ADB:Mellin, Friedrich Albert Immanuel

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Artikel „Mellin, Friedrich Albert Immanuel“ von Lionel von Donop in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 299–300, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mellin,_Friedrich_Albert_Immanuel&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 02:29 Uhr UTC)
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Mellin: Friedrich Albert Immanuel M., königlich preußischer Generalbaudirector, geb. zu Magdeburg am 27. Juni 1796. Sein Vater, Consistorialrath und Prediger an der deutsch-reformirten Gemeinde daselbst, mit Kant persönlich befreundet und ein eifriger Anhänger seiner Lehren, trieb neben den Berufsgeschäften mit Vorliebe mathematische Studien, wodurch er auf den Bildungsgang des Sohnes, der das Domgymnasium zu Magdeburg besuchte und frühzeitig im Zeichnen sich übte, bestimmend einwirkte. Zu seiner theoretischen Vorbildung bezog der junge M. 1812 die Universität zu Halle und gewann dort gleichzeitig unter Anleitung des Landbaumeisters Hesse Verständniß für das praktische Baufach. Mit jugendlicher Begeisterung betheiligte er sich in den Jahren 1814 und 1815 an den Freiheitskriegen, focht als Husar bei der Avantgarde in der Schlacht von Belle-Alliance, zog am 7. Juli 1815 mit in Paris ein und wurde zu Anfang 1816 als Offizier aus dem Militärdienst entlassen. Mit Energie auf ein bestimmtes Lebensziel bedacht, begab sich M. im October [300] 1818 zur Vorbereitung für das Examen zum Bauconducteur nach Berlin und unternahm eine mehrmonatliche Studienreise in Deutschland, nach der Schweiz und Oberitalien. Im J. 1822 zum Landbauinspector in Magdeburg ernannt, wo er die Gründung des Kunstvereins veranlaßte, wurde ihm 1826 die Oberleitung zur Wiederherstellung des Magdeburger Domes und die Herausgabe eines Werkes über den Bau in Gemeinschaft mit Rosenthal übertragen. Nach vorübergehender Thätigkeit in Cöslin war M. seit 1833 als Regierungs- und Baurath vielseitig im Magdeburger Kreise beschäftigt, während ihn die Stadt Hamburg 1840 durch einen Auftrag behufs neuer Organisirung des öffentlichen Bauwesens ehrte. Den Schwerpunkt seiner späteren Wirksamkeit fand M. in der Förderung und Belebung des Verkehrs durch Anlage von Eisenbahnen in seinem Vaterlande, deren Betrieb er in England kennen gelernt hatte. Mit hervorragendem Talente für die Verhandlungen über Regulirung des Eisenbahnverkehrs begabt, gelang es ihm im Berathungsprotokoll vom 5. April 1843 durchgreifende Grundsätze für bahnpolizeiliche und technische Vorschriften aufzustellen. Ohne die freie Entwicklung der verschiedenen Eisenbahngesellschaften zu behindern, vertrat M., 1843 als Geheimer Regierungsrath in das Finanzministerium berufen und im folgenden Jahre zum Geheimen Finanz- und vortragenden Rath ernannt, die staatlichen Interessen in den technischen Eisenbahnangelegenheiten und bearbeitete zahlreiche neue Projecte zur Erweiterung des preußischen Verkehrsnetzes. Er erledigte außerdem wichtige theoretische Vorfragen über den Bau der Weichselbrücken und die umfassenden Regulirungspläne der Oder und des Weichseldeltas. Nach der seit 1850 erfolgten Abänderung in der Organisation der oberen Bauverwaltung in Preußen stand M. als Ministerialdirector der Abtheilung für das Bauwesen wie für die Eisenbahnen vor. In seiner angesehenen Stellung war er mit Erfolg bemüht, durch rationelle Vereinigung des öffentlichen Bauwesens mit den Verwaltungsinteressen höherem Zwecke zu dienen. In den Berathungen, welche 1849 eine erweiterte Einrichtung der Bauakademie herbeiführten, galt es ihm in erster Linie um die freiere Ausbildung der Studirenden, welche in M. stets einen humanen Berather ihrer Bestrebungen fanden. Die vielseitige Arbeitskraft Mellin’s galt endlich der mit General Oetzel und Professor Dove berathenen Verwerthung der elektrischen Telegraphie für die Eisenbahn. In Anerkennung seiner namhaften Verdienste wurde er bei Eröffnung der Ostbahn am 9. August 1853 zum königlichen Generalbaudirector ernannt. Rastlos bis an seine letzten Tage thätig ward M. am 2. April 1859 in Folge von Brustkrämpfen dem Leben entrissen. Die Baumeister Preußens errichteten ihrem verehrten Fachgenossen ein Grabdenkmal auf dem Louisenstädtischen Friedhofe zu Berlin.

Vgl. den ausführlichen Nekrolog von C. Hoffmann in Erbkam’s Zeitschrift für Bauwesen. 1859.