ADB:Meyer, Heinrich (Numismatiker)

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Artikel „Meyer, Heinrich (Numismatiker)“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 579–580, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyer,_Heinrich_(Numismatiker)&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 06:11 Uhr UTC)
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Meyer: Heinrich M., Philolog und Numismatiker, geb. am 12. Febr. 1802 zu Oberglatt (Kanton St. Gallen), † in der Nacht vom 21./22. Mai 1871 zu Zürich. Der Sohn eines im Kanton St. Gallen in Amt stehenden zürcherischen Theologen, siedelte M. mit den Eltern nach der Vaterstadt über und besuchte da, nach damaliger Art, um den Bildungsgang in Zürich beendigen zu können, als Student der Theologie die Schulen, widmete sich aber, zumal da ihn ein Sprachgebrechen vom Predigtamte abhielt, unter trefflicher Leitung – der Professoren Bremi, Ochsner (geb. 1776, † 1849), Orelli – auch philologischen Studien. 1824 erschien seine erste Schrift, die Lösung einer gestellten Preisaufgabe: „Commentatio de Minucio Felice“, worauf eine drei Jahre dauernde Abwesenheit, vorzüglich zum Besuche der Universität Leipzig und für eine Reise nach Italien, folgte. 1828 heirathete der als Leipziger Doctor zurückgekehrte junge Philologe jene Tochter seines Lehrers Ochsner, welche dessen Freund Fr. Heinr. von der Hagen 1816 als ein „niedliches Mägdlein“ gepriesen hatte, und die enge Verbindung mit dem gelehrten Schwiegervater regte in den nächsten Jahren zur fortgesetzten Thätigkeit auf dem philologischen Gebiete an (schon 1827 in Leipzig Cicero’s Orator, – dann 1832, neu aufgelegt 1842, Oratorum Romanorum fragmenta, 1833 der einzig gebliebene Bd. I der Edition Quintilian’s, 1835 lateinische Anthologie). Doch seit 1832 Meyer’s Freund Ferdinand Keller, unter dessen eifriger Handreichung, die Gesellschaft für vaterländische Alterthümer in das Leben gerufen hatte, wandte sich nun M. ganz diesen antiquarischen Arbeiten zu (vgl. Bd. XV, S. 565–568). Am meisten interessirten ihn die Münzfunde, deren Studium er durch Uebernahme der Münzsammlung des Vereins eifrig antrat (später wählte ihn auch der Stadtbibliotheksconvent als Director des städtischen Münzcabinets), und seine wichtigsten litterarischen Bethätigungen lagen von nun an auf diesem Gebiete. Unter Benutzung der vorzüglichen nur handschriftlich niedergelegten Untersuchungen des älteren Zürcher Forschers Joh. Heinr. Schinz (s. d. Art.) ließ er zuerst 1840 in Bd. I. der „Mittheilungen“ der autiquarischen Gesellschaft die Abhandlung: „Die ältesten Münzen von Zürich oder Zürichs Münzgeschichte im Mittelalter“ erscheinen; dann folgten eben dort, in Bd. III, 1845 „Die Bracteaten der Schweiz“ (1858 in Bd. XII in neuer erweiterter Bearbeitung), 1863 (in Bd. XV) „Beschreibung der in der Schweiz aufgefundenen gallischen Münzen“. Von mehreren durch M. bearbeiteten zürcherischen Neujahrsblättern *) fallen wieder die wichtigsten in dieses Gebiet, besonders das 1869 zum Besten des Waisenhauses herausgegebene Heft über den Zürcher Medailleur des 16. Jahrhundertes, Jakob Stampfer. Aber außerdem wurde M. durch Keller auch noch zu mehrfacher weiterer Thätigkeit angeregt. Mit Unterstützung seines Freundes Ettmüller (vgl. Bd. VI, S. 398–400) gab er 1849 (in Bd. VI der Mittheilungen) die bleibend werthvolle Sammlung: „Die Ortsnamen des Kantons Zürich, aus den Urkunden gesammelt und erläutert“ heraus; 1853 kam (Bd. VII) „Geschichte [580] der XI. und XXI. Legion“, 1856 (Bd. XI) „Die Votivhand, eine römische Bronze von Aventicum“, 1861 (Bd. XIII) „Römische Alpenstraßen in der Schweiz“. Außerdem hatte 1855 M. mit Keller und G. von Wyß den „Anzeiger für schweizerische Geschichte und Alterthumskunde“, 1868 und 1869 an dessen Stelle, wieder neben Keller, die „Berichte der antiquarischen Gesellschaft“ und den „Anzeiger für schweizerische Alterthumskunde“ in das Leben rufen helfen, für beide Notizblätter zahlreiche archäologische, besonders numismatische Artikel geschrieben, ferner zugleich mit dem Freunde 1865 (in Bd. XV. der Mittheilungen) einen „Ersten Nachtrag zu den Inscriptiones Confoederationis Helveticae Latinae von Th. Mommsen“ gesammelt und herausgegeben. Durch ausgebreitete Correspondenz, auf häufigen Reisen – 1855 erschien: „Ein Besuch im brittischen Museum, nebst einigen Mittheilungen über London“ – hielt sich M. mit auswärtigen Fachgenossen in Verbindung. Durch seine freundliche entgegenkommende Art gewann er auch ihm noch unbekannte Persönlichkeiten für sich (man vgl. einen Brief Joh. Fr. Böhmer’s von 1859, in Janssen’s Ausgabe, Bd. III, S. 310); sein vorzüglich auch durch die feine liebenswürdige Art der Gattin belebtes Haus „im Berg“ war nicht zum wenigsten für die in Zürich bethätigten Repräsentanten deutscher Gelehrsamkeit ein erwünschter Anziehungspunkt. Ganz unerwartet erlag M. einem Schlaganfalle: durch Schenkungen an die ihm eng befreundeten wissenschaftlichen Institute bewährte er noch über seinen Tod hinaus sein Interesse an den Arbeiten, denen er als unabhängig stehender Privatmann sein Leben gewidmet hatte.

Vgl. die Bd. XV, S. 568 citirte Denkschrift der antiquarischen Gesellschaft, sowie die als Manuscript gedruckte Gratulationsschrift zum 70. Geburtstage der Mutter, 1879: „Das Haus ‚Im Berg‘, seine Bewohner und Gäste, 1830–1850“ (verfaßt vom Sohne Dr. Herm. Meyer, dem Autor des Buchs: Die schweizerische Sitte der Fenster- und Wappenschenkung vom XV. bis XVII. Jahrhundert, 1884).

[579] *) Zu Bd. XII S. 277 bringe ich hier als Berichtigung nach, daß eben der hier geschilderte Heinrich M. auch der Verfasser des dort citirten Neujahrsblattes über Heß ist (ebenso hat derselbe insbesondere auch im gleichen Cyclus der Künstlergesellschaft für 1852 das Leben des in Jena verstorbenen Heinrich Meyer von Zürich – nicht von Stäfa – geschildert).