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Artikel „Martini, Moritz Gustav“ von Melchior Josef Bandorf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 514–515, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martini,_Moritz_Gustav&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 15:53 Uhr UTC)
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Martini: Moritz Gustav M., Irrenarzt, geb. 17. Dezember 1794 zu Pirna, erhielt seine erste Bildung auf der Fürstenschule zu Schulpforta. 1811 bezog er die Universität Leipzig, um Medicin zu studiren. Nachdem er während der Kriegsjahre 1813–1815 seine Studien unterbrochen und in seiner Vaterstadt in den Lazarethen als Hilfsarzt mitgewirkt hatte, wo er die Bekanntschaft des Irrenarztes Pienitz und des Ophthalmologen Schmalz machte, legte er 1818 die Prüfung pro licentia praxeos ab und wurde 1822 zum Doctor der Medicin und 1823 zum Doctor der Philosophie promovirt. Schon stand er im Begriffe sich für Augenheilkunde zu habilitiren, als ihn häusliche Verhältnisse abermals nach Pirna und in die Nähe von Pienitz riefen. Nachdem er bei diesem einige Zeit als Assistent thätig gewesen und bei einem nun folgenden längeren Aufenthalte in Berlin Langermann näher getreten war, berief ihn 1824 Minister von Altenstein zum Director der neu zu errichtenden schlesischen Provinzialirrenheilanstalt in Leubus. Eine Reise nach Paris und der intime Verkehr mit Esquirol förderten noch seine Kenntnisse in der Psychiatrie. 1830 eröffnete er die Anstalt [515] zu Leubus, an welcher er 42 Jahre lang wirkte. Durch seine bedeutenden ärztlichen Eigenschaften, sowie seine ungewöhnlichen organisatorischen Anlagen brachte er dieselbe bald auf eine hohe Stufe, während er gleichzeitig auf die Entwickelung des Irrenwesens besonders in der Provinz Schlesien einen maßgebenden Einfluß gewann. Seine Muße benutzte er zu manchen anregenden schriftstellerischen Arbeiten. Das zunehmende Alter veranlaßte ihn, die Stelle im J. 1872 niederzulegen, worauf er sich nach Görlitz zurückzog, wo er am 11. Juli 1875 an den Folgen eines Oberschenkelbruches starb.

Vgl. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. XXXII, 1875, pag. 716.