Empfohlene Zitierweise:

Artikel „May, Andreas“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 272–273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:May,_Andreas&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 13:05 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Maximilian Joseph
Band 52 (1906), S. 272–273 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Andreas May in der Wikipedia
Andreas May in Wikidata
GND-Nummer 116858672
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|52|272|273|May, Andreas|Ludwig Julius Fränkel|ADB:May, Andreas}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116858672}}    

May: Andreas M., Jurist und Dramatiker, wurde am 12. November 1817 zu Bamberg als Bierbrauerssohn geboren, wo er auch das Gymnasium und das bischöfliche Lyceum besuchte. Dann studirte er an den Universitäten Würzburg und München die Rechte, promovirte 1842 zum Dr. juris und machte zu Bayreuth mit Note I das juristische Staatsexamen. 1843 trat er als Accessist beim kgl. Appellationsgericht von Oberfranken ein und wurde in gleicher Eigenschaft 1848 nach München versetzt. Hier fungirte er, wie alle Rückblicke bei der fünfzigjährigen Wiederkehr beider Daten hervorhoben, als Protokollist bei zwei historisch denkwürdigen Verhandlungen des Jahres 1849: nämlich am 18. Januar bei der ersten öffentlichen Sitzung des kgl. Kreis- und Stadtgerichtes sowie am 22. Februar bei der ersten Schwurgerichtssitzung Baierns, die unter ganz außerordentlichem Zudrange im Bibliotheksaale des Alten Akademiegebäudes stattfand. 1851 wurde M. zum wirklichen Assessor am Stadtgericht München, 1853 zum Rath an diesem, 1865 zum Appellationsgerichtsrath befördert. Mehrfach waltete er als Schwurgerichtspräsident. Im J. 1875 zum Rathe am Obersten Gerichtshofe befördert, trat er auf Grund eines leichten Schlaganfalles 1878 in den Ruhestand. In diesem hat er noch zwei Jahrzehnte bis zum Tode – am Abend des 7. Januar 1899 – in ernster Pflege der alten Classiker und der deutschen Litteratur sowie mit eigenen dramatischen Arbeiten verbracht, welchen er auch vorher schon alle seine Mußestunden geweiht hatte. Er hat auch dem Münchener Zweigverein der Deutschen Schillerstiftung, an deren Mitbegründung er lebhaften Antheil genommen, lange Jahre als Vorstand seine Kraft zur Verfügung gestellt. Mit den Dichtern Em. Geibel, Melchior Mayr, Hermann v. Schmid, Paul Heyse hat M. in freundschaftlichen Beziehungen gestanden.

M. erwarb erst durch seine poetisch-dramatische Thätigkeit in weiten Kreisen Anerkennung und Ruf. Zunächst debütirte 1844 die Dichtung „Assur“ unter Pseudonym „Richard Franke“. Diese rühmt eine Kritik in den „Blättern für litterarische Unterhaltung“ (29. März 1845, Nr. 88) als „eine Leistung, auf die in Lessing’s und Gerstenberg’s Zeit ganz Deutschland unstreitig mit stolzem Erstaunen geblickt haben würde und die jetzt wahrscheinlich unbekannt, ungewürdigt von der nächsten Fluthwelle der poetischen Strömung, die mit dem Monde wiederkehrt, für immer begraben sein wird usw.“ Aehnliches Lob spendeten Aachener Zeitung 2. Juni 1844; Nürnberger Bl. f. Theater aus Otto Wigand’s Vierteljahrsschr. Juni 1844; Bamberger Diöcesanbl., Jhrg. 1845, Nr. 34. Gleichfalls ins erzählende Gebiet gehört eine Novelle „Frauenehre“, in „Westermann’s Monatsheften“ 1866 gedruckt. Fürder sollte sich M. ausschließlich, aber mit starker Hingabe in Thalia’s Dienste bethätigen. 1867 hat er seine älteren Dramen in 2 Bänden vereinigt. Heinrich Kurz ließ sich 1872 über diese wie folgt aus: „In die Regierung Ludwig’s XIII. fällt „Cinq-Mars“, Trauerspiel in 5 Aufzügen. Wie auch in seinen anderen Stücken … in den ,Dramen“ … hat M. in ‚Cinq-Mars‘ den fruchtbaren Stoff nicht auszubeuten verstanden, es gelingt ihm nicht, die einzelnen Begebenheiten gehörig zu motiviren, dagegen ist Dialog und Sprache von frischer Lebendigkeit. Bedeutender als ‚Die Jünger der Freiheit, Schauspiel in 5 Aufzügen‘ und ‚Zenobia, die letzte Heidin, Trauerspiel in 5 Aufzügen‘ ist ‚Der Courier in die [nicht: in der] Pfalz oder Die Schlangen des Jupiter, Lustspiel in 5 Aufzügen‘, das von frischem Humor eingegeben ist, und ‚Wittenborg, Drama in 5 Aufzügen‘, das von Fortschritt in der künstlerischen Behandlung zeugt. Am gelungensten ist ‚Amnestie‘, ein Drama, dessen Situationen gut erfunden und wirkungsvoll dargestellt sind und das durch humane und liberale Gesinnung Wohlgefallen erregt.“ Zur Aufführung kamen im Hof- [273] und Nationaltheater in München: 1848 „Cinqmars“ (1849 in Dresden), 1849 „Der König der Steppe“ (d. i. Mazeppa), 1853 „Zenobia“, 1855 „Die Gäste von Belle Esperance“, 1869 „Der Courier in die Pfalz“ (vorher 1858 in Karlsruhe, auch in Berlin). 1866 errang bei einem Preisausschreiben des damaligen Volkstheaters am Gärtnerplatze zu München das Schauspiel „Amnestie“ den ersten Preis, wurde unter starkem Beifall am 26. Januar und fernerhin dort häufig aufgeführt und machte dann die Runde über fast alle deutschen Bühnen. Ferner wurde 1868 im Münchener Hoftheater „Das Stammschloß“ und ebendort 1881 „Heimkehr“ – beide Schauspiele 1881 gedruckt – zur Darstellung gebracht, letzteres auch anderwärts. Wenn auch May’s dramatische Leistungen größtentheils nur in der bairischen Hauptstadt begeisterte Aufnahme fanden, so setzt doch R. Prölß ungünstig das schöne Talent, welches leider über das Weichbild Isar-Athens hinaus wenig sicheren Anklang errungen, entschieden arg herab, indem er sagt: „ein anderer damals in München begünstigter Dramatiker“ (neben Herm. v. Schmid). Als weitere Dramen May’s sind zu nennen: „Prinzessin Else“, „Bruder Schulmeister“, „Der Zögling von San Marco“, letztere Tragödie 1883 gedruckt. Bedauerlicher Weise haben May’s Werke, besonders seine späteren Dramen, keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und sind fast spurlos vorübergegangen. Zu Unrecht! Denn sie bestätigen sicherlich Hyacinth Holland’s prägnantes Gesammturtheil: „In seinem Bestreben, reale Stoffe zu gestalten, war M. ein gemäßigter, seiner Kraft vollbewußter Vorläufer der neueren Bühne und ihrer Forderungen.“

Kurzer Nachruf in den Münchener Neuest. Nachr. Nr. 14 v. 10. Jan. 1899, S. 2–3 (vgl. ebenda Nr. 16, S. 3, Nr. 21, S. 4, auch Nr. 65, S. 4): die Angabe daselbst, May’s dramatisches Schaffen sei durch die Jahre 1850 und 1870 begrenzt, stimmt, wie oben ersichtlich, keineswegs. – Nekrolog nebst knapper Würdigung durch Hyac. Holland in Bettelheim’s Biograph. Jahrbch. u. Dtsch. Nekrolog IV, 118, der sich auf oben citirten Heinr. Kurz, Gesch. d. dtsch. Litt. IV, 494 (vgl. 519 b u. 521 b), sowie auf Frz. Brümmer’s knappe lebensgeschichtliche und biographische Daten in seinem Lexikon d. dtsch. Dicht. u. Pros. d. 19. Jhrhs. III, 36 beruft. In obigen Ausführungen auch Rob. Prölß, Gesch. des neueren Dramas III 2, 341 f., herangezogen. Controlle des Materials für vorstehenden Artikel durch May’s Kinder. Vgl. Gottschall, Dtsch. Natnllit. d. 19. Jhdts. IV, 92. Lewicki (über Mazeppa i. d. dtschn. Litteratur), Ruthen. Revue (Wien) II, 21/23 nennt May’s Behandlung historisch ziemlich exact, aber künstlerisch durchaus unzureichend (Lit. Echo VII, 576).