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Artikel „Martines, Marianne“ von Carl Ferdinand Pohl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 498–499, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Martines,_Marianne&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:47 Uhr UTC)
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Martines: Marianne M., geb. zu Wien am 4. Mai 1744, war die Tochter des beim päpstlichen Nuntius als Gentilhuomo oder Ceremonienmeister in Amt stehenden Spaniers Nicolò M., welcher mit dem ihm befreundeten Abbate Pietro Metastasio lebenslang dieselbe Wohnung inne hatte. Metastasio nahm sich der Erziehung der Kinder seines Freundes und namentlich der älteren Tochter Marianne liebevoll an und ließ sie in Gesang und Composition bei dem berühmten Porpora, in Clavier bei Joseph Haydn, der damals eine Dachkammer über der Wohnung Metastasio’s bezogen hatte, unterrichten. Die übrige vielseitige Bildung seines Lieblings übernahm Metastasio selbst. M. zeigte sich dieser väterlichen Liebe würdig und wurde bald durch ihre Geistesgaben, durch ihr Talent in Composition und Gesang der Liebling der feineren und höchsten Kreise. Selbst die Kaiserin Maria Theresia, welche die Familie in den Ritterstand der k. k. Erblande erhoben hatte, gab ihr wiederholt Beweise ihrer Huld und ihres Interesses für ihre schönen Talente, die auch in musikalischer Beziehung den Beifall des Dr. Burney, der sie im J. 1772 singen hörte, Adolf Hasse, Abt Gerbert und [499] Mozart sich erwarben. Metastasio hatte die Familie testamentarisch reich bedacht: die Geschwister gaben fortan in ihrer Wohnung wöchentlich musikalische Abendunterhaltungen, denen die namhaftesten Künstler beiwohnten. M. widmete sich nun der Ausbildung talentvoller Schülerinnen und der Composition. Schon 1773 war sie von der musikalischen Akademie zu Bologna zum Mitglied ernannt worden. Das Oratorium „Isacco“ nach Metastasio, das sie kurz vor seinem Tode componirt hatte, wurde 1782 von der Tonkünstler-Societät aufgeführt. Ihre Compositionen bestehen außerdem aus zahlreichen Werken für die Kirche, darunter eine Messe, die 1761 mit vielem Beifall aufgeführt wurde, zwei weiteren Oratorien, italienischen Psalmen in Metastasio’s Uebersetzung zu 4–8 Stimmen mit Instrumentalbegleitung, lateinischen Solomotetten, vielen Arien und Cantaten, 12 Concerten und 31 Sonaten für Clavier, einer Symphonie und mehreren Ouverturen. Einen Theil dieser Werke in der Componistin Handschrift besitzt das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. M. starb, wenige Tage nach dem Tode ihrer jüngeren Schwester Antonie, am 13. December 1812.