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Artikel „Maximilian Josef von Este, Erzherzog von Oesterreich“ von Oscar Criste in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 270–271, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maximilian_Joseph&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 17:19 Uhr UTC)
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Maximilian Josef von Este, Erzherzog von Oesterreich, geboren am 14. Juli 1782 in Mailand als dritter Sohn des Erzherzogs Ferdinand und der Erzherzogin Maria Beatrix von Este, wurde schon von Kindheit an für den militärischen Beruf vorbereitet und widmete sich mit Vorliebe artilleristischen Studien. Am 1. September 1805 zum Generalmajor ernannt, machte er den Feldzug im Hauptquartier des Erzherzogs Karl mit, versah dann die Dienste eines Brigadiers in Wien und wurde am 2. April 1807 Feldmarschalllieutenant und Inhaber des Artillerieregiments Nr. 2. Nach den Kämpfen bei Regensburg im J. 1809 übertrug Kaiser Franz dem Erzherzog [271] die Leitung der Vertheidigungsanstalten von Wien. Es war dies, schon mit Rücksicht auf die seit Jahren vernachlässigten Befestigungen der Reichshauptstadt und der geringen, dem Erzherzog zur Verfügung stehenden Anzahl Truppen eine schwierige Aufgabe, und sie konnte um so weniger glücklich gelöst werden, als zwischen den Ansichten des Erzherzogs und jenen mehrerer seiner erfahrenen Rathgeber eine Uebereinstimmung nicht zu erzielen war. Am 10. Mai erschienen die französischen Vortruppen unter Marschall Lannes vor Wien, und am folgenden Tage wurde die Stadt, nachdem die Aufforderung zur Uebergabe abgewiesen worden war, beschossen. Schon nach der überraschenden Festsetzung der Franzosen im Prater am 11. Mai war die Durchführung des Entschlusses, Wien noch vier Tage, bis zur Ankunft der kaiserlichen Hauptarmee zu behaupten, zweifelhaft geworden, und als am 12. morgens der Versuch, die von den Franzosen beim Lusthause im Prater geschlagene Schiffbrücke zu zerstören, mißlang, gab Erzherzog M. jeden weiteren Widerstand auf und räumte die Stadt. Im ersten Unmuth über dieses Ereigniß versetzte der Kaiser den Erzherzog nach Siebenbürgen, doch schon nach wenigen Monaten erhielt er wieder seine Eintheilung als Brigadier bei der Artillerie in Wien. Den Feldzug des Jahres 1814 machte Erzherzog M. als Divisionär im Reservecorps mit; nach Beendigung des Krieges wurde er dem Artillerie-Hauptzeugamte zugetheilt, in welcher Verwendung er, am 18. November 1818 zum Feldzeugmeister befördert, bis zum Jahre 1835 verblieb. Während dieser Zeit beschäftigte sich Erzherzog M. mit eifrigen Studien neuer Erfindungen auf dem Gebiete der Technik und Mechanik; besondere Aufmerksamkeit aber wandte er fortifikatorischen und artilleristischen Fragen zu. Schon vor dem Jahre 1809 war die Befestigung des Donauthales angeregt worden, aber der Gedanke, theils wegen des nachfolgenden Krieges, theils aus Rücksicht auf die großen Kosten der Befestigungen von Komorn wieder aufgegeben worden. Erst später nahm man den Plan wieder auf, Linz wurde zum Mittelpunkt des neuen Befestigungssystems ausersehen, und es entstanden auf Anregung und unter der Leitung des Erzherzogs M. in den Jahren 1828–1834 bei Linz jene Befestigungswerke, die unter dem Namen „Maximilianische Thürme“ bekannt sind. Wenn auch durch die technischen Errungenschaften neuerer Zeit überholt, gehören diese Thürme zu den wichtigsten fortifikatorischen Verbesserungen und sichern ihrem Schöpfer einen ehrenvollen Namen in der Geschichte der Befestigungskunst.

Nach dem Tode des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Anton, 2. April 1835, wurde Erzherzog M., der bereits seit 1801 Ritter des deutschen Ordens und seit 1805 Verwalter der Ballei Franken war, am 22. April einstimmig an dessen Stelle gewählt und am 26. April zum Inhaber des Infanterieregiments Nr. 4 ernannt. Unausgesetzt mit militärwissenschaftlichen Studien beschäftigt, als deren Frucht im J. 1852 das Werk „Versuch eines Kriegssystems des österreichischen Kaiserthums“, 28 Bände mit 256 Tafeln, erschien, machte Erzherzog M. von den reichen, ihm zur Verfügung stehenden Mitteln den edelsten Gebrauch und namentlich im weiteren Umkreise seines herrlichen Wohnsitzes Ebenzweier am Traunsee verehrten die Bewohner in ihm ihren Wohlthäter. Im März 1863 erkrankte der Erzherzog, dem nach Auflösung des Artillerieregiments Nr. 2 im J. 1854, die Inhaberschaft des Artillerieregiments Nr. 10 (jetzt Nr. 6) verliehen worden war, und am 1. Juni jenes Jahres verschied er auf Schloß Ebenzweier.

Acten des k. u. k. Kriegs-Archivs. – Militär-Zeitung Nr. 42 und 44 vom Jahre 1863. – Hirtenfeld, Oesterreichischer Militär-Kalender für 1864.