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Artikel „Maurenbrecher, Johann“ von Wilhelm Maurenbrecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 693–695, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Maurenbrecher&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 06:04 Uhr UTC)
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Maurenbrecher. Johann M. und seine Nachkommen, die Gründer und Inhaber der Bergischen Fahrposten. Die Familie M. gehört zu den ältesten Gliedern der reformirten Gemeinde in der Stadt Düsseldorf; das Steuerregister des Herzogthums Berg von 1632 zählt mehrere dieses Namens auf, die in den [694] Außengemeinden der eigentlichen Stadt, in Pempelfort und Derendorf wohnten. Von einem derselben, Adolf M., wissen wir, daß er 1630 als Besoldeter des Kölner Kurfürsten dem Verkehrswesen diente. Ein Anderer, Tilman M., der ebenfalls das Gewerbe eines Fuhrmanns in Pempelfort betrieben zu haben scheint, kaufte am 25. Februar 1639 ein Haus in der Stadt (in der Zollstraße, später „Zum Kanon“ genannt) und siedelte mit seiner Familie in die Stadt. Sein Sohn Johann, Fuhrmann wie der Vater, dehnte den Grundbesitz in der Stadt aus und richtete im Herzogthum Berg die „Fahrenden Posten“ ein; ein Jahresdatum ließ sich für diesen ersten Anfang der Bergischen Post bisher nicht erweisen, wahrscheinlich fällt derselbe schon ins dritte Jahrzehnt. Urkundlich fest steht dagegen die Verleihung eines landesherrlichen Privilegium seitens des über Berg und Jülich herrschenden Pfalzgrafen Philipp Wilhelm, (d. d. Grimmlinghausen, 8. Juni 1668: durch dasselbe hat Johann M. das ausschließliche Recht empfangen, eine Fahrpost, sowol zwischen Düsseldorf und Köln als zwischen Düsseldorf und Wesel (mit weiteren Postanschlüssen) mit obrigkeitlich geregelten Abfahrtszeiten und Fahrpreisen zu unterhalten. Seitens des Landesherren von Cleve, des Brandenburger Kurfürsten Friedrich Wilhelm wurde demselben Johann M. am 29. März 1675 das Recht ungehinderter zollfreier Durchfahrt durch das Cleve’sche Gebiet zugesprochen, damit er seinen Weseler Postwagen bis nach Nimwegen, also auf holländisches Land, weiterführen konnte. Die Stellung des Postbegründers am Niederrhein erbten Johanns Söhne: Samuel († 1685), Johann Reinhard († 1705) und Johann Dietrich † 1728). Die Nachkommen des ältesten Bruders schieden aber bald aus dem Postgeschäft aus; sie wurden Zinngießer, Juweliere und Goldschmiede und verbreiteten sich von Düsseldorf nach holländischen Städten, auch nach Krefeld und Elberfeld. Die Brüder Johann Reinhard und Johann Dietrich leiteten gemeinschaftlich das Postwesen und übertrugen ihren Antheil später an ihre Söhne, die als „Vettern Maurenbrecher“ in den landesherrlichen Rechnungsbüchern im Besitz jener Posten nachweisbar sind. Aber Johann Reinhards Linie starb mit seinem Sohne Johann Heinrich 1757 aus, so daß der jüngere Zweig der Familie sich zuletzt allein im Besitz der von Johann M. gegründeten Post behauptete. Allerdings verloren sie jenen Köln-Düsseldorfer Postcours (wann? und weshalb? ist bisher noch nicht festgestellt), aber der Weseler Postwagen verblieb ihnen und sie erwarben dazu noch 1767 durch kurfürstliches Decret vom 14. November das Privilegium der Fahrpost zwischen Düsseldorf und Achen via Jülich. Mit der Post scheinen sie Weinhandel verbunden zu haben. Und einer recht angesehenen Stellung in Düsseldorf erfreute sich das Geschlecht, besonders seitdem jenes Johann Dietrich Sohn, Johann Heinrich, der seines Vater Antheil an der Post erbte (geb. 1691, † 1753), sich seine Frau aus der sehr wohlhabenden und im Bergischen Lande hoch angesehenen Familie Bernsau gewählt (1730). Nach der Vereinigung der verschiedenen Antheile in der Hand seines Sohnes Johann Wilhelm (geb. 1742, † 1784), nahm die „Maurenbrecher’sche Post“ noch einen großen Aufschwung; einer seiner Brüder Johann Heinrich Ludwig war in Breda Kaufherr geworden, ein anderer, Johann Gabriel, als Prediger nach Kopenhagen gegangen. Des letzteren Nachkommen zogen später nach Holland und wirkten als Civil- und Militärbeamte im holländisch-ostindischen Dienste. Das Postgeschäft in Düsseldorf leitete nach Johann Wilhelms plötzlichem Tode seine Wittwe (Elisabeth, geb. Nacken) von 1784 bis 1795 als Vormünderin ihrer minderjährigen Kinder, eine Frau starken unternehmenden Geistes. Verbesserungen und Ausdehnungen hatte sie in ihrer Post anfangs angestrebt, dann aber griffen die Kriegswirren zwischen Frankreich und Deutschland störend in den Postbetrieb ein. Das französische Bombardement von [695] Düsseldorf (in der Nacht vom 6. zum 7. October 1794) that großen Schaden an dem Postmaterial; die Postwagen nach Achen konnten kaum ordnungsmäßig ihre Fahrt aufrecht erhalten; die Wittwe erbat und erhielt von der preußischen Regierung in Cleve (d. d. 1. September 1795) die Zustimmung, den bisherigen Weseler Wagen nur bis Duisburg gehen zu lassen. Nach dem Tode seiner Mutter (October 1795) übernahm der noch minderjährige, älteste Sohn, Peter Wilhelm (geb. 4. November 1777) die Führung des Geschäftes; 1798 mußte der Achener Wagen ganz eingehen. Peter Wilhelm M., der 1801 durch Vergleich vom 22. September den Geschwistern ihre Antheile an der Post abgekauft, bemühte sich vergeblich, das Privilegium für die Route Elberfeld-Düsseldorf zu erlangen. Die französische Eroberung machte dann diesem ganzen durch Privatleute geübten, auf landesherrliche Privilegien gestützten Postwesen ein Ende; am 1. April 1806 übernahm der neue Großherzog von Berg alle Posten am Niederrhein. Die einzige Entschädigung, welche der Familie M. für die Einziehung ihres Besitzes und Rechtes gewährt wurde, war die Anstellung des letzten Inhabers der Privatpost im Dienst des großherzoglichen Postwesens (1807). Nach dem Einmarsch der verbündeten Heere (1814) trat anfangs die Reichspost der Fürsten von Thurn und Taxis in den Besitz der Post; in ihrem Dienst wurde auch M. verwendet. Erst als durch Vertrag vom 4. Juni 1816 der Uebergang der Post am Niederrhein an die Krone Preußen festgestellt war, wurde M. mit anderen Postbeamten übernommen; ihm wurde sofort die Leitung des Postwesens in Düsseldorf übertragen; der preußische Staat miethete sogar von M. die alten Räume der Familienpost für den Betrieb der Staatspost. Am 28. Februar 1817 erhielt M. die Stellung eines Oberpostdirectors zugewiesen. Nach dem Urtheil Kundiger erwarb er sich große Verdienste um die neue Einrichtung, um Pünktlichkeit und Ordnung des Betriebes. Am 1. Januar 1850 schied er aus dem Dienste aus; er lebte in Düsseldorf, als eine der populärsten Persönlichkeiten des niederrheinischen Landes, bis zu seinem Tode, 12. November 1861.

Die einzelnen Angaben dieser Familiengeschichte beruhen theils auf Mittheilungen aus dem Düsseldorfer Staatsarchiv und den Kirchenbüchern der dortigen reformirten Gemeinde, theils auf Aktenstücken und Aufzeichnungen, besonders Stammbüchern, die im Privatbesitz sich vorgefunden haben.