich interessanten Bildern größeren Umfangs ist eine „Spielergesellschaft in Venedig“ und ein „musikalisches Trio“ bemerkenswerth. Nach der Reorganisation der Berliner Akademie zum Lehrer an dieselbe berufen, mußte er dieser Stellung, die er mit eifrigem Pflichtgefühl bekleidete, aus Krankheitsgründen bereits im J. 1878 entsagen. Ein Jahr zuvor war er zum letzten Male auf der akademischen Kunstaussstellung mit meisterhaften Architekturaquarellen vertreten. Von langjährigen Leiden, die mit einer Gehirnerweichung endeten, wurde er am 5. April 1880 zu Marburg an der Lahn erlöst.

[643] Vgl. Die Berliner Malerschule von 1819–1879. Studien und Kritiken von Adolf Rosenberg. – Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst 1880, Nr. 28. – Seubert, Allg. Künstlerlexikon.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Paul Friedrich Meyerheim (1842-1915), Maler und Grafiker.